Die Kritiker: «Maria Wern: Kinderspiel»

Inhalt
Während die alleinerziehende Mutter Charlotta mit Nachbarn einen ausgelassenen Abend verbringt, verschwindet ihr zehnjähriger Sohn Andreas. Maria Wern fühlt mit der Frau, die schon einmal einen Sohn verlor. Kurz darauf wird ein zweiter zehnjähriger Junge, der weißrussische Sasha, als vermisst gemeldet. Während die Polizei in einem Großeinsatz nach den beiden sucht, stirbt der vorbestrafte Kleinkriminelle Krister „Kicke" Lundin bei der Detonation einer Autobombe.

Ein Zinnsoldat unter dem Beifahrersitz führt die Kriminalinspektorin in Andreas' Kinderzimmer, wo sich neben jeder Menge Kriegsspielzeug auch eine scharfe Handgranate befindet. Es handelt sich um das gleiche russische Modell, mit dem auch Lundin in die Luft gesprengt wurde. Der Verdacht fällt auf Andreas' Vater Tommy Nilsson, der mit Lundin in krumme Geschäfte verwickelt war. Als sie Nilsson in seinem Haus ermordet auffindet, zerschlagen sich Marias Hoffnungen auf eine rasche Klärung des Falls. Die schwer misshandelte Russin Nadja bringt die Inspektorin auf die Spur des russischen Zuhälters Kossack, der auf einem im Hafen vor Anker liegenden Frachter ein illegales Bordell betreibt. In diesem Etablissement hat sich auch der aufstrebende Lokalpolitiker Martin Ahl vergnügt - der seither von Kossack erpresst wird. Doch was haben die beiden verschwundenen Jungen mit Ahls Machenschaften zu tun?

Darsteller
Eva Röse («Der Kommissar und das Meer») als Maria Wern
Allan Svensson («Svensson, Svensson») als Thomas Hartman
Peter Perski («Stormen») als Arvidsson
Ulf Friberg («Drottningoffret») als Ek
Ann-Charlotte Franzén («Hotell Kantarell») als Susanne Ahl
Anders Ekborg («Labyrint») als Martin Ahl
Kristoffer Sålfors als Oscar Ahl

Kritik
Auf der schwedischen Insel Gotland wird wieder gemordet. Und wo gemordet wird, ist Maria Wern bekanntermaßen nicht weit. Die neuen Folgen dieser tristen Krimi-Reihe setzen genau da an, wo man bei der ARD Ende August aufgehört hat: beim behäbigen Vor-sich-hin-Ermitteln, bei einer äußerst plumpen Filmästhetik, die in einer überschwänglichen Suggestivität ersäuft, und beim Anspruch, ein „Frauenkrimi“ (was auch immer das ist) sein zu wollen.

Auf einen funktionierenden Spannungsbogen legen die Autoren Frederik T. Olsson und Therese Bringholm, die das Drehbuch nach einer Vorlage von Anna Jansson verfassten, dagegen keinen Wert.Die Erzählweise ist äußerst wirr und offenbart gravierende Mängel hinsichtlich der Struktur und der Figurenführung, während ebenso in Puncto Glaubwürdigkeit immer wieder massive Defizite auftreten. Wenn es mal brenzlig wird, wechseln die Figuren für die Kamera schon einmal ohne irgendeinen dramaturgischen Grund vom Russischen ins Deutsche.

Währenddessen stellt sich die schwedische Polizei wieder einmal saublöd an und lässt ihre Kronzeugin ohne nennenswerte Gegenwehr abknallen, womit die Autoren wohl versuchen, wenigstens ein bisschen Dramatik noch in den dritten Akt rüberzuretten. Da das allerdings so gänzlich plump vonstatten geht, ist dieses Unterfangen natürlich von vornherein aussichtslos. Erst wenn ganz am Schluss die künstlich eingebaute „Ticking Clock“ runterläuft, geht etwas vorwärts, wobei die Handlung selbst jedoch in gleicher Weise vorhersehbar bleibt. Das ist dann auch das letzte Mal, dass sich die Hauptfigur in dieser Folge wieder richtig dumm anstellen darf – aber Maria Wern war ja noch nie sonderlich intelligent.

Diese sehr kalte Dramaturgie deckt sich auch mit der Art der Inszenierung, die ebenfalls das Bild einer völlig lieblosen Massenware ausstrahlt. Während es in der Erzählkultur keinerlei Variation gibt, kommt auch die Ästhetik nur mit abgedroschenen Motiven daher. Da kann dann auch der durchaus fähige Cast nichts mehr ausrichten. «Maria Wern – Kripo Gotland – Kinderspiel» (Regie: Charlotte Berlin und Leif Lindblom) hält wohl nicht einmal die bügelndste Hausfrau aus. Da hilft es auch nichts, wenn man das Format als „Frauenkrimi“ anpreist.

Das Erste zeigt «Maria Wern, Kripo Gotland: Kinderspiel» am Montag, 2. Januar 2011, um 21.45 Uhr.
01.01.2012 12:10 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/54073