Die Kritiker: «Wilsberg: Aus Mangel an Beweisen»

Story
Der Sohn von Melanie und Thomas Rensing ist verschwunden. Von dem Jungen fehlt jede Spur. Die Polizei möchte das Ehepaar nicht einschalten, stattdessen bittet Ekki, der Cousin von Thomas, seinen Freund, Privatdetektiv Georg Wilsberg, um Hilfe. Ehe sich dieser versieht, steckt er inmitten eines auf den ersten Blick schnell gelösten Falls, der sich jedoch als verworrenes Rätsel herausstellt.

Nachdem blutverschmierte Kleidungsstücke des Jungen auf dem Grundstück des schon vor Jahren wegen angeblichen Kindesmissbrauchs angeklagten Schwendter gefunden werden, ist für die Eltern und Bewohner des Dorfes klar: der damals aus Mangel an Beweisen laufen gelassene Schwendter hat Max ermordet. Zur gleichen Zeit erhalten die Rensings eine weitere Lösegeldforderung. Wilsberg geht jedem noch so kleinen Hinweis nach und findet bald heraus, dass sich hinter dem angeblichen Entführungsfall etwas ganz Anderes verbirgt…

Darsteller
Leonard Lansink («Ein starkes Team») ist Georg Wilsberg
Oliver Korritke («Sommer in Orange») ist Ekkehardt Talkötter
Rita Russek («Zum Kuckuck mit der Liebe») ist Anna Springer
Ina Paule Klink («Sushi in Suhl») ist Alex
Roland Jankowsky («Die dunkle Seite») ist Overbeck
Claudia Michelsen («Flemming») ist Melanie Rensing
Stephan Kampwirth («Ein Dorf schweigt») ist Thomas Rensing
Michael Lott («Die Schuld der Erben») ist Wolfgang Schwendter
Kai Scheve («Neue Chance zum Glück») ist Dr. Fahle
Matthias Weidenhöfer («Die Unsichtbare») ist Kevin Erdel
Daniel Roesner («Scharfe Hunde») ist Nils Erdel

Kritik
Es sind diese Kriminalfälle, die beim ersten Lesen des Inhalts auf einen typischen Krimi ohne Überraschungen schließen lassen, beim Ansehen dann aber Wendungen bereit halten, die das Miträtseln richtig spannend machen. So auch die neue Ausgabe von «Wilsberg», in der sich ein vermutlich simpler Entführungsfall zu einem wahren Puzzle entwickelt. Von Grund auf schafft es Regisseur Hans-Günther Bücking («666 – Traue keinem, mit dem Du schläfst!») eine angespannte Atmosphäre zu kreieren. Dass hier etwas im Argen liegt, wird somit von der ersten Minute an klar. Dabei gelingt es Bücking, das Ganze kurzweilig mit einer Prise trockenem Humor zu erzählen. Kein leichtes Unterfangen bei einer an sich ernsten Angelegenheit.

Ein weiteres Lob gebührt dem Drehbuch aus der Feder von Jürgen Kehrer. Seine Einfälle, den Zuschauer und somit auch Wilsberg bei den Ermittlungen an der Nase herum zu führen, sind teilweise komisch und unerwartet. Bis auf ein etwas plattes und nicht unbedingt authentisches Ablenkungsmanöver verzichtet Kehrer auf übliche Plotttwists und überrascht mit Wendungen an ungeahnter Stelle.

Der Darstellerriege gelingt es zu jeder Zeit, dem Zuschauer ein realistisches Szenario zu präsentieren. Vom leidenschaftlich ermittelnden Wilsberg bis hin zum schwerhörigen Vater von Ekki sind alle Rollen hervorragend besetzt. Neben Lansink als Wilsberg sticht Rita Russek als Polizeiermittlerin aus dem Ensemble heraus. Durch ihre schroffe Art bringt sie in die tragische Geschichte eine humorvolle Seite. Da wird auch schon mal den eigenen Kollegen die Frage aufgebrummt, wo denn der Bus mit den Leuten sei, die das interessiert. So birgt selbst ein dramatischer Kriminalfall lustige Stellen. Hier finden keine steifen Ermittlungen nach Schema F statt; hier ist Platz für kernige Sprüche, die die Jagd nach dem wahren Tätet zusätzlich aufwerten.

Nach dem guten Drehbuch von Jürgen Kehrer gelingt Regisseur Bücking ein mit großartigen Schauspielern besetzter Krimi, der sowohl seine schnellen, adrenalingeladenen, aber auch ruhigen und leisen Szenen mit sowohl traurigen als auch schönen Momenten hat. Eine richtig gut funktionierende Mischung. Durch seine unerwarteten Richtungswechsel sind Wilsbergs Ermittlungen zudem spannend und kurzweilig. Auch das Finale, welches nach all den Wendungen eine große Bürde zu tragen hat, kommt zwar ein wenig abrupt, fällt jedoch stimmig und durchaus überraschend aus und dürfte den Zuschauer zufriedenstellen. Ein sehr ansehnlicher Start in die diesjährigen Filme des Privatermittlers.

ZDFneo strahlt «Wilsberg: Aus Mangel an Beweisen» am Mittwoch, den 25. Januar, um 20.15 Uhr aus. Im ZDF läuft der neueste Teil am Samstag, den 28. Januar 2012, ebenfalls um 20.15 Uhr.
23.01.2012 14:17 Uhr  •  Janosch Leuffen Kurz-URL: qmde.de/54531