Die Kritiker: «Sherlock – Der blinde Banker»

Handlung
Nicht nur die Londoner Polizei bittet Sherlock Holmes bei kniffligen Fällen um Hilfe, auch Privatpersonen suchen immer wieder den Rat des genialen Ermittlers. So auch sein ehemaliger Studienfreund Sebastian Wilkes, der mit großem Erfolg als Investment-Banker arbeitet. In seiner Bank kam es zu einem merkwürdigen Einbruch, bei dem zwar nichts gestohlen, dafür aber ein Gemälde bedrohlich entstellt und ein geheimnisvolles Zeichen an der Wand hinterlassen wurde. 

Holmes und sein Kollege Dr. Watson finden heraus, dass die Drohung offenbar an den Hong-Kong-Experten des Geldinstituts gerichtet war, der kurz darauf ermordet in seiner Wohnung aufgefunden wird. Die rätselhaften Umstände der Tat wecken Holmes' Neugierde, umso mehr, als kurz darauf ein Journalist unter ähnlich mysteriösen Vorzeichen ums Leben kommt. Ungeachtet des Widerstands des zuständigen Inspector Dimmock beginnen Holmes und Watson auf eigene Faust zu recherchieren. 

Es stellt sich heraus, dass beide Opfer regelmäßig nach China reisten und in London einen Trödelladen in Chinatown aufsuchten. Von dort führt die Spur ins National Antiquities Museum, das eine große Sammlung alter chinesischer Kulturgüter beherbergt. Auch hier wird eine Mitarbeiterin bedroht: Die Chinesin Soo Lin Yao gibt Holmes und Watson den Hinweis, dass ein mafiöser chinesischer Geheimbund hinter der Mordserie steckt – und dessen Bosse setzen alles daran, die zwei unliebsamen Schnüffler mundtot zu machen.

Darsteller
Benedict Cumberbatch («Abbitte») ist Sherlock Holmes

Martin Freeman («The Office») ist Dr. John Watson

Una Stubbs («Till Death...») ist Mrs. Hudson
Louise Brealey («Mayo») ist Molly Hooper
Zoe Telford («Hitler – Aufstieg des Bösen») ist Sarah
Gemma Chan («Doctor Who») ist Soo Lin Yao
Al Weaver («Doom») ist Andy Galbraith
Bertie Carvel («Bombshell») ist Sebastian Wilkes
Daniel Percival («Sinchronicity») ist Eddie Van Coon
Paul Chequer («As If») ist Detective Inspector Dimmock
Howard Coggins («Doc Martin») ist Brian Lukis
Jack Bence («Hereafter – Das Leben danach») ist Raz
Olivia Poulet («Reggie Perrin») ist Amanda

Kritik
Mit Spannung erwartet wurde der Deutschlandstart der BBC-Produktion «Sherlock – Ein Fall von Pink» – und überzeugte nicht nur Zuschauer wie auch Kritiker, sondern auch die Verantwortlichen der ARD: Mit durchschnittlich 4,42 Millionen Zuschauern und 16,9 Prozent Gesamtmarktanteil machte der Krimi zu später Stunde eine gute Figur; rund 15,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen schlugen sogar den im Vorfeld programmierten «Tatort». Den Bonus des Erstlings kann «Der blinde Banker» nun freilich nicht mehr für sich verbuchen, vielmehr sind die überzeugenden Schauspieler, die qualitativ hohe Produktion und die mitreißende Handlung des überaus spannenden Pilotfilms Maßstab für die zweite Geschichte rund um Sherlock Holmes und seinen kongenialen Mitstreiter Dr. Watson.

Und dieser Maßstab wird eingehalten: Der nach dem Vorbild von Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes inszenierte Krimi überzeugt erneut mit spannender Handlung und toller Schauspielleistung. Benedict Cumberbatch als Sherlock und Martin Freeman als Dr. Watson haben sich nach dem Charakterisierungsgerangel des Erstlings zusammengerauft und brillieren nun in vertrauter Mondänität, als ob sich die ungleichen Londoner nicht erst seit kurzer Zeit Kühlschrank und Schreibtisch teilen würden. Einerseits ist die sich zwischen den Charakteren einstellende Routine beruhigend und schafft Ordnung, andererseits kommen die anfänglichen Missverständnisse und dauernden Rangeleien dadurch viel zu kurz.

Insgesamt hebt sich die erwachsener wirkende Produktion vor allem in der deutlich actionlastigeren Handlung vom Erstling ab: Weit weniger subtil und auf die Kombinationsfähigkeiten Sherlocks ausgelegt, blutrünstiger und gegen Ende hin etwas zu theatralisch präsentiert sich der zweite Fall der Drehbuchautoren Steven Moffat und Mark Gatiss. Die Unterschiede sind allerdings nicht von derartiger Brisanz, als dass der «Der blinde Banker» die Erwartungen nicht erfüllen könnte – ganz im Gegenteil: Die Produktion ist erneut erstklassig, einzig die Charakterentwicklung verläuft schleppender und die Handlung bewegt sich in die Richtung gängiger Krimischemata, die dem Piloten auf erfrischende Weise fehlten. Dennoch schafft es auch der zweite Fall von Sherlock Holmes und Dr. Watson, einen spannenden Krimiabend zu füllen und wird alle Freunde des ersten Teils überzeugen.

Das Erste zeigt «Sherlock – Der blinde Banker» am Sonntag, den 31. Juli 2011, um 21:45 Uhr.
29.07.2011 10:00 Uhr  •  Jakob Bokelmann Kurz-URL: qmde.de/51090