Die Mutter aller Sender!

Momentan spüren wir einige Bewegung im großen TV-Karussell. Jauch moderiert ausladend bei der ARD, Gottschalk gab die große Unterhaltungsshow auf, Schmidt und Kerner versuchen sich auf Kuba.1 . Feste Instanzen sucht man mittlerweile vergebens.

Noch beschäftigen sich die Überschriften mit der Nachfolge bei «Wetten dass..?». Doch schauen wir uns ruhig einmal die eigentliche Entwicklung dahinter an. «Wetten das..?» wird nicht mehr zwanzig Jahre weiter auf dem Sender existieren. Jauch wird irgendwann sein Quiz aufgeben, abgeben, oder es wird an Bedeutung verlieren. Schmidt hat sich ungewollt wieder in die alte Heimat ins Exil zurückgezogen.



Fernsehen verändert sich zur Zeit sehr stark. Die goldene Generation tritt langsam ab und die großen Marken dürften in den nächsten fünf bis zehn Jahren verschwinden. Apple testet eigene Fernseher, Google springt ebenfalls mit dem Internet in unsere Wohnzimmer und wir alle entwickeln ein individuelles Sehverhalten. Wir folgen mit Klicks Empfehlungen zu kurzen Clips, empfehlen uns Videos und unterscheiden dank der Technik immer seltener zwischen Fernsehen und Angebot aus dem Netz. Der Inhalt des Schirms kommt von allen Seiten und das Fernsehen verliert dabei immer mehr seine alte Vormachtstellung.

Es wird schwieriger werden große Budgets für TV-Shows rauszuhauen. Dagegen wird man sich gerade deshalb mit Bombast-Produktionen und neuen Castingformaten stemmen. Hollywood-Filme wirken schon oftmals günstig produziert. Wir haben die großen Filme, die teuren Serien und die vielen Clips und Videos aus dem Netz. Es vermischt sich immer mehr und durch Möglichkeiten wie Crowdfunding entwickeln die Zuschauer nun schon in Gemeinschaften selbst Fonds zu Spielen und Filmen.

Waren wir vorher durch die Kanäle der TV-Anstalten vom Programm abhängig, so wird das Fernsehen in der Vielzahl der Angebote nun selbst zum Kanal. Damit muss Fernsehen auf kurz oder lang günstiger produzieren und die großen Produktionsformen werden es schwerer haben. Sie haben auch von allen Seiten Konkurrenz zu spüren. Am Horizont sieht es derweil auch trostlos aus. Was wenn die alte Garde abtritt? Elstner, Gottschalk, Jauch, Kerner, Schmidt werden nicht jünger. Hier sieht man bis auf Kuttner und den zwei Schergen von «ZDFneo» keine massenkompatiblen Zugpferde. Das wird sich noch als Problem rausstellen. Oder vielmehr einfach die Entwicklung sein. Vielleicht verlängern Pilawa und Lanz das Leben dieser Ära noch ein wenig.

Vielleicht ist das aber auch nicht abzuwenden. Das Fernsehen hat Generationen geprägt, Zuschauer begleitet und nun sind die Zuschauer erwachsen und wollen selbst auswählen. Fernsehen wirkt ein wenig wie die Mutter unserer Medienlandschaft. Man zieht aus ins Netz und zu den neuen Angeboten, schaut ab und an zum Kaffee vorbei und irgendwann wird man für die Sender und Moderatoren von einst wohl einen Platz im Heim suchen müssen.

Ob da wohl noch Silbereisen sendet?

Ihr

Rob Vegas
12.02.2012 14:41 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/54916