Welcher Sender zeigt die meisten Wiederholungen?

Wie groß ist der Anteil der Wiederholungen am Gesamtprogramm? Quotenmeter.de ermittelt die Wiederholungsraten der größten Sender. Es zeigt sich ein erschreckendes Bild.

Dass Fernsehplaner gern auf Wiederholungen setzen, ist keine neue Erkenntnis. Schließlich lässt sich auf diese Weise ein Programmplatz nahezu kostenneutral befüllen. Mehr und mehr scheint diese Methode allerdings so beliebt zu werden, dass man selbst bei den großen Sendern manchmal suchen muss, wo überhaupt noch Erstausstrahlungen zu finden sind. Doch wie groß ist der Anteil an Wiederholungen tatsächlich? Quotenmeter.de untersuchte die Programmabläufe der acht reichweitenstärksten Free-TV-Sender in Deutschland und ermittelte deren Wiederholungsrate – also den Anteil der Wiederholungen am Gesamtprogramm.

Untersuchungszeitraum ist hierbei der Herbst 2011. Um möglichst allgemeingültige Aussagen zu erhalten, wird die Untersuchung auf Sendeplätze bezogen. Es wird also analysiert, zu welchen Uhrzeiten gewöhnlich Erstausstrahlungen zu sehen sind. Neben absoluten Fernsehpremieren sind darunter auch Free-TV-Premieren von Serien oder Spielfilmen zu fassen. Bei Sendeplätze, auf denen sich abhängig von der Jahreszeit Premieren und Reruns abwechseln (z.B. «Dr. House» oder «The Mentalist») wird optimistischerweise davon ausgegangen, dass hier die Erstausstrahlungen dominieren. Dies gilt auch für die eigenproduzierten Sendungen im Nachmittagsprogramm wie «Richterin Barbara Salesch» oder «Familien im Brennpunkt», bei denen auch immer wieder ältere Folgen gezeigt werden. Auch beim sonntäglichen «Tatort»-Sendeplatz wird trotz Ausnahmen angenommen, dass hier nur neue Ausgaben laufen. Da sich die Untersuchung auf Sendeplätze beschränkt, werden auch keine Wiederholungen und Redundanzen innerhalb einzelner Formate berücksichtigt. Wenn etwa ein Beitrag sowohl im «Sat.1 Frühstücksfernsehen» als auch im «Sat.1 Magazin» zu sehen ist, zählt dieser nicht als Wiederholung, weil er in ein anderes Format eingebunden ist. Das gilt ebenso für Cross-Promotionbeiträge, in denen Teile von anderen Sendungen aufgewärmt werden oder die ewigen Wiederholungen innerhalb der Show «Das Supertalent».

Die nachfolgenden Werte könnten dadurch im Einzelfall sogar etwas höher sein.

Wie groß ist der Anteil der Wiederholungen am Gesamtprogramm? Quotenmeter.de ermittelt die Wiederholungsraten der größten Sender. Es zeigt sich ein erschreckendes Bild.

Das Erste:
Die werktäglichen Vormittage füllt das Gemeinschaftsprogramm der ARD nach dem Ende des «Morgenmagazins» in der Regel mit Wiederholungen von «Brisant» und «Rote Rosen» sowie mit älteren Spielfilmen oder erneuten Ausstrahlungen der Primetime-Filme und -Shows vom Vortag. Außerdem gibt es gewöhnlich im Nachtprogramm zwischen «Nachtmagazin» und «Morgenmagazin» keine frische Ware mehr zu sehen. Freitags schlägt zudem der feste Wiederholungsplatz vom «Tatort» (bzw. «Polizeiruf 110») zu Buche. Am Wochenende sind sowohl das morgendliche Kinderprogramm als auch die frühen Nachmittage immer wieder mit Wiederaufführungen durchzogen. Nach Mitternacht wird meist auch am Wochenende kein neues Programm gezeigt.

Insgesamt kommt der Kanal daher auf eine durchschnittliche Wiederholungsdauer von etwas über 60 Stunden pro Woche. Setzt man dies mit einer Gesamtausstrahlungsdauer des Senders von 168 Stunden pro Woche in Bezug ergibt sich eine Wiederholungsrate von: 37 Prozent.

ZDF:
Auch beim Zweiten finden sich im morgendlichen Kinderprogramm am Wochenende zahlreiche Wiederholungen. Dazu kommen Wiederaufführungen der «Küchenschlacht» und TV-Movies am Samstagnachmittag sowie Filmklassiker im Tagesprogramm des Sonntags. Die Nächte werden auch beim ZDF fast ausschließlich mit altem Material bespielt. In der Woche sind darunter Reruns der «SOKO»-Krimiserien sowie der Magazine «Leute heute» und «hallo Deutschland». In der werktäglichen Daytime verschlechtern die Wiederholungen von «Rosenheim Cops» und «SOKO Kietzbühl» den Schnitt.

Insgesamt werden damit in der Woche rund 50 Stunden der Sendezeit mit Wiederholungen gefüllt. Dies entspricht einer Wiederholungsrate von 29 Prozent.

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RTL:
Beim privaten Marktführer besteht abgesehen von den «Punkt-Magazinen» nahezu das komplette werktägliche Vormittagsprogramm aus Wiederholungen. Darunter sind alte Folgen von «Mitten im Leben» und Wiederaufführungen der Soaps vom Vortag. Ebenfalls berücksichtigt werden die festen Wiederholungsplätze von US-Serien am Dienstag- und Donnerstagabend um 23.15 Uhr. Wie auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern werden sämtliche Nächte – meist ab 0:30 Uhr – ausschließlich mit Wiederholungen gefüllt. Am Wochenende muss man hingegen nach Erstausstrahlungen gezielt auf die Suche gehen, denn abgesehen von der Samstags-Primetime und einigen vereinzelten Erstausstrahlungen wie «Exclusiv», «Explosiv» oder den sonntäglichen Kuppelshows finden sich im Programmablauf fast ausschließlich Wiederholungen. Spitzenreiter ist dabei übrigens die Show «Das Supertalent», von der jede Ausgabe insgesamt drei Mal aufgewärmt wird. Wird die «Formel 1» übertragen, stellt sich die Situation etwas besser dar. Der sonntägliche Eventfilm wird indessen nur zur Hälfte berücksichtigt, da sich hier Free-TV-Premieren und Reruns abwechseln.

Damit zeigt RTL pro Woche rund 80 Stunden aufgewärmte Ware. Erstausstrahlungen überwiegen daher hauchdünn, denn die Wiederholungsrate liegt bei etwa 48 Prozent.

Sat.1:
Auch der Vormittag des Kanals ist in der Woche von Wiederholungen geprägt. Zwischen dem «Frühstücksfernsehen» und «Britt» gibt es mit Reruns der Ermittler-Dokus und Richtershows nur alte Ware zu sehen. Noch dramatischer sieht die Lage am Wochenende aus. Abgesehen von den 10minütigen Nachrichten besteht in der Regel das komplette Samstags-Programm vollständig aus Wiederholungen! Am Sonntag ist die Situation dank der Vorabend-Dokus, der Programminsel «Weck Up» und einigen Erstausstrahlungen im Abendprogramm etwas besser. Großzügig werden dabei die Krimiserien des Kanals am Sonntagabend nicht als Wiederholungssendeplätze gezählt, weil hier recht häufig Erstausstrahlungen gezeigt werden. Das ist insofern unschädlich, als dass diese Annahme auch von den entsprechenden Serien im RTL-Programm (wie etwa bei «Dr. House») angenommen wird.

Rechnet man alle Sendeplätze zusammen, bringt Sat.1 pro Woche im Schnitt 95 Stunden Wiederholungen und kommt damit auf eine Rate von rund 56 Prozent.

ProSieben:
Von Montag bis Freitag läuft bei ProSieben mit «taff» die erste Nicht-Wiederholung in der Regel erst um 17.00 Uhr. Durch die Ausweitung der Sitcom-Schiene sind in den vergangenen Monaten sämtliche anderen Eigenproduktionen verschwunden. Außerhalb der Primetime gibt es dann im werktäglichen Programm nur noch mit «Newstime» und «Galileo» regelmäßig neue Ware zu sehen. Feste Wiederholungsplätze lassen sich aber auch in der Primetime des Senders finden. So wird am Dienstagabend von den «Simpsons» und «Two And A Half Men» mindestens je eine alte Folge aufgeführt. Auch die Blockbuster am Freitag sind meist keine Erstverwertungen. Am Wochenende gibt es abseits der derzeitig neuen Folgen von «Futurama» und den Wochenendausgaben von «Galileo» sowie «Newstime» ebenfalls keine Premieren im Tagesprogramm zu sehen. Für die samstäglichen Show-Events (z.B. «TV Total-Turmspringen», «Schlag den Raab» etc.) wird pauschal ein Wert von vier Stunden Erstausstrahlung angerechnet. Dass diese zuweilen eine längere Laufzeit haben, wird dadurch ausgeglichen, dass manchmal auch alte Spielfilme auf dem Sendeplatz aufgewärmt werden. Die beiden Blockbuster am Sonntagabend werden wie bei RTL je zur Hälfte als Wiederholung gezählt, da auch hier nicht jede Woche Free-TV-Premieren zu sehen sind.

Insgesamt zeigt ProSieben damit pro Woche rund 133 Stunden Wiederholungen und erzielt damit eine Wiederholungsrate von 79 Prozent.

Wie groß ist der Anteil der Wiederholungen am Gesamtprogramm? Quotenmeter.de ermittelt die Wiederholungsraten der größten Sender. Es zeigt sich ein erschreckendes Bild.

Kabel eins:
Beim kleinen Bruder von ProSieben und Sat.1 ist es aufgrund der Vielzahl an Wiederholungen in seinem Programm einfacher die Erstausstrahlungen aufzuzählen, denn abseits der «Nachrichten» und einigen Magazinen wie «Abenteuer Leben», «K1 Magazin» und «Achtung Tuning» sowie den Doku-Reihen «Achtung Kontrolle» und «Die strengsten Eltern der Welt», werden fast ausschließlich alte Serien und Filme gezeigt.

Unter dem Strich kommen auf diese Weise pro Woche 149 Stunden wiederholtes Material zusammen. Die Wiederholungsrate liegt dadurch bei 89 Prozent.

RTL II:
Die Bilanz der Station wird witzigerweise ausgerechnet durch das Teleshoppingfenster von 1-2-3-.tv erheblich verbessert. Auch wenn der Sender hier nur seine Frequenz zur Verfügung stellt, sind zu dieser Zeit keine Wiederholungen zu sehen. Auch bei den Scripted-Realitys am Vorabend («X-Diaries» und «Berlin - Tag & Nacht») wird von Erstausstrahlungen ausgegangen. In der Primetime sind mit «Die Geissens», «Tatort Ausland» und einige weitere Doku-Reihen sowie der Serie «True Blood» im Vergleich zu Kabel eins deutlich mehr Erstausstrahlungssendeplätze zu finden. Am Sonntag wird zudem der Vorabend mit «Schau Dich schlau», «Welt der Wunder» und «Grip!» regelmäßig mit neuer Ware bestückt. Das «Nachrichtenjournal» in der Nacht wirkt sich ebenfalls positiv aus.

Letztlich zeigt der Sender RTL II damit durchschnittlich 125 Stunden Wiederholungen in der Woche. Die Wiederholungsrate liegt mit 75 Prozent sogar noch unter der von ProSieben.

VOX:
Der Sender zeigt derzeit am Montagabend mit «CSI: NY», «Criminal Intent» und «Leverage» drei Stunden Erstausstrahlungen am Stück. Dazu kommen «X-Factor» am Dienstag und «Lie To Me» am Mittwoch. Im Tagesprogramm helfen zahlreiche Dokus wie «Das perfekte Dinner» sowie das Magazin «Prominent» und die Free-TV-Premiere von «Heartland» die Wiederholungsrate zu mindern. Am Wochenende gibt es abseits zahlreicher Wiederaufführungen mit «Der Hundeprofi», «hundkatzemaus», «Auto mobil» und den abendlichen Doku- und Koch-Events regelmäßig auch einige Premieren zu sehen.

Damit kommt VOX im Mittel auf eine Gesamtdauer an Wiederholungen von 114 Stunden pro Woche und eine Wiederholungsrate von 68 Prozent.
19.11.2011 09:30 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/53326