Ein Western auf Oscarkurs

Die Coen-Brüder, Adam Sandlers erfundene Frau, Fußballgeschichte und ein wütender Nicolas Cage. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«True Grit»

Die Brüder Joel und Ethan Coen sind aus dem Filmgeschäft nicht mehr wegzudenken. Schon mit dem ersten Spielfilm «Blood Simple» (1984) wurde dem Regie- und Autorenduo größere Aufmerksamkeit zu Teil. Seitdem legten die Coens mit Werken wie «Fargo» (1996) oder «The Big Lebowski» (1998) einen Kultfilm nach dem anderen vor. Ihr Markenzeichen sind skurrile und oftmals mit verschrobenen Figuren und schwarzem Humor gespickte Geschichten. Dabei richten sie ihren Fokus mal vorrangig auf eine Thriller-, mal eher auf eine Komödienhandlung. In jedem Fall realisieren sie einen Großteil ihrer Produktionen quasi in Eigenregie. So auch bei ihrem neuesten Film «True Grit», bei dem Joel und Ethan Coen neben der Regie erneut auch für Drehbuch, Produktion und Schnitt verantwortlich zeichnen. Dennoch handelt es sich bei dem Western im Kern um ein Remake des Klassikers «Der Marshal» (OT: «True Grit») aus dem Jahre 1969 oder vielmehr um eine Neuverfilmung des schon jenem Werk zu Grunde liegenden Romans von Charles Portis.

Im Mittelpunkt steht die gerade einmal 14jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld), die nach dem Tod ihres Vaters nach Rache an dessen Mörder Tom Chaney (Josh Brolin) sinnt. Bei den Behörden stößt sie jedoch auf taube Ohren und so heuert sie den gealterten und vom Alkohol gezeichneten Marshall Cogburn (Jeff Bridges) an, um sich auf die Suche nach Chaney zu machen. Zu ihnen gesellt sich der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon), der sich jedoch in erster Linie für das Kopfgeld interessiert, das auf den Mörder ausgesetzt ist. Mit «True Grit» etablieren sich die Coen-Brüder nun endgültig als Stammgäste bei der Oscarverleihung. Nach ihrer ersten Auszeichnung mit dem begehrten Filmpreis für das Drehbuch von «Fargo» im Jahr 1997, konnten die beiden vor zwei Jahren mit «No Country for Old Men» gleich mehrfach absahnen. «True Grit» ist in diesem Jahr sogar zweimal öfter nominiert als damals das Thrillerdrama, hat also Chancen auf zehn der Trophäen. Für die erste Verfilmung des Stoffes konnte Hauptdarsteller John Wayne einst den einzigen Academy Award seiner Karriere gewinnen. Wenn ihm Jeff Bridges dies in derselben Rolle über 40 Jahre später gleichtun kann, wäre dies nach der Auszeichnung für «Crazy Heart» im letzten Jahr der zweite Oscar in Folge für den «Big Lebowski»-Star. Ob ein Sieg verdient wäre und «True Grit» auch ansonsten überzeugen kann, verrät Sidney Schering in der Quotenmeter.de-Kinokritik zum Filmstart am Donnerstag.

OT: «True Grit» von Joel Coen & Ethan Coen; mit Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin und Barry Pepper.

«Meine erfundene Frau»
Für die einen sind sie ein Dreamteam, für die anderen eine filmische Plage. Die Rede ist von Regisseur Dennis Dugan und Schauspieler Adam Sandler. Seit nun mehr 15 Jahren pflegen die zwei eine regelmäßige Zusammenarbeit, deren Ergebnisse stets durch den ihnen eigenen charakteristischen Mix aus derber Blödelcomedy und naiven, aber herzensguten Botschaften gekennzeichnet sind. Nach Filmen wie «Big Daddy» (1999) und «Chuck und Larry - Wie Feuer und Flamme» (2007), die Dugan und Sandler jeweils Nominierungen für die Goldene Himbeere einbrachten, steht mit «Meine erfundene Frau» nun die mittlerweile sechste gemeinsame Produktion der beiden in den Startlöchern.

Sandler spielt darin den Schönheitschirurgen Danny, der noch Jahre nach einer geplatzten Hochzeit einen Ehering trägt, um Frauen mit der mitleiderregenden Geschichte über eine unglückliche Ehe ins Bett zu kriegen. Doch als er eines Tages die schöne Palmer (Brooklyn Decker) kennenlernt und sich in sie verliebt steht er vor einem großen Problem. Da er es ernst mit ihr meint, gibt er vor, mitten in der Scheidung von seiner erfundenen Frau zu stecken. Palmer möchte Dannys vermeintliche Ex jedoch unbedingt kennenlernen und so bittet der Schönheitschirurg seine Sprechstundenhilfe (Jennifer Aniston) darum, den Part zu übernehmen. Von da an verstrickt sich Danny aber in ein immer dichteres Netz aus Lügen, wodurch er von einer turbulenten Situation in die nächste gerät.

OT: «Just Go With It» von Dennis Dugan; mit Adam Sandler, Jennifer Aniston, Brooklyn Decker, Nicole Kidman und Nick Swardson.

Auf der nächsten Seite: Daniel Brühls Fußballfilm «Der ganz große Traum».

Die Coen-Brüder, Adam Sandlers erfundene Frau, Fußballgeschichte und ein wütender Nicolas Cage. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«Der ganz große Traum»

Fußball gilt zweifellos als der beliebteste Sport in Deutschland. Auch im Kino hatte das runde Leder das eine oder andere Mal seinen großen Auftritt. Da ist es eigentlich eher verwunderlich, dass sich bislang noch kein Film damit befasst hat, wie das Mannschaftsspiel überhaupt seinen Weg nach Deutschland gefunden hat. Das möchten Regisseur Sebastian Grobler und seine Drehbuchautoren Johanna Stuttmann und Philipp Roth mit «Der ganz große Traum» nun aber schleunigst nachholen. Für sein Kinodebüt hat sich Grobler, der zuvor vor allem als Regieassistent bei Caroline Links oscarnominiertem Drama «Jenseits der Stille» (1996) sowie als Regisseur von «Marienhof»- und «Sturm der Liebe»-Folgen in der Filmwelt auf sich aufmerksam gemacht hat, tatkräftige schauspielerische Unterstützung geholt. So geben sich unter anderem Burghart Klaußner («Das weiße Band»), Justus von Dohnányi («Das Experiment») und Axel Prahl («Halbe Treppe») die Ehre.

Die Hauptrolle hat jedoch Daniel Brühl («Good Bye, Lenin!») inne, der den Lehrer Konrad Koch spielt. Dieser wird im Jahr 1874 am Braunschweiger Gymnasium Martino-Katharenium eingestellt, um Englisch zu unterrichten. Doch da die Schüler aufgrund ihrer Erziehung wenig Begeisterung für die englische Sprache an den Tag legen, versucht Koch ihre Aufmerksamkeit zu wecken, indem er ihnen einen in Deutschland bis dato unbekannten Sport näher bringt, den er bei seinem mehrjährigen Englandaufenthalt kennengelernt hat: den Fußball. Schnell sind die Gymnasiasten Feuer und Flamme für ihren neuen Lehrer. Ganz anders sieht es da jedoch bei Kochs Kollegen und den konservativen Eltern aus, die ihre hoch geschätzte preußische Disziplin gefährdet sehen und eine Verrohung ihrer Kinder fürchten. Daher setzen sie alles daran, Koch wieder loszuwerden und den Fußballsport zu verbieten. Nicht selten wurde «Der ganz große Traum» dabei mittlerweile mit Peter Weirs bewegendem Drama «Der Club der toten Dichter» (1989) verglichen. Ob er diesem hoch gegriffenen Vergleich am Ende tatsächlich standhalten kann, zeigt sich ab dieser Woche in den deutschen Kinos.

OT: «Der ganz große Traum» von Sebastian Grobler; mit Daniel Brühl, Burghart Klaußner, Kathrin von Steinburg, Justus von Dohnányi und Axel Prahl.

«Drive Angry»

Gerade als die Hoffnung aufkeimte, dass sich Nicolas Cage («Lord of War») nach einer ganzen Reihe eher unrühmlicher Rollen mit herrlichen Auftritten in «Bad Lieutenant» (2009) und «Kick-Ass» (2010) allmählich wieder zu fangen schien, ziert sein Gesicht die Plakate von «Duell der Magier», «Der letzte Tempelritter» und «Drive Angry». Letzterer feiert in dieser Woche nun seine Deutschlandpremiere und weckt zum Teil unschöne Erinnerungen an «Ghost Rider» (2007), einen der Ausrutscher des Oscarpreisträgers. Der Ex-Kriminelle Milton (Cage) bricht aus der Hölle aus, um Rache an einer Sekte zu üben, die seine Tochter ermordet und seine kleine Enkelin entführt hat. Bei dem Versuch das wehrlose Baby zu retten erhält er Unterstützung von der taffen Piper (Amber Heard). Gleichzeitig ist ihm aber auch ein mysteriöser und überaus gefährlicher Handlanger des Teufels (William Fichtner) stets auf den Fersen.

Dass diese Handlung natürlich nicht allzu ernst zu nehmen ist, versteht sich von selbst. Zum Glück scheinen dies auch Regisseur Patrick Lussier und sein Co-Autor Todd Farmer begriffen zu haben. Trotz einer tragischen Ausgangssituation setzen sie in ihrem Film auf furiose Action, einen lässig-witzigen Grundton und explizite Gewalt. Mit William Fichtner («Armageddon», «Prison Break») hat Nicolas Cage außerdem auch einen charismatischen Gegenspieler spendiert bekommen. Angesichts all dieser Attribute dürfte «Drive Angry» abseits seiner absurden Handlung insgesamt wohl wenigstens einen gewissen trashigen Unterhaltungswert bieten. Gesteigert wird dieser sicherlich auch durch die Verwendung von 3D (der Film wurde direkt mit 3D-Kameras aufgenommen und nicht erst nachträglich konvertiert), hat Patrick Lussier doch schon mit «My Bloody Valentine 3D» (2009) bewiesen, dass er zumindest den Einsatz dieser Technik beherrscht.

OT: «Drive Angry» von Patrick Lussier; mit Nicolas Cage, Amber Heard, William Fichtner, David Morse und Billy Burke.
23.02.2011 15:30 Uhr  •  Markus Trutt Kurz-URL: qmde.de/47941