«IK 1»-Produzent Bechtle: 'Die Quote muss stimmen'

Am Donnerstag zeigt RTL den Pilotfilm von «IK 1 - Touristen in Gefahr» - wir sprachen mit dem Produzenten Stephan Bechtele - unter anderem auch über zwei merkwürdige Begebenheiten, die beim Dreh in Thailand passierten und unter Umständen für massive Probleme gesorgt hätten.

Herr Bechtle, ich will unser Gespräch mit einer mysteriösen Begebenheit beginnen: Mitarbeiter von Ihnen haben beim Dreh zu «IK1 – Touristen in Gefahr» Bilder am Strand und in einer Höhle gemacht – und dann…?
In der Höhle war das weitaus dramatischer. Wir waren dabei, diese Höhle für den Dreh vorzubereiten – am Abend vor dem Dreh machte eine Mitarbeiterin ein Foto, auf dem später ein Schattenriss zu sehen war. Die Thailänder versetzte das in sehr große Aufregung – keiner konnte sich erklären, woher diese Gestalt kam. Denn die Mitarbeiter in der Höhle sagten, sie wären allein gewesen. Nun sind die Thailänder sehr abergläubisch und mir wurde später erzählt, dass sie sehr ausführlich diskutierten, ob diese Zusammenarbeit mit uns Deutschen ernsthaft Unglück bringen könnte. Glücklicherweise war die Gestalt, die auf dem Bild zu sehen war, weiß: Wäre es ein schwarzer „Geist“ gewesen, wäre am nächsten Tag wohl niemand mehr zu Arbeit gekommen.



Am Strand gab es dann noch einen ähnlichen Vorfall…
Ja, das war ein Strand, der damals auch vom Tsunami betroffen war. Der Strand war eigentlich abgesperrt, sodass nur Leute unseres Teams dort waren. Und erneut tauchte da ein Umriss auf einem Foto auf – wieder konnte sich niemand so richtig erklären, wie der zu Stande kam.

Aber auch diese Gestalt war Gott sei Dank weiß…
Ja, das hat uns dann wohl Glück beschert. Ich muss sagen, dass mich diese Bilder auch nicht beunruhight haben – ein Problem wäre es wirklich nur gewesen, wenn die Thailänder die Arbeit niedergelegt hätten.

Wenn das die einzige Probleme von Ihnen beim Dreh gewesen sind…
…naja, uns hat das Wetter übel mitgespielt. Eigentlich geht man ja nach Thailand, weil man schönes Wetter haben möchte. Bei uns gab es viel Regen, mit dem wir zu kämpfen hatten. Es ist eine beachtliche Leistung, dass wir den Film dennoch in Time und in Budget hinbekommen haben. Mir war es wichtig, dass die ganze Zeit über gute Stimmung am Set herrscht – ich weiß, dass sich auch die Thailänder bei uns sehr wohlgefühlt haben.

Die Thailänder sind sehr gläubig. Wie hat sich das bei den Dreharbeiten geäußert?
Gläubig und abergläubisch. Thailänder sind größtenteils Buddhisten und jedes Haus hat auch einen eigenen Hausbuddha – der steht meist hinter dem Haus am Strand und soll das Haus vor dem Wasser beschützen. Wir wurden dann zu Beginn gebeten zu diesem Buddha zu gehen – samt Räucherstäbchen – und um dessen Hilfe für gutes Gelingen zu bitten. Das haben wir alle auch brav getan.

Sie sind seit 1987 bei der Bavaria, haben Serien wie «Die rote Meile», «Die Strandclique», «Alle lieben Jimmy» oder auch «Störtebecker» gemacht. In welchem Genre fühlen Sie sich zu Hause?
Als professioneller Produzent sollte ich mich in jedem Genre zu Hause fühlen. Aber natürlich sind Produktionen wie «IK1» etwas Besonderes. Wann kann man die große, weite Welt schon einmal so gut sehen und kennenlernen, als wenn man als TV-Mensch in fremden Ländern nach Motiven sucht? Man sieht dort viele Dinge, die man als normaler Tourist nie zu sehen bekommen würde. Uns war es bei «IK1» wichtig, dass wir nicht nur kreative Geschichten anbieten, sondern diese Storys auch auf das jeweilige Land zugeschnitten sind. Das bedarf einer intensiven Recherche und war auch eine Herausforderung. Insgesamt würde ich sagen, dass mir das Abenteuer-Genre schon besonders gefällt. Schließlich wird es auch immer seltener, dass wir draußen drehen – die Studioanteile werden immer mehr. Aber: Auch Sitcoms machen mir wirklich großen Spaß.

Sie haben auch mal den «Marienhof» gemacht. Vermissen Sie den?
Drei Jahre lang, ab 2000. Damals waren die Quoten noch bei 20 Prozent. Es gab dann unterschiedliche Meinungen zwischen der ARD und mir, was die inhaltliche Ausrichtung der Soap betraf. Da habe ich aufgehört.

Und die Quoten gingen nach unten…
…das haben jetzt Sie gesagt.

Die Idee von «IK1» basiert auf realem Hintergrund. Es gibt einige Beispiele für deutsche Touristen, die im Ausland mit den Gesetzt in Konflikt kamen. Das prominenteste Beispiel ist dafür sicherlich Marco W. In wie weit hat er Ihrem Projekt Rückenwind gegeben?
Ich glaube nicht, dass er uns Rückenwind gegeben hat. Zwei Dinge sind wichtig: Es gibt eine realistische Basis, die unserer Idee eine Klarheit beschert. Es ist wichtig, dass jeder Zuschauer sagt, dass ihm das im Ausland auch passieren kann. Wir haben eine deutsche Idee, die Deutschen reisen viel und gern. Amerikaner hingegen verreisen ja fast nie ins Ausland. Jeder Deutsche soll sich mit seiner Fantasie also in die Lage versetzen können, was wäre, wenn ihm das im Ausland passieren würde. Im Übrigen hat das BKA wirklich in 70 Ländern Verbindungsbeamte. Zum Zweiten ist es natürlich eine eskapistische Serienidee: Die exotischen Bilder und Schauplätze sollen die Zuschauer in ihren Bann ziehen.

Auch das Team von «Hangover 2» hat in Thailand gedreht und man hörte da immer wieder leichtes Klagen über die Bedingungen vor Ort: 45 Grad – enorme Hitze…
…die hatten aber auch Pech mit viel Regen. «Hangover 2» wurde nach uns gedreht – man kann das schwer vergleichen. Die kamen mit 200 Amerikanern und hatten noch 400 Thailänder dabei. Für den Film wurde eine komplette Hotelanlage in Beschlag genommen. Unser Team war doch etwas kleiner und ich finde auch deshalb haben sich unsere Darsteller richtig gut geschlagen.

Bei 45 Grad, die es ja auch im Film hat. Wieso schwitzen die beiden Kommissare eigentlich so selten?
Unsere Maskenbildnerin hat einen sehr guten Job gemacht. Es wirkt so, dass der Zuschauer spürt, dass die Darsteller in Bewegung sind, dass es anstrengend ist, aber ohne, dass die Figuren schlecht aussehen. Schweißflecken wollten wir nicht haben. Dennoch ist kein «Traumschiff»-Look mit Bügelfalte herausgekommen.

Die Hauptfiguren sind Kommissar Blessing und seine Kollegin Nadja Hansen, bei denen das Zusammenspiel doch durchaus mal schwierig ist.
Wir wollten eine Modernität im Aufeinandertreffen der Geschlechter im Beruf erzählen. Blessing ist dabei die typisch männliche Figur: Mutig, körperlich stark, risikobereit. Nadja Jansen ist besser ausgebildet als er, vermutlich intelligenter. Männer müssen das im Beruf immer häufiger erfahren: Sie stehen jüngeren Frauen gegenüber, die sehr gut ausgebildet sind, die aber nicht die praktische Erfahrung haben. Wir wollten diese Situation in ein etwas neues Licht rücken; eine humorvolle Farbe mit einbringen. Es wird also viel gefrotzelt. Es geht im Film aber auch weiter: Für Blessing geht es letztlich um seine Existenz, weil nicht jeder ist mit seiner Arbeitsweise einverstanden. Nadja Hansen muss sich dann entscheiden, ob sie ihren neuen Kollegen direkt verpfeift – die Frage der Loyalität und der sozialen Kompetenz stellen wir also durchaus auch.

Eva-Maria Grein, die Nadja Hansen spielt, hatte noch keine größere Rolle im Privatfernsehen – das ist fast unglaublich. Sehen Sie das ähnlich?

Wenn man «IK1» betrachtet, dann in jedem Fall. Sie hat gute Arbeit geleistet. Wir haben uns ohnehin viel Mühe mit dem Casting gegeben – es gab über zehn Termine für Probeaufnahmen, wir haben mehr als 100 Darsteller gecastet. Eva hat genau den Ton getroffen, den wir uns vorgestellt haben. Sie ist attraktiv, burschikos, aber keine Zicke.

Die Serienproduktion steht in den Startlöchern. Was würde die Zuschauer erwarten?
Zunächst einmal muss die Quote stimmen. RTL hat die Entwicklung von vier Büchern und zwei Treatments finanziert. Serienfolgen würden wir in Malaysia, Kambodscha, Laos, Hongkong, Macau, Südafrika, Namibia, Botswana und Sambia herstellen. Wir würden die erste Staffel mit acht Folgen also auf zwei Kontinenten drehen. In jeder Folge wäre dann ein Land zu sehen.

Ein deutscher Tourist – zwar immer in einem anderen Land – unschuldig hinter Gittern. Wird das in einer Serie nicht irgendwann langweilig? Natürlich: In jedem Krimi gibt es eine Leiche und Ermittlungen, aber trotzdem…
Sie haben das ja selbst schon ein bisschen relativiert. Aber es würde nicht nur um Unschuldige Touristen im Gefängnis gehen. Touristen können im Ausland auch zu Tätern werden, oder sie sind Opfer von Kriminellen. Unser Ziel ist es auch in einer möglichen ersten Staffel, die Geschichten dem jeweiligen Land anzupassen.

Bisher kannte man so aufwändige Auslanddrehs in Serien nur aus Serienspecials wie beispielsweise bei «SOKO Leipzig»? Ist Thailand im Pilotfilm der wichtigste USP?
Das ist definitiv ein wichtiger USP. Der Reiz liegt darin, diese Länder kennenzulernen und auch darin, dass wir sehr auf die jeweiligen Länder abgestimmte Geschichten erzählen.

Es gab schon einige Produktionen, die gerne bei RTL in Serie gegangen wären – jüngst «Nina Undercover», wo die Quote nicht für ein Weiter sprach. Macht Ihnen das Kummer?
Man schaut sich das natürlich schon an. Wir sind alle voller Spannung und Nervosität. Wir haben keinen einfachen Termin, es ist der Saisonstart, in Bayern und Nordrhein-Westfalen sind noch Ferien. Aber wo gibt es denn noch einfache Termine heute? Wir hoffen einfach das Beste – jetzt entscheiden die Zuschauer. Es gab im Vorfeld übrigens auch keine Marktforschung, wie sie bei 45-Minütern üblich ist. Die Marktforschung ist nun die Ausstrahlung.

Vielen Dank für das Interview.
30.08.2011 09:24 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/51711