Werter Wolf-Dieter Poschmann,

Was sollte das eigentlich alles? Der Trubel um Ihre Person in den vergangenen Jahren im sportlichen Fachbereich ist schon wirklich erstaunlich, denn insgesamt sind Sie ja nun wirklich keine besonders berühmte Fernsehfigur geworden. Da stellen sich doch so einige Fragen: Wieso sind Sie nach Ihrer Karriere als Leichtathlet überhaupt zum Fernsehen gegangen? Weshalb dann auch noch ausgerechnet Fußball? Warum hat Sie das ZDF seit 1985 so treu begleitet, weswegen kündigt der Sender Ihnen nun so plötzlich Ihre «Sportstudio»-Moderation auf und was ist der Grund dafür, dass Sie dies so ohne Weiteres hinnehmen?

Klare Sicht hat man bei der Beantwortung von keiner dieser Fragen, aber viele können sich wohl noch mehr dazu denken: Sie sind wahrscheinlich zum Fernsehen gegangen, weil Sie nach Ende Ihrer recht erfolgreichen Sportlerlaufbahn dem Sport treu bleiben wollten. Fußball musste es wohl aus Prestige- und finanziellen Gründen werden. Doch brillierten Sie hierbei nicht immer mit besonders hoher Fachkenntnis. So gab es zum Beispiel noch Anfang des Jahres ein DFB-Pokalspiel zwischen Schalke und Nürnberg. Sie kommentierten für „Ihr“ ZDF und outeten sich dabei mehr oder weniger freiwillig als Fan des erstgenannten Vereins, indem Sie in der 86. Minute bei einer guten Tor-Chance des königsblauen Farfan „Mach es!“ brüllten. Nicht sachlich, nicht angemessen. Eigentlich in den Augen der meisten Fußball-Fans sogar richtig sträflich. Letztere standen mit Ihnen ohnehin stets auf Kriegsfuß. Aber das ZDF? Das ließ Sie in der Regel ohne größere Schelte gewähren; schließlich durften Sie sogar 17 Jahre lang das einstmals legendäre «aktuelle Sportstudio» präsentieren. Doch plötzlich will man „einen Generationenwechsel vollziehen“, wie es ZDF-Sportchef Gruschwitz kürzlich bekannte. Mit dem farblosen Sven Voss.

Tja, da hat der Mainzer Sender wohl wirklich ehrlich geantwortet. Denn wieso sollte das ZDF Sie mit dieser, ja im deutschen Fernsehen ohnehin strittigen, Begründung des zu hohen Alters „absetzen“, wenn es in Wahrheit um Ihre fachlich schlechten Leistungen ginge? Das eine ist nicht schmeichelhafter als das andere. Und wahrscheinlich sind Sie dem Sender aufgrund seiner Treue und Ehrlichkeit Ihnen gegenüber so dankbar, dass Sie nun nach Ihrer «Sportstudio»-Entfernung diskret dazu schweigen. Kein Einspruch, keine Häme gegen das Zweite Deutsche Fernsehen. Gegenseitige Loyalität scheint alles zu sein. Und zum Dank für Ihre jahrelangen Verdienste, mit denen Sie laut Gruschwitz „das Profil des «Aktuellen Sportstudios» mitgeprägt und wesentlich zu Qualität und Akzeptanz dieser Sendung beigetragen“ haben, lässt man Ihnen auch offenbar sogar Ihre Funktion, als Chefreporter Sportübertragungen kommentieren zu dürfen. In Ihrem wirklichen Fachbereich Leichtathletik (da sind Sie ja auch wirklich den meisten Zuschauern willkommen!), beim Eisschnelllauf und…man höre und staune…auch weiterhin im Fußball.

Ja, beim ZDF hat man in Ihrer Causa wohl nicht auf das Publikum gehört und Ihre fußballerische Nicht-Qualität galant übersehen. Und warum? Nun, da schließt sich der Kreis wieder: Keine Ahnung! Kein Wunder also ist es dann aber, dass Sie ebenso galant über die programmplanerische Nicht-Qualität des ZDF hinwegsehen. Denn die steht sogar noch über Ihren Fußball-Fauxpas. Die teilweise Verjüngung des Kanals in einzelnen Personalfragen, wie nun eben in Ihrer, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Das wissen Sie und das weiß der Sender. Und darum schweigt man nun mal auch.

So, haben Sie das jetzt alles verstanden, Herr Poschmann? Wahrscheinlich vermag dies niemand so richtig und deshalb ist es auch besser, den Mantel des Schweigens über das alles zu legen. „Das alles“ ist irgendwie ein einziges Missverständnis…

Ihnen eine gute, vor allem inhaltlich korrekte, weitere Karriere!

Ihr verwirrter,
Gregor Elsbeck
11.06.2011 00:00 Uhr  •  Gregor Elsbeck Kurz-URL: qmde.de/50144