Never fuck the Media!

Haben Sie schon einmal versucht den Medien die Schuld an einer Sache zu geben? Die Medien! Die sind dafür verantwortlich. Findige Journalisten werden diesen Satz nicht auf sich sitzen lassen.

Vielmehr folgt dann schnell die Nachfrage in einer der Talkshows. Wen genau meinen Sie? Sie können doch nicht einfach so generell auf die Medien eindreschen. Welches Blatt meinen Sie? Mit dieser Kritik geht man zwangsläufig unter. Man verliert das Duell. Zu oberflächlich ist jene Kritik am System. Man verurteilt es komplett.

Nur haben die Medien an manchen Dingen schuld? Kann man die Medien nicht anprangern und geht mit seiner generellen Kritik schnell in der Diskussion als Verlierer hervor, so haben die Medien anscheinend auch nie Schuld. Sie legen lediglich den Finger in die Wunde, bringen Themen ans Licht und wachen mit ihrem journalistischen Auge über die Welt. Versuchen sie einmal die Medien zu kritisieren. Das gelingt Ihnen nur in den seltensten Fällen. Sie können BigBrother kritisieren und vielleicht das Dschungelcamp als Format anprangern, doch den Medien eine Mitschuld geben ist ein Ding der Unmöglichkeit.



Allein sich anzulegen ist schon ein Fehler. Vielmehr werden sie als oberflächlich abgetan und wahrscheinlich kein zweites Mal mehr eingeladen. Ist das richtig? Ich glaube das Problem liegt in der Masse und in dem Empfinden von Medien. Der Begriff allein bezeichnet keine direkte Zeitung, keinen Journalisten und keinen Sender, sondern vielmehr das eigene Erleben von Medien. Wir wachen auf, schnappen ein paar Sätze im Radio auf der Fahrt zur Arbeit auf, lesen Artikel und Überschriften im Netz, erhaschen einen Blick im Kiosk auf den Blätterwald und selbst an der Haltestelle steht uns ein Infoscreen gegenüber. Dazu noch das Fernsehen. Das Empfinden von den Medien ist eine Art subjektives Zapping. Durch die Auswahl dürfte es auch ein jeder Konsument anders empfinden. Hinzu muss noch eigenes Interesse addiert werden. Schließlich kann man auch über das Internet und die Auswahl dieses Empfinden beeinflussen. Sie haben diesen Artikel angeklickt. Die hübsche Studentin in der Mietwohnung gegenüber klickt sich derweil durch eine andere Medienwelt.

Es hat ein wenig was von einem Markt. Wir alle laufen über diesen Markt und doch empfinden wir unseren Gang darüber immer verschieden. Eine Art Getümmel und hier und da rufen die Standbesitzer ihre Angebote in die Welt. Wie soll man da am Ende noch einem die Schuld geben? Nur sind die Besitzer der Buden in den Medien oft mächtige Verlage, Sender und Journalisten. Sie stellen die Medien dar und sind am Ende für unser Erlebnis Markteinkauf auch verantwortlich.

Sie schaffen ein Bild in unserem Kopf. Eine Wahrnehmung des Themas und sind als Medien insgesamt verantwortlich. Genau deshalb sollte man die oberflächlich wirkende Kritik ruhig ein wenig ernster nehmen. Jeder Mitarbeiter in dieser Welt trägt zu den Bildern der Konsumenten bei. Haben Modelshows wirklich gar keine Verbindung zu immer mehr magersüchtigen Mädchen? Haben die Talkshows Ende der 90er nichts mit der Verflachung in unserer Gesellschaft zu tun?

Ich weiß. Die letzten beiden Beispiele sind viel zu konkret. Hier prangere ich wirklich explizit Formate und ihre gesellschaftliche Bedeutung an. Das ist dumm, aber ehrlich gemeint. Und auch hier kann man Heidi nicht allein den Vorwurf machen. Da kommt noch die Berichterstattung hinzu, die Werbung, die Zeitschriften und Bilder. Insgesamt kann man auch hier wieder nur den Medien die Schuld geben und scheitert im ersten Anlauf. Ich kann nämlich keinen expliziten Moment anführen. Keine konkrete Aussage und keinen Artikel. Vielmehr ist es das Empfinden. Das dagegen scheint mich und viele andere Menschen und Zuschauer nicht zu trügen. Daher gebe ich die Schuld dafür den Medien.

Sie auch? Oder bin ich jetzt oberflächlich?


Ihr

Rob Vegas
05.02.2012 05:10 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/54772