Ki.Ka-Betrugsskandal größer als gedacht

Nach neuen Erkenntnissen soll weitaus mehr Geld veruntreut worden sein. ZDF-Intendant Schächter erhebt derweil Vorwürfe gegen den damaligen Programmgeschäftsführer.

Der Betrugsskandal beim Kinderkanal weitet sich aus. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf einen geheimen Revisionsbericht schreibt, soll der öffentlich-rechtliche Ki.Ka um gar 8,2 Millionen Euro betrogen worden sein. Bislang war bekannt, dass rund sieben Millionen Euro veruntreut wurden. In dem mehr als 100 Seiten umfassenden Revisionsbericht wurde der Fall des ehemaligen Produktionsleiters (wir berichteten) aufgearbeitet, dem vorgeworfen wird, viel Geld vom Ki.Ka mittels Scheinrechnungen an eingeweihte Unternehmen veruntreut zu haben. Die Revision von MDR und ZDF, die den Ki.Ka gemeinsam betreiben, war bislang auf fünf beteiligte Unternehmen gestoßen.

Der Revisionsbericht gilt beim federführenden MDR als streng geheim. Doch das volle Ausmaß des größten Betrugsskandals des öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist offensichtlich noch nicht bekannt: Mittlerweile ist von „von insgesamt acht möglicherweise involvierten Firmen“ die Rede, wie MDR-Intendant Udo Reiter in einem Brief an die Gremien schrieb. „Mit weiteren Erkenntnissen“ sei zu rechnen, so Reiter weiter. Denn auch die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen laut „Süddeutscher Zeitung“ ausgedehnt. Sieben Privatwohnungen und acht Firmen in Thüringen, Berlin und Baden-Württemberg sind in der letzten Woche durchsucht worden. Gegen insgesamt elf Personen wird ermittelt. Im Zuge der im Zusammenhang mit dem Betrugsskandal durchgesetzten neuen Kontrollmechanismen sollen auch die Geschäftsbeziehungen zu diesen Firmen überprüft werden, stellt Reiter in dem Brief fest.

Entsprechend scheint also noch unklar, ob der Ki.Ka oder auch der MDR noch Geschäftsbeziehungen zu den in den Betrugsskandal verwickelten Firmen unterhält, beschreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Schließlich soll der ehemalige Herstellungsleiter des Ki.Ka schon seit dem Jahr 2000 immer wieder Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

ZDF-Intendant Markus Schächter erhebt nun auch schwere Vorwürfe gegen den damaligen Ki.Ka-Programmgeschäftsführer (zwischen 2000 und 2008) und jetzigen NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann. In dieser Zeit habe es Informationen über die Glücksspielleidenschaft des Herstellungsleiters gegeben, die „nachweislich die Leitungsebene des Ki.Ka erreichten“, sagte Schächter dem ZDF-Verwaltungsrat, wie der „Spiegel“ berichtet. Man hätte den „fundierten Gerüchten“ nachzugehen müssen. Beckmann jedoch betont, er habe „in keinster Weise einen Verdacht schöpfen können", wie er dem NDR-Medienmagazin «Zapp» mitteilte.
12.04.2011 14:58 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/48973