Die Kritiker: «SOKO 5113: Die Tote des Monats» (34x01)

Story
Gerade noch "Mitarbeiterin des Monats", jetzt tot: Die Kassiererin Carmen Liebig wird erschlagen vor der Filiale der "Günstig!"-Supermarktkette gefunden. Ein Raubmord kann ausgeschlossen werden - es müssen persönliche Gründefür den Mord zu finden sein. Doch auch ihr arbeitsloser Freund Max hat keine Ahnung, wer ein Interesse am Ableben der Kassiererin gehabt haben sollte.

Im Supermarkt stößt die SOKO auf eine Mauer des Schweigens: Neid, Missgunst und vor allem Angst vor dem Filialleiter Deininger beherrschen das Klima des Supermarkts, in dem von Pausenzeiten bis zum Arbeitssoll alles streng und hierarchisch durchorganisiert ist. Um das Schweigen zu brechen, wird Katharina undercover in die "Günstig!"-Filiale eingeschleust - mit gefährlichen Konsequenzen für das gesamte Team.

Darsteller
Gerd Silberbauer («Der Landarzt») ist Arthur Bauer
Michel Guillaume («Solo für Sudmann») ist Theo Renner
Bianca Hein («Der Prinz von nebenan») ist Katharina Hahn
Jens Atzorn («Schuld und Unschuld») ist Thomas Deininger
Barbara Bauer («Schwere Jungs») ist Sandra Kujau

Kritik
Die Idee zu «SOKO 5113», der dienstältesten Serie des Franchises, stammte ursprünglich von Kriminaldirektor Dieter Schenk, der lange Zeit als Berater der Serie arbeitete und auch Drehbücher für sie schrieb. Das Ziel, als man das Konzept in den 70er Jahren entwickelte, sollte eine möglichst realistische Darstellung der alltäglichen Polizeiarbeit sein, abseits von Übertreibungen und allzu vielen dramaturgischen Überspitzungen.

Darüber, dass es in der Realität, anders als im ZDF-Vorabend, keine ständigen SOKOs gibt, sondern diese nur für einzelne Fälle eingerichtet werden, kann man noch hinwegsehen und auf die Notwendigkeiten fiktionaler Formate verweisen – sicherlich auch mit Recht. Doch leider sind die ersten beiden Folgen der neuen Staffel, „Die Tote des Monats“ (Drehbuch von Robert Hummel, nach einer Vorlage von Dagmar Rehbinder) und „Kepplers letzter Fall“ (Drehbuch von Hubert Eckert) so sehr von Unglaubwürdigkeiten durchzogen, dass der Geist von Dieter Schenk längst vergessen scheint.

Die Polizisten stellen sich in dieser Serie oftmals sehr dämlich an. Der Fall der ersten Folge der neuen Staffel wäre in der Realität wohl in einem Zehntel der Zeit gelöst worden, die Arthur Bauer und sein Team dazu benötigen, während in Episode zwei schon einmal ein Verhör gewaltsam eskaliert, weil Bauer durchdreht. Dinge, die im wirklichen Leben schlicht nicht passieren würden, oder wenn doch, ein handfester Skandal wären, werden hier als Alltag präsentiert. Das lässt sich dann auch nicht mehr auf eine dramaturgisch notwendige Überspitzung zurückführen, sondern offenbart viel mehr eine mangelhafte Figurenführung und gelangweiltes Plot-Abhaken.

Vertieft wird hier ohnehin nicht – dafür reicht die recht knapp bemessene Sendezeit wohl auch nicht aus, auch wenn die Fälle stets recht simpel gestrickt sind. Arthur Bauer darf an einer Stelle mal ein Minütchen über die Opfer des Polizistenlebens sinnieren, bevor es weiter zum nächsten Tatort geht, und am Ende gesteht der Täter einfach mal so, ohne großes Zutun. Die Inszenierung von Regisseur Patrick Winczewski wirkt billig, industriell und recht lieblos.

Schauspielerisch fällt der Auftakt der neuen «SOKO 5113»-Saison dagegen weniger defizitär aus. Gerd Silberbauer versucht, seiner Figur ein paar Ecken und Kanten zu geben, und Bianca Hein bringt eine gewisse Wärme in die Produktion, auch wenn man sie dann in Folge Zwei der Staffel, in der sie leider nicht auftritt, nur umso mehr vermisst. Der Rest des Casts macht seine Sache nicht schlecht, wirkt aber so unambitioniert wie die Drehbücher. Einfallsreiches Fernsehen sieht jedenfalls anders aus.

Die Staffelpremiere ist am Montag, den 3. Oktober 2011, um 19.25 Uhr zu sehen. Alle weiteren Folgen laufen montags um 18.00 Uhr.
01.10.2011 10:00 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/52358