Die Kritiker: «Erlebnis Erde: Serengeti - Der große Aufbruch»

Inhalt
Die Serengeti, eine großartige, unberührte Landschaft erstreckt sich viele Hundert Kilometer von Tansania bis an die nördlichen Ausläufer des Schutzgebietes in Kenia. Alljährlich wiederholt sich in diesem 30 000 Quadratkilometer großen Gebiet im Osten Afrikas ein grandioses Naturereignis. Fast zwei Millionen Antilopen, Büffel, Gazellen, Gnus und Zebras ziehen Hunderte von Kilometern weit auf der Suche nach Nahrung und Wasser durch die schier endlose Savanne. Von den Weiten der Ebenen unter den Vulkanen des Kraterhochlandes, über die dornigen Buschländer der zentralen Serengeti bis zu den üppigen Weiden im Norden an der Grenze Kenias im Nationalpark Massai Mara über den Ngorongoro Krater.

Sie benutzen immer dieselben Routen und müssen dabei, dem Wechsel von Regen- und Trockenzeiten unterworfen, größte Hindernisse überwinden. Ihnen dicht auf den Fersen ihre natürlichen Feinde: Löwen, Leoparden, Geparde und Hyänen. Kaum anderswo auf der Welt bietet der Kampf ums Überleben ein so grandioses, Schauspiel wie im Massenzug der Tiere in der Serengeti.

Kritik
Die Fußstapfen, in die der Filmemacher Reinhard Radke treten möchte, sind groß. Er tritt mit seiner 2008/09 gedrehten Dokumentation «Serengeti» sozusagen das Erbe von Bernhard und Michael Grzimeks oscarprämierten Dokumentarfilms «Serengeti darf nicht sterben» aus dem Jahr 1958/59 an. Dieser gilt bis heute als einer der – wenn nicht sogar als „der“ – bedeutendste Tierfilm Deutschlands. Stand damals noch das mahnende und aufklärende Wort Grzimeks im Mittelpunkt der Produktion, hat sich die inoffizielle Neufassung aber auf ganz andere Schwerpunkte konzentriert. So werden dieses Mal die Wanderungen der Tierherden bei der Suche nach Nahrung und Wasser beobachtet, aber auch die Jagd und der Beutefang nehmen einen wichtigen Teil der Handlung ein. Beobachten ist die Devise, Informationen werden hier und da, wohldosiert zwischen gestreut.

Ausgestattet mit modernster und hochauflösender Technik rücken Radke und Co. die Tiere und ihre phänomenale Optik in den Mittelpunkt. Mittels Super-Zeitlupe, atemberaubender Zeitrafferaufnahmen und Bewegungsstudien der unterschiedlichsten Savannen-Gattungen wird dieses Ziel auch erreicht. Das Ergebnis ist zum Teil wirklich gigantisch und faszinierend. So kann man den im Wasser wartenden Krokodilen zuschauen, wie sie Jagd auf die am Ufer trinkenden Gnus machen. Jagdszenen von unterschiedlichsten Raubkatzen und beeindruckende Totalen runden das Gesamtbild ab. Ein besten Sinne klassischer Dokumentarfilm, der sich angenehm vom Protz und Gigantismus der neueren Kinoproduktionen in diesem Genre abzusetzen vermag.

Einziges Manko der bildlich und dramaturgisch sehr gelungen Dokumentation ist der doch sehr eintönige Kommentar von Hardy Krüger Jr. aus dem Off. Er hält sich zwar angenehm zurück mit der Fülle an Worten, doch die Monotonie seiner Worte und das teilweise abrupte Beenden seiner Sätze stören ein wenig. Gerade bei letztgenanntem Fakt hat man teilweise das Gefühl, es sollten noch erklärende Worte folgen – diese bleiben allerdings dann aus. Was zählt, sind aber nach wie vor die wunderschönen Aufnahmen der Serengeti. Und diese sind und bleiben bis dato so unübertroffen.

Das Erste zeigt den Dokumentarfilm «Serengeti» im Rahmen seiner Reihe «Erlebnis Erde» als zweigeteiltes Event. Das schmälert den Sehgenuss ein wenig, sollte aber durch die hohe Qualität jedes Teils aber wieder entschädigt werden.

Das Erste zeigt den Zweiteiler «Erlebnis Erde: Serengeti» ab dem 16. April 2012 jeweils montags um 20:15 Uhr.
15.04.2012 09:42 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/56120