«Heiter bis tödlich – Henker & Richter: Der Feuerteufel»

Story
Im westfälischen Dorf Büdringhausen treibt ein Brandstifter sein Unwesen, der bereits Schäden in Höhe mehrerer Tausend Euro verursachte. Bei seiner jüngsten Tat wird der gefürchtete Feuerteufel in flagranti erwischt: Es ist der als Dorftrottel verschrieene Simon Nettelbeck, der seine Tat auch gesteht. Während die örtliche Presse die Gefangennahme des lang gesuchten Täters ausgelassen zelebriert, wittern Staatsanwältin Henker und Richter Wagenführ, dass an der Sache etwas faul ist. Die bisherigen Tatorte ließen keinerlei Rückschlüsse auf den Täter zu, und Simon scheint selbst beim größten Respekt nicht dazu fähig, dem entsprechende Planungen durchzuführen.

Beim Neuaufrollen des Falls gehen Henker und Wagenführ gänzlich unterschiedliche Wege: Die frühere Großstädterin treibt die Ermittlungen der Polizei erbittert voran, wobei sie auch ganz gerissen die Lokalmedien einbezieht. Richter Wagenführ legt hingegen die Beine hoch. Seiner Überzeugung nach führt Gelassenheit genauso gut ans Ziel. Außerdem muss er sich ja nebenher als Trainer um seinen Frauenfußballverein kümmern, der schließlich auch Zeit beansprucht.

Darsteller
Rike Schmid («Ausgerechnet Afrika») ist Staatsanwältin Saskia Henker
Martin Lindow («Polizeiruf 110») ist Richter Klaus Wagenführ
Moritz Lindbergh («Der Bulle von Tölz») ist Rechtsanwalt Johannes Bulitta
Golo Euler («Sturm der Liebe») ist Kriminalkommissar Peter Schulte jr.
Dorothea Walda («Ottos Eleven») ist Hedwig Holtkamp
Cristina do Rego («Pastewka») ist Nadine Wagenführ

Kritik
Mit «Henker & Richter: Der Feuerteufel» startet die dritte Vorabendserie aus dem ARD-Programmfenster «Heiter bis tödlich», und erneut wird dem Fernsehzuschauer ein Stadtmensch vorgestellt, der nun auf dem Dorf ermittelt. Im Gegensatz zu «Nordisch herb» und «Hubert und Staller» verzichtet die dritte «Heiter bis tödlich»-Serie darauf, zu zeigen, wie die Städterin Henker frisch in ihrer neuen Heimat aufschlägt. Überdeutliche Parallelen zu den restlichen Serien sind trotzdem vorhanden: Die Dörfler werden allesamt als Menschen gezeigt, die davon überzeugt sind, dass ihnen die Zeit nicht weglaufen kann. Die Großstädter schlagen da mit ihren neumodischen Ermittlungstricks und ihrer dauernden Hetzerei schnell auf – und als Zuschauer stößt man auf die Frage, ob dieses Konzept wirklich sogleich drei Vorabendserien tragen kann. Der Witz hinter den Gegensätzlichkeiten von Städtern und Dorfmenschen verliert nämlich rasch an Zugkraft.

«Heiter bis tödlich – Henker & Richter» hebt sich in zwei vordergründigen Punkten von seinen Schwesterserien ab. Als erstes wäre die Wahl der Protagonisten zu nennen, verfolgt diese Serie doch statt zweier Polizisten eine Staatsanwältin und einen Richter. Inwieweit dies Einfluss auf den Serienstil hat, muss sich jedoch erst beweisen, denn in der Pilotfolge könnten die beiden Protagonisten genauso gut bei der Polizei arbeiten. Die Chance, sich als humorige Justizserie zu etablieren, haben Regisseur Joseph Orr und Autor Michael Gantenberg zweifelsohne vertan.

Etwas deutlichere Spuren hinterlässt der zweite Unterschied zu den anderen «Heiter bis tödlich»-Reihen: «Heiter bis tödlich – Henker & Richter» pfeift auf das Element des Lokalkolorits. Machen die anderen «Heiter bis tödlich»-Serien mit schönen Landschaftsaufnahmen und regionalem Einschlag auch Werbung für ihre Schauplätze, nutzt «Henker & Richter» sein Setting lediglich für vereinzelte Seitenhiebe auf das Dorfleben. Generell werden in dieser Pilotfolge wesentlich mehr humoristische Einlagen eingebaut, als bei den bisherigen «Heiter bis tödlich»-Premieren. Ein Gagfeuerwerk erwartet den Zuschauer weiterhin nicht, aber Henkers rüstige Oma und Wagenführs aufgeweckte Tochter bringen definitiv etwas Schwung in die sonst so träge Episode.

Jedoch wollen, zumindest in dieser Episode, die beiden Naturen der Serie keine Einheit bilden. Von trockenen, die dörfliche Gemütlichkeit aufs Korn nehmenden Sprüchen abgesehen, beschränken sich die Schmunzelmomente auf Nebenhandlungen, wo sie keinerlei Einfluss auf die spröde geschilderte Ermittlungsarbeit nehmen. Da diese Nebenschauplätze zudem großen zeitlichen Raum einnehmen, stehen sich das Heitere und das Tödliche der Serie erzählerisch im Weg. Wüsste man es nicht besser, könnte man denken, dass hier ein konventioneller Vorabendkrimi mit Ausschnitten einer Sketchserie gestreckt und mit penetrant witziger Dudelmusik unterlegt wurde.

Die Laufzeit erweist sich deswegen als erheblicher Schwachpunkt von «Henker & Richter: Der Feuerteufel». Mit Werbepausen läuft die Episode knapp eine Stunde, was der Kriminalfall aufgrund der vom Zuschauer schnell entlarvten Täterschaft nicht tragen kann. Die Nebenhandlungen steuern derweil konfliktarm ins Nichts, sind also dramaturgisch lästiges Füllmaterial. Würde das alles etwas straffer erzählt, fielen diese Mängel nicht so eklatant auf. Die Darsteller wiederum agieren für sich betrachtet sehr solide, auch wenn das Drehbuch ihnen kaum Gelegenheit gibt, aus altbekannten Mustern auszubrechen. Problematisch ist aber der scheinbare Mangel an Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, welche die Hassliebe zwischen ihren Figuren nicht glaubwürdig vermitteln können. Zukünftige Beziehungsgeschichtchen werden im Piloten überdeutlich angekündigt. Es bleibt also nur zu hoffen, dass sich Rike Schmid und Martin Lindow bei den Dreharbeiten schnell aufeinander einspielten. Anderweitig steht es um die Zukunft von «Heiter bis tödlich – Henker & Richter» alles andere als rosig.

Das Erste strahlt die Pilotfolge von «Heiter bis tödlich – Henker & Richter» am Donnerstag, den 10. November 2011, um 18.50 Uhr aus.
09.11.2011 10:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/53100