Neu im Kino: Spießer gegen Revoluzzer

Die Übersicht der neuen Filme in den Lichtspielhäusern. Diesmal unter anderem mit dem neuen Projekt von Nora Tschirner.

«Offroad»
In der heutigen globalisierten Welt wünschen sich viele Menschen einfach etwas mehr Sicherheit, einen klaren und vorhersehbaren Alltag und einen sicheren Job mit solidem Einkommen. Genau das besitzt die Protagonistin - und ist nicht glücklich mit ihrem spießigen Dasein. Hauptdarstellerin Nora Tschirner kann sich hingegen derzeit gewiss nicht über ein zu langweiliges Leben beklagen, denn die 30-jährige Berlinerin ist im deutschen Film- und Fernsehgeschäft derzeit so angesagt wie kaum eine andere Schauspielerin. Spätestens seit den Riesenerfolgen «Keinohrhasen» und «Zweiohrküken», bei denen sie an der Seite von Til Schweiger spielte, ist Tschirner gerade im Filmgeschäft kaum mehr weg zu denken. Alleine in den letzten vier Jahren spielte sie in insgesamt elf Kinofilmen mit, zudem ist sie wichtiger Bestandteil des Science-Fiction-Formats «Ijon Ticky: Raumpilot» auf ZDFneo. Auch Elyas M'Barek war in den vergangenen Jahren ein sehr gerne gebuchter Darsteller, immerhin acht Mal war er seit 2008 in einem Kinofilm involviert. Zudem spielte er in den Erfolgsformaten «Türkisch für Anfänger» und «Danni Lowinski» mit. Weitaus weniger präsent im Kino ist dagegen Regisseur Elmar Fischer, der mit «Fremder Freund» bislang erst einen einzigen abendfüllenden Spielfilm in seiner Vita stehen hat.

Meike Pelzers (Nora Tschirner) führt ein durchorganisiertes, solides, aber auch überaus langweiliges Leben. Schon als junge Frau verlief bei ihr alles gradlinig, nach ihrem Abitur studierte sie BWL. Nun steht die Hochzeit mit ihrem Verlobten Philip (Maximilian von Pufendorf) vor der Tür und die Firma ihres Vaters steht auch für sie bereit. Aber so richtig will sie dieses eintönige Spießer-Leben in der Provinz nicht begeistern, denn allmählich merkt sie, dass sie doch etwas zu verpassen droht. Als sie im Kofferraum eines ersteigerten Jeep plötzlich eine üppige Portion Kokain auffindet, wittert sie ihre Chance, zur Abwechslung einmal etwas richtig Verbotenes zu tun. Als sie dann auch noch ihren Freund dabei erwischt, wie er "Spaß" mit ihrer besten Freundin hat, beginnt sie, das Kokain unter die Leute zu bringen. Dabei muss sie zwar vor den eigentlichen Besitzern der Drogen auf der Hut sein, doch sie erhält auch unverhoffte Hilfe von einem jungen Türken namens Salim (Elyas M'Barek). Und er kann für Meike weit mehr sein als nur ein kleines Abenteuer...

OT: «Offroad» von Elmar Fischer; mit Nora Tschirner, Elyas M'Barek, Nora Binder, Tonio Arango, Maximilian von Pufendorf und Thomas Fränzel


«Verblendung»
Der schwedische Journalist und Schriftsteller Stieg Larsson ist eine dieser tragischen Personen, die ihren größten Erfolg gar nicht mehr selbst miterleben durften. Im Alter von nur 50 Jahren starb er an den Folgen eines Herzinfarktes in Stockholm, seine Millenium-Trilogie wurde erst ein Jahr später postum veröffentlicht. Mit weltweit über 30 Millionen verkauften Exemplaren war und ist die Buchreihe so erfolgreich, dass Verfilmungen seiner Werke nur eine Frage der Zeit waren. Bereits 2009 nahm sich neben einem schwedischen Fernsehteam auch das ZDF seinem ersten Roman an. Doch mit wesentlich stärkeren finanziellen Mitteln versucht sich nun Starregisseur David Fincher an einer adäquaten Umsetzung von «Verblendung» für das große internationale Kino. Mit einem Budget von 90 Millionen US-Dollar ließ man sich die Umsetzung einiges kosten, doch bereits nach zwei Wochen konnten weltweit bereits 72 Millionen wieder eingespielt werden. In der Hauptrolle ist der aktuelle «James Bond»-Darsteller Daniel Craig zu sehen.

Bei einem Enthüllungsbericht hat sich der Journalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) von einer unglaubwürdigen Quelle verführen lassen. Seither ist er nicht nur das Gespött der Öffentlichkeit, sondern auch finanziell hat ihn das anschließende Gerichtsverfahren mächtig bluten lassen. Genau in dieser schlimmen Phase seiner Karriere kommt der überaus gut situierte Großindustrielle Henrik Vanger (Christopher Plummer) mit einem Auftag zu ihm: Er soll den Fall seiner vor 40 Jahren spurlos verschwundenen Nichte Harriet aufrollen, da er glaubt, dass einer der zahlreichen Altnazis in seiner Verwandtschaft für das Verschwinden des Mädchens verantwortlich ist. Seine Vermutung verstärkt noch die seltsame Gegebenheit, dass er jedes Jahr zu seinem Geburtstag eine getrocknete Blume erhält - ein Geschenk, das einst auch Harriet bekam. Gemeinsam mit seiner Hacker-Kollegin Lisbeth Salander (Rooney Mara) beginnt Mikael die Ermittlungen - und stößt schon bald auf eine wahrlich bestialische Mordserie...

OT: «The Girl with the Dragon Tattoo» von David Fincher; mit Daniel Craig, Christopher Plummer, Stallan Skarsgard, Robin Wright, Rooney Mara, Joely Richardson und Arly Jover

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Worin Sie Heiner Lauterbach ab Donnerstag im Kino bewundern können.

Die Übersicht der neuen Filme in den Lichtspielhäusern. Diesmal unter anderem mit dem neuen Projekt von Nora Tschirner.

«Reality XL»
Mit einem sehr interessanten Filmprojekt versucht sich in dieser Woche Regisseur und Drehbuchautor Thomas Bohn in den deutschen Kinos. Der Wuppertaler war seit 1995 an insgesamt 15 «Tatort»-Filmen beteiligt und schaffte es 1999, Starschauspieler Dennis Hopper für das Actionspektakel «Straight Shooter» nach Deutschland zu holen. Seit 2007 engagiert er sich über eine Internetplattform allerdings zunehmend für die Independent-Szene und fördert gezielt junge deutschsprachige Filmemacher, die unabhängig von Verleihern und Senderinteressen mit innovativen Ideen aufwarten. Was zunächst als reines Forum für diese Werke begann, hat sich mittlerweile längst zu einem eigenen Label entwickelt. Für seinen neuesten Film «Reality XL» kündigte Born, der seit einigen Monaten Mitglied der Piratenpartei ist, seine Lebensversicherung, um ihn völlig losgelöst von Investoren und Fördermitteln entwickeln zu können. Auf seinem Internetblog berichtete er ausführlich über den Produktionsprozess. Die Hauptrolle in besagtem Thriller spielt Heiner Lauterbach.

Im Jahr 2011 betreten 24 Wissenschaftler den Kontrollraum des Teilchenbeschleunigers LHC am Kernforschungsinstitut CERN in der Schweiz. Am nächsten Morgen kehrt nur ein einziger zurück, während von den anderen 23 Wissenschaftlern jede Spur fehlt. Da dafür keiner eine plausible Erklärung hat, wird der Rückkehrer Professor Konstantin Carus (Heiner Lauterbach) in einem alten Fabrikgebäude ausgiebig befragt. Protokollführer Antoine (Godehard Giese) nimmt seine Arbeit sehr ernst und tippt jedes einzelne Detail in seinen Computer ein. Als Sophia Dekkers (Annika Blendl) und Robin Spector (Max Tidof) von den zuständigen Ermittlungsbehörden eintreffen, beginnt Carus damit, seine Gesprächspartner in das Gebiet der Quantenphysik einzuführen. Er ist sich sicher, so wirklich alles kontrollieren zu können...

OT: «Reality XL» von Tom Bohn; mit Heiner Lauterbach, Max Tidof, Godehard Giese und Annika Blendl


«William S. Borroughs - A Man Within»
Neben einer Literatur-Verfilmung findet auch noch eine Dokumentation über den US-amerikanischen Schriftsteller ihren Weg in die Kinosäle der Bundesrepublik. Neben Jack Kerouac und Allen Ginsberg zählte William S. Borroughs zu den bedeutendsten Vertretern der "Beat Generation", die vor allem in den 50er-Jahren ein bedeutender Teil der zeitgenössischen Literatur der Vereinigten Staaten darstellte. Sein Hauptwerk verfasste er mit «Naked Lunch» im Jahr 1959, welches in seiner Heimat aufgrund der ungewöhnlich radikalen Thematisierung von Homosexualität, Gewalt und Pädophilie einen Skandal auslöste und auf richterlicher Anordnung sogar temporär verboten wurde. Der vor allem als Regisseur von Horrorfilmen bekannte David Cronenberg adaptierte das Werk vor gut 20 Jahren. Unter anderem wird auch diese Adaption in Yony Leysers Regiedebüt thematisiert - wie auch viele andere Etappen aus dem Leben dieses schillernden Künstlers, der die Provokation nie scheute und damit bis zu seinem Lebensende ein Pionier der Gegenkultur blieb.

OT: «William S. Borroughs - A Man Within» von Yony Leyser; mit Iggy Pop, David Cronenberg, Gus Van Sant und John Waters
11.01.2012 13:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/54287