QamS: Warum ist «Two And A Half Men» so erfolgreich?

Quotenmeter am Samstag: Das Wochenendmagazin. Was hat die Sitcom mit Charlie Sheen, das andere Comedyserien nicht haben? Plus das Duell zwischen Atze Schröder und den Transformers.



Warum ist «Two And A Half Men» so erfolgreich?

Ich beginne mit einem schockierenden Geständnis. Ich bin kein Fan der Serie «Two And A Half Men». Angesichts der allgemeinen Beliebtheit der Sitcom muss man sich dafür fast schon schämen. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wieso ausgerechnet diese Serie derart populär werden konnte. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Kontroversen um Hauptdarsteller Charlie Sheen frage ich mich ernsthaft, wo der unglaubliche Erfolg der Produktion herkommt.

Erfolgreich ist sie. Das steht außer Frage. Nicht nur, dass sie in ihrem Heimatland seit Jahren die reichweitenstärkste Sitcom in der Primetime und das Zugpferd des CBS-Comedymontags ist. Sie ist obendrein auch mit täglich rund neun Millionen Zuschauern die erfolgreichste Serie im amerikanischen Nachmittagsprogramm, obwohl dort zu dieser Zeit wie auch bei uns nur Wiederholungen laufen. Damit hat sie in den USA eine ähnlich hohe Frequenz wie in Deutschland. Zu den täglichen Doppelfolgen am Nachmittag und den morgendlichen Wiederholungen bei Kabel eins, kommen Ausstrahlungen im Abendprogramm von ProSieben, die zuweilen aus vier Folgen am Stück plus nächtlichem Rerun bestehen. Egal auf welchem Sendeplatz, jede Folge holt dabei weit überdurchschnittliche Quoten. Seit Monaten ist die Serie zudem aus den ersten Plätzen der DVD-Verkaufscharts nicht wegzudenken und hatte mit fast jeder erschienenen Staffel den ersten Platz erobert. Sogar bei der Fluglinie AirBerlin gehört sie mittlerweile fest zum sogenannten Board-Entertainment und wird den Gästen auf längeren Flügen serviert. Kurz gesagt, «Two And A Half Men» vollzieht einen Siegeszug in einem bisher unbekannten Ausmaß.

Ich schreibe diese Zeilen ohne allzu große Kenntnis der Serie – also ohne wirklich jede Folge gesehen zu haben. Dank der beschriebenen Omnipräsenz habe ich jedoch im Laufe der Zeit einige Episoden verfolgen können. Die so verzehrten Happen hinterlassen bei mir das Bild, dass sich die Serie ewig um die gleichen Themen dreht. Irgendjemand der beiden Brüder Charlie und Alan hat mit einer Frau geschlafen oder möchte es demnächst tun und beide hassen ihre Mutter. Während in anderen Serien des gleichen Genres über die Laufzeit vieler Folgen eine Bewegung in der Figurenkonstellation zu beobachten ist, tritt «Two And A Half Men» inhaltlich auf der Stelle. Lediglich am Alter von Serienkind Jake ist zu erkennen, ob es sich um eine neuere oder eine ältere Episode handelt. Vielleicht liegt aber gerade in dieser außergewöhnlichen Konstanz eine wichtige Komponente des Erfolgs. Der Zuschauer bekommt in jeder Folge genau das geliefert, was er erwartet. Neuerungen, die alte Fans verschrecken könnten, werden schlicht nicht zugelassen. So ist es am Ende auch unschädlich, wenn man einige Episoden zwischendurch verpasst, denn eine fortlaufende Entwicklung gibt es sowieso nicht. Was mich dabei jedoch wundert, ist der konstante Zuspruch - also dass es nachweislich viele Zuschauer gibt, die jede Folge sehen. Eine einzelne Ausgabe mag in sich amüsant sein, wenngleich sie mich nie zum Brüllen gebracht hat, aber die ewig gleichen Plots und Witze in rund 150 Folgen müssen doch irgendwann selbst den größten Fan langweilen.

Vielleicht liegt der Erfolg auch im fortwährenden Tabubruch begründet. Immerhin werden in der Serie Alkoholismus und Prostitution nicht nur nicht verurteilt, sondern nahezu glorifiziert. Dies mag im konservativen Network-Fernsehen der USA ein willkommener Ausbruch aus der braven Norm sein und vermutlich gilt dies auch für Deutschland. Etwas bedenklich finde ich diese Grundhaltung der Produktion dennoch. Erst recht, wenn man anhand des Hauptdarstellers sieht, welchen Schaden Drogen und Alkohol anrichten können. Möglicherweise liegt aber auch darin der besondere Reiz der Serie, nämlich dass die Figur Charlie Harper ihrem Darsteller auf den Leib geschrieben scheint und dieser den Eskapaden seiner Rolle auch im realen Leben hinterher eifert.

Der Erfolg der Serie könnte jedoch auch schlicht in der Penetranz ihrer Ausstrahlung begründet sein. Bei einer derart hohen Dosis, kann sich kaum ein Zuschauer gegen sie wehren und wird zwangsläufig zu irgendeiner Tageszeit mit ihr infiziert. Dies würde auch erklären, wieso die Serie zu Beginn ihrer Einführung (noch unter dem Titel «Mein cooler Onkel Charlie») und lediglich einer wöchentlichen Ausstrahlung am Samstagnachmittag kein derartiger Knaller wurde.

Es mag sein, dass sich mein negatives Bild aus dem bruchstückhaften Anschauen der Serie ergibt und mir dadurch wesentliche Elemente entgangen sind, doch für mich bleibt der Erfolg von «Two And A Half Men» weiter unverständlich. Es gibt viele andere Sitcoms und Comedyserien, die diesen massiven Rummel und Zuspruch mehr verdient hätten. Aber ich möchte dieses Phänomen verstehen und lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen. Wer also Erklärungsansätze hat, darf mir gern eine Lesermail mithilfe des obigen Links schreiben. Die aufschlussreichsten Einsendungen werden am kommenden Samstag an dieser Stelle veröffentlicht.



«Two And A Half Men»
(Dienstag, 01. März 2011 um 21.10 auf ProSieben & Mittwoch, 02. März 2011 um 17.25 Uhr bei Kabel eins)

„Zur Zeit laufen am Comedydienstag auf ProSieben nur Wiederholungen von «Two And A Half Men» aus der vierten Staffel. Da sich Kabel eins mit der täglichen Ausstrahlung aktuell auf dem gleichen Folgenniveau befindet, kam es dazu, dass am Dienstagabend die erste Folge („Wo ist der blöde Hund?“) die selbe war, wie die zweite am Mittwochnachmittag. Es ist unmöglich, dass ProSieben in der Primetime «Two And A Half Men»-Wiederholungen zeigt und die neuen Folgen von «Big Bang Theory» werktags um 11:30 versendet. Mit diesem Prinzip wird der Comedydienstag nicht ewig Top-Quoten holen.“

Gefunden von: Lucas

Wir suchen weitere Beispiele für den größten Dünnpfiff im Fernsehen. Haben auch Sie einen Kandidaten für den „Haufen der Woche“ entdeckt? Dann schicken Sie eine Lesermail mithilfe des obigen Links.

Auf der nächsten Seite wird das Blockbuster Battle ausgetragen.

Quotenmeter am Samstag: Das Wochenendmagazin. Was hat die Sitcom mit Charlie Sheen, das andere Comedyserien nicht haben? Plus das Duell zwischen Atze Schröder und den Transformers.



«Mysterious Skin – Unter die Haut»
(Mittwoch, 09. März, 0.20 Uhr, Das Erste)

Der Schauspieler Joseph Gordon-Levitt überzeugte im vergangenen Jahr an der Seite von Leonardo DiCaprio in «Inception» und wurde schon öfters als der neue Heath Ledger bezeichnet – nicht nur wegen einer kaum zu leugnenden optischen Ähnlichkeit. Seine Anfänge liegen in der Sitcom «Hinterm Mond gleich links» sowie einigen Teeniefilmen wie «10 Dinge, die ich an Dir hasse» (übrigens an der Seite von Heath Ledger). Im Laufe der Zeit wurde aus dem 1981 geborenen Amerikaner ein ernstzunehmender Schauspieler, der in zahlreichen Independent-Filmen sein großes Talent beweisen konnte. Wie schon in seinen hervorragenden Werken «Brick» und «Die Regeln der Gewalt» verkörpert er auch in «Mysterious Skin» einen verstörten Teenager, der seinen Platz im Leben sucht. Neil McCormick (Gordon-Levitt) und sein Freund Brian Lackey werden als achtjährige von ihrem Baseballtrainer missbraucht. Während Neil in seiner Jugend homosexuell wird und als Stricher arbeitet, verdrängt Brian die Ereignisse und entwickelt sich zu einem zurückgezogenen Einzelgänger. Erst als die beiden nach Jahren wieder aufeinander treffen, kommt Brians Erinnerung zurück. Regisseur Gregg Araki wurde mehrfach für seinen zu harmlosen Umgang mit dem sensiblen Thema der Pädophilie kritisiert. Tatsächlich ist diese Einstellung jedoch zu kurzsichtig. Er beleuchtet das Thema sehr differenziert, mutig, aber auch schonungslos und konsequent aus der Sicht der Opfer. Heftiger, aber sehenswerter Stoff.



Jeden Sonntag duellieren sich RTL und ProSieben mit ihren Blockbustern und die Zuschauer haben die Qual der Wahl. Doch Quotenmeter.de verrät, wo sich das Einschalten mehr lohnt.

«U-900» (RTL)
Südfrankreich 1944. Schwarzmarkthändler Atze muss fliehen, weil er bei seinem Verhältnis mit einer Generalsgattin ertappt wird. In seiner Not versteckt er sich auf einem deutschen U-Boot und gibt sich als Kommandant aus. Zusammen mit seinem jüdischen Freund steuert er nun auf Amerika zu. Was die beiden jedoch nicht wissen, an Bord des Schiffs befindet sich der Heilige Gral, den die Nazis eigentlich nach Berlin schaffen wollten, um seine Kräfte für die Kriegswende zu nutzen...
Die Persiflage des legendären Petersen-Klassikers «Das Boot» wurde von Comedy-Routinier Sven Unterwaldt inszeniert, der neben den «7 Zwerge»-Filmen, «Ottos Eleven» und Tom Gerhardts «Siegfried» auch für einige Folgen von «Alles Atze» verantwortlich war. Daher wundert es nicht, dass ausgerechnet Ruhrpott-Proll Atze Schröder mit der Hauptrolle bedacht wurde. An seiner Seite tauchen Oliver Wnuk (Ulf aus «Stromberg») und Sängerin Yvonne Catterfeld auf, die durch die Dreharbeiten ein Paar wurden. In einer Nebenrolle ist außerdem Jan Fedder zu sehen, der schon zur Crew des originalen «Boots» gehörte.

«Transformers» (ProSieben)
Irgendetwas stimmt mit Sams neuem Auto nicht, denn der Wagen entwickelt ein seltsames Eigenleben. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Auto um einen außerirdischen Roboter handelt, der sich in verschiedene Gegenstände verwandeln kann. Das könnte für Sam ganz witzig werden, wenn mit diesem Roboter nicht noch mehrere seiner Art auf die Erde gekommen wären, um einen jahrhundertelangen Kampf zwischen Gut und Böse auszutragen... Der Film basiert auf den gleichnamigen Spielzeugfiguren des Herstellers Hasbro und wurde von Actionspezialist Michael Bay («The Rock», «Bad Boys», «Pearl Harbor», «Armageddon») inszeniert. Shootingstar Shia LaBeouf schlüpfte abermals in seine Paraderolle als chaotischer und leicht uncooler Teenager.

Die Empfehlung
Ohne Frage, «Transformers» hat eine lächerliche Vorlage, eine fragwürdige Story, dümmliche Dialoge und die untalentierte Megan Fox im Cast, doch trotzdem bietet der Film einen unterhaltsamen Filmgenuss. Die für Michael Bay typischen Hochglanzbilder in der untergehenden Abendsonne machen die Zerstörungsorgie zu einem optischen Genuss. Dazu kommen der rockige Soundtrack, coole Sprüche und beeindruckende Effekte. Zum Glück, nimmt sich der Film dabei niemals selbst zu ernst. Ein vergnüglicher Popcorn-Spaß, den man schlicht auf sich wirken lassen sollte, ohne allzu viel nachzudenken, denn «Transformers» ist kurzweiliges Unterhaltungskino im besten Sinne. Das will auch «U-900» sein, geht dabei jedoch derart baden, dass es fast schon wehtut. Die Kalauer sind flach, die Darsteller überfordert und die Geschichte noch haarsträubender als die der weltzerstörenden Spielzeugroboter. Auch wenn der Film hin und wieder optisch gelungen daher kommt, werden nur die allergrößten Atze-Fans etwas zum Lachen haben.

Der Sieg geht an «Transformers» um 20.15 Uhr auf ProSieben.

Der Zwischenstand 2011
In der vergangenen Woche duellierten sich «Hellboy – Die goldene Armee» (RTL) und «Der seltsame Fall des Benjamin Button» (ProSieben). Während RTL damit einen werberelevanten Marktanteil von 17,8 Prozent erreichte, triumphierte ProSieben letztendlich vor allem durch die längere Laufzeit von «Button» mit einem Wert von 19,7 Prozent. Der Quotenpunkt geht daher an ProSieben.

Nach Empfehlungen:
RTL : ProSieben = 0 : 5

Nach Quoten:
RTL : ProSieben = 1 : 3

QamS - Quotenmeter am Samstag: Das Wochenendmagazin erscheint jeden Samstag und bietet die ideale Mischung an unterhaltsamen Themen für ein perfektes Wochenende an.
05.03.2011 09:10 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/48157