Die Kritiker: «Die Trixxer»

Inhalt:
Im Mittelpunkt steht eine kleine Gruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Opfern von Ungerechtigkeit und Betrug zu helfen, indem sie deren übermächtige Gegner mit raffinierten Tricks hereinlegt und so für Gerechtigkeit sorgt. Die Trixxer, das sind: die hübsche und durchsetzungsfähige Maya, ihr Vater Alouis, Senior und genialer Stratege der Truppe, der ambitionierte Youngster Len und der Coffee-Bar-Besitzer und Frauenheld Sebastian. Kein Schachzug ist ihnen zu raffiniert, keine Inszenierung zu groß und keine Rolle, in die sie schlüpfen, ist zu kurios, wenn es darum geht, den Gegner aufs Kreuz zu legen.

So treten die Trixxer im Pilotfilm an, drei Millionen Euro zu beschaffen, um die eine Gruppe von Rentnern betrogen wurde. Dank einer raffinierten Charade sind die Trixxer auch schnell erfolgreich. Dabei legen sie sich allerdings mit einem Gegner an, der eine Nummer zu groß ist: Waffenschieber Brahms lässt sich nicht austricksen, er will Rache und vor allem sein Geld zurück. Für die Trixxer steht alles auf dem Spiel – ihr Auftrag, ihr Ruf, ihr Leben. Sie haben nur eine Chance: sie müssen sich selbst übertreffen und den größten Clou ihrer jungen Geschichte meistern.

Darsteller:
Anja Nejarri («Großstadtrevier») ist Maya
Reiner Schöne («Die Teufelskicker») ist Alouis
Mirko Lang («Post Mortem») ist Len
Markus Boysen («Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz»)
Gregor Törzs («Tierisch verliebt») ist Sebastian
Sophia Thomalla («Eine wie keine») ist Anna

Kritik:
Gute Ideen kommen einfach immer wieder. Die Geschichte rund um Robin Hood war eine solche. Nur muss sie eben geschickt umgewandelt werden, um auch in die heutige Zeit zu passen. Eine Zeit, in der nichts ahnende Menschen auf andere Art und Weise über den Tisch gezogen werden als damals. Das, was RTL seinen Zuschauern nun mit dem Piloten «Die Trixxer» präsentiert, erfindet das Fernsehen nicht neu. Vor zehn Jahren war es zum Beispiel «Der Clown», der als moderner Robin Hood angeheuert werden konnte, um unbürokratisch und heimlich die skrupellosen Machenschaften von manchen Herren aufzudecken. Das funktionierte aus Sicht der Quoten lange Zeit gut – damals hatten die Macher dann eher mit dem Inhaltlichen zu kämpfen. Die Action-Serie ging das Thema aber gänzlich anders an – nämlich mit mehr Krawumm, aber auch mit einer Prise Humor.

Im Ausland macht derzeit die Serie «Hustle» von sich reden – und nicht zuletzt deshalb gilt «Die Trixxer» schon vor der Ausstrahlung als Abklatsch dieser. „Die Serie handelt von einer Gruppe Londoner Betrüger, die stets ausgesuchte Opfer übertölpeln, um größere Geldsummen von ihnen zu erhalten. Die Opfer sind Personen, die ein moralisch fragwürdiges Verhalten zeigen“, beschreibt Wikipedia den Inhalt. Besonders auffallend: «Hustle» lebt von etlichen überraschenden Wendungen pro Episode – etwas, durch das sich auch «Die Trixxer» auszeichnen will. „Die Erzählweise spielt dabei mit dem Unvorhergesehenen. Die Gegner stets aufs Neue zu überraschen, ist die stärkste Waffe der Trixxer, die Zuschauer mit überraschenden Wendungen zu unterhalten, ist die Stärke des Formats,“ beschreibt es RTL. Und Produzent Jan Richard Schuster sagt: „Mit dieser Serie haben wir einen Nerv unserer Gesellschaft getroffen: Die Ohnmacht Vieler vor der Allmacht Weniger macht uns alle sprachlos. Da, wo Gesetze gegen gerissene Banker, windige Manager oder halbseidene Typen aus Politik und Wirtschaft nicht mehr wirken, treten die Trixxer auf den Plan.“ Seine Figuren beschreibt er als moderne Märchenhelden vor sehr realistischem Hintergrund.

Das klingt gut. In der Tat weiß der knapp 85-minütige Pilotfilm durch zahlreiche Wendungen, eine extrem hohe Erzähldichte und wirklich gelungenen Humor zu überzeugen. Reiner Schöne ist als Alouis einer der Köpfe der Trixxer-Bande – und macht seine Sache richtig gut. Zuschauer kennen den Mann mit der markanten Stimme zum Beispiel aus «Ihr Auftrag, Pater Castell» - und dennoch zählt er nicht zu den ganz großen Nummern im deutschen Schauspielfach, wenngleich das verwundert, betrachtet man die von ihm abgelieferte Leistung in dem Fall. Als Neueinsteiger (jeder Pilot muss heutzutage wohl die Geschichte eines Neuen erzählen) ins Team kommt der von Mirko Lang gespielte Len, den RTL-Zuschauer noch aus zwei Staffeln «Post Mortem» kennen könnten. Sein Spiel erinnert noch ein bisschen zu sehr an die damalige RTL-Krimiserie, seine Figur an sich aber bietet unglaublich viel Potential für eine mögliche Serie.

In einer kleinen Gastrolle brilliert mit Lang auch Anna Julia Kapfelsperger: Als Tochter des Antagonists ist es ihre Aufgabe, das freizügige, schnell verliebte Dummchen zu spielen: Das gelingt ihr aber auf eine Art und Weise, die die Tochter nicht als 0815-Tussi dastehen lässt. Dass die Produktionsfirma Wiedemann & Berg («Männerherzen») nach dem Dreh eines ersten Pilotfilms noch einmal Hand anlegte und zahlreiche Dinge umstellte, zahlte sich aus. «Die Trixxer» überzeugt, wie schon erste Aufnahmen im Herbst andeuteten, durch sensationell ausgewählte Schauplätze, die etliche Schauwerte bieten. Zusammen mit dem schnellen Schnitt und der erstklassigen Farbwahl ist der Pilotfilm optisch ein wahrer Hingucker.

Am Ende bleibt nur eine Frage: Ist das Robin Hood-Thema wirklich eines für den deutschen Markt? Und wie leicht können die Autoren (das Buch zum Piloten stammte von Christoph Darnstädt («Tatort») und Ulf Tschauder («Der Kriminalist»)) diesen Stoff bei einem Quotenerfolg auch in eine qualitativ hochwertige und interessierte Serie hinüberretten? Der Plan der Produzenten jedenfalls steht: Im Zentrum jeder möglichen Folge stünde eine große Inszenierung der Trixxer, mit der die Gegner aufs Kreuz gelegt werden – zumindest, wenn die Zuschauer die Trixxer nicht durch Wegschalten auf’s Kreuz legen. Und das kann bei einem Plot, der eben nicht ganz Krimi-0815-mäßig ist, recht leicht passieren.

Wer auf die immer selbe Krimikost steht, der wird sich bei «Die Trixxer» schwer tun, wer aber auf ungewöhnliche TV-Ideen steht, die zudem auch mit viel Akribie umgesetzt sind, der fühlt sich am Donnerstag bei RTL sicherlich gut unterhalten.

RTL zeigt den Pilotfilm von «Die Trixxer» am Donnerstag, 29. Dezember 2011, um 20.15 Uhr.
28.12.2011 09:42 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/54015