Der seltsame Fall der Cheryl Cole

Noch immer ist nichts entschieden. Wird Cheryl Cole Jurorin bei der ersten US-Staffel von «The X Factor»?

«The X Factor» startet im kommenden Herbst in den Vereinigten Staaten. Im Mutterland Großbritannien ist die Castingshow schon seit 2004 auf Sendung und ein Zuschauermagnet. In den USA zeigt FOX die erste Staffel des Formats. Der Sender ist mit dem Genre Casting bestens vertraut, erzielt man mit «American Idol» doch schon jetzt tolle Einschaltquoten. Die Castings zur ersten «The X Factor»-Staffel laufen im ganzen Land auf Hochtouren, allerdings ohne die Jury – diese steht nämlich noch gar nicht fest.

Seit Monaten ranken sich Gerüchte und Spekulationen um die Besetzung der amerikanischen Jury. Fix ist bislang nur: Simon Cowell und L.A. Reid sind fester Bestandteil der ersten Staffel. Cowell ist Erfinder von «The X Factor» und war maßgeblich an den Verhandlungen zwischen seiner Produktionsfirma Syco TV und dem Sender FOX beteiligt. L.A. Reid ist Musikproduzent und hat bereits drei Grammys gewonnen. Damit ist die Hälfte der künftigen Jury bekannt, es fehlen aber noch zwei weibliche Personen.

Ständig im Blickpunkt der Medien: Cheryl Cole. Sie kann gut mit Simon Cowell und gilt schon deshalb als eine der aussichtsreichsten Anwärterinnen auf einen Juroren-Posten. Sie hat auch praktische Erfahrung vorzuweisen, immerhin sitzt sie seit 2008 in der Jury der britischen Version der Show. Drei volle Staffeln hat die Sängerin nun schon mitgemacht und dadurch eine gewisse Routine entwickelt. Die Medien überschlagen sich fast täglich mit dem Meldungen: Wahlweise ist Cole als Jury-Mitglied bestätigt, dann hat sie doch keine Chance mehr. Bei FOX ist man noch immer skeptisch.

Cole ist in den USA längst nicht so bekannt wie in Großbritannien. Dort erlangte sie durch die Castingshow «Popstars: The Rivals» Berühmtheit. Als eine von fünf weiblichen Mitgliedern wurde sie 2002 in die Girlband "Girls Aloud" gewählt. In den vergangenen knapp zehn Jahren war die Gruppe sehr erfolgreich, nur eben nicht in den Staaten. Dort blieb der ganz große Durchbruch aus. Durch die Zusammenarbeit mit Will.i.am. von den Black Eyed Peas ist sie immerhin nicht völlig unbekannt.

Für FOX ist der Risikofaktor Cole hoch. «The X Factor» soll an die starken Zuschauerzahlen von «American Idol» anknüpfen und da müssen sich die Zuschauer eben auch mit den Juroren identifizieren können. Doch Simon Cowell steht offenbar hinter der Sängerin. Bei gleich drei Probeaufzeichnungen konnte Cole ihr Talent unter Beweis stellen. Britische und US-Medien berichten, dabei sei nicht alles rund gelaufen. So soll die Senderverantwortlichen der Akzent der Sängerin stören. Doch daran arbeitet sie und nimmt seit Wochen Sprachtraining. Darüber hinaus soll Cole sehr nervös gewesen sein und das habe man ihr deutlich angesehen.

Als weitere Namen im Jury-Karussell werden übrigens noch Nicole Scherzinger und die Black-Eyed-Peas-Sängerin Fergie genannt. Für Cheryl Cole geht es aber um mehr als nur um den Posten beim US-«X Factor». Auch ihr bisheriger Job als Jurorin beim britischen Original steht in Frage. Alles hängt von dem Ausgang bei der FOX-Show ab. Wenn sie dort genommen wird, kehrt sie wohl nicht für die ITV-Sendung auf die Insel zurück. Sollte sie in den Staaten eine Absage kassieren, könnte es für eine Rückkehr nach Großbritannien aber zu spät sein.

Die Verantwortlichen von ITV ärgern sich über die Tatsache, dass die Suche nach der endgültigen Jury für die neue Staffel nicht endet. Auch Cowell selbst hat noch nicht bekannt gegeben, ob er wieder mit dabei sein wird. Er müsste dann zwei «X Factor»-Shows gleichzeitig betreuen. Erst hieß es, der US-Start hätte Priorität. Dann wollte er angeblich doch in Großbritannien mit von der Partie sein. Der letzte Stand: Laut dem britischen "Mirror" will Cowell beide Shows machen und jede Woche zwischen London und Los Angeles pendeln. Dienstags und mittwochs würde er demnach live in den USA im Fernsehen zu sehen sein, am Samstag dann bei ITV in Großbritannien.

Dieses Szenario wäre auch für Cheryl Cole denkbar, doch die ist in beiden Versionen ersetzbar. Mit Simon Cowell hat die Sängerin allerdings einen starken Fürsprecher. Ganz klar: Cole ist bereit, Großbritannien den Rücken zu kehren um in den USA bekannt und erfolgreich zu werden. Doch dabei setzt sie sowohl Sympathien als auch den sicheren Job in ihrem Heimatland auf’s Spiel – alles oder nichts lautet das Prinzip. Denn wenn FOX sie nicht will, steht sie möglicherweise ganz ohne «X Factor»-Engagement da. Bei so einer Ausgangslage kann man nur eine schnelle Entscheidung der Verantwortlichen herbeiwünschen, diese Hängepartie zieht sich schließlich schon seit etlichen Monaten. Und in den Archiven der Boulevardpresse liegen inzwischen unzählige Meldungen, die so gegensätzlich sind, dass sie den Journalisten eigentlich peinlich sein müssten. Irgendwie ist er seltsam, dieser Fall rund um «The X Factor» und Cheryl Cole.
11.04.2011 10:05 Uhr  •  Timo Niemeier Kurz-URL: qmde.de/48915