Popcorn und Rollenwechsel: Kinderschreck del Toro

Guillermo del Toro plant eine kleine Armada schauriger Familienfilme.

Guillermo del Toro dürfte den meisten als Regisseur von «Pans Labyrinth», «Blade II» oder den «Hellboy»-Kinofilmen ein Begriff sein. Die Schublade, in die man den pummeligen, mexikanischen Filmemacher steckt, steht aufgrund dessen schnell fest: Definitiv nicht kinderfreundlich! Aber Filmemacher mit Hang zur Gewalt, können öfters überraschen. So wie Robert Rodriguez, der auf Männerfantasien wie «Sin City» oder «Planet Terror» Kinderspäße wie «Spy Kids» oder «Das Geheimnis des Regenbogensteins» folgen lässt. Oder Quentin Tarantino, zu dessen Lieblingsfilm aus dem Jahr 2010 das für die gesamte Familie geeignete Disney-Animationsmärchen «Rapunzel» gehört.

Wer weiß, vielleicht war dieses Trickmusical bei irgendeinem Hollywood-Ereignis sogar Gesprächsthema Nummer Eins zwischen Tarantino und Guillermo del Toro. Denn letzterer ist eingeschworener Disney-Liebhaber. Als solcher war es ihm eine Herzensangelegenheit, für Disney eine Reihe animierter sowie familientauglicher Grusel- und Horrorfilme zu entwerfen. Diese sollten unter dem Markennamen „Disney Double Dare You“ veröffentlicht werden. Das viel versprechende Konzept stammt aus dem Jahr 2009. Und schlief ein. Stattdessen packte del Toro seine Sachen und wurde kreativer Partner von Dreamworks Animation. Neben sinnloser Beschäftigungstherapie (er war Berater bei der mauen Superheldenkomödie «Megamind»), erwartet del Toro dort auch die Verwirklichung seines zuvor für Disney geplanten Animationsfilms «Trollhunters». Viel ist über den Film noch nicht bekannt, doch er soll aus del Toros Feder stammen und Grusel, Märchenelemente und ein modernes Setting vereinen.

So ganz hat Disney Guillermo del Toro aber nicht verloren: Für den Mäusekonzern plant er bekanntermaßen eine Neuverfilmung der legendären Geisterbahn «The Haunted Mansion». Und auch eines weiteren schon aus den Disney-Studios bekannten Stoffes möchte sich der Mexikaner annehmen: Der Geschichte vom hölzernen Bengel Pinocchio. Die möchte del Toro nämlich mit einem düsteren Look und einem raueren Inhalt auf die Kinoleinwand bringen. Designgrundlage stellt die 2002 veröffentlichte «Pinocchio»-Publikation mit Illustrationen von Gris Grimly dar, die ein wenig an Tim Burton erinnern. Er soll auch zusammen mit Mark Gustafson (Animator bei «Der fantastische Mr. Fox») die Regie übernehmen, während del Toro als Produzent und Story-Mitverantwortlicher das Projekt überwachen wird.

Über sein Vorhaben erklärte del Toro dem Newsblog Deadline, dass er sich wieder näher an den schaurigeren Passagen von Carlo Collodis Klassiker orientieren möchte: „In jedem Märchen oder einer anderen Form von Kindergeschichte, muss sich ein Element der Düsternis befinden; das ist etwas, das die Gebrüder Grimm, Hans Christian Anderson und Walt Disney begriffen. Wir neigen dazu, etwas als Disney-fixiert zu bezeichnen, aber viele Leute vergessen dabei, wie kraftvoll verstörend einige der besten Disney-Trickfilme sein können.”

Der gemeinsam mit der Jim Henson Company und Pathe produzierte CGI/Stop-Motion-Mischfilm lässt also ein ähnlich düster-surreales Erlebnis wie «Coraline» erwarten. Eine Art Film, von der es nicht genug geben kann. Denn schaurig-schöne Familienfilme helfen dem jungen Zielpublikum nicht nur, sich mit ihren Ängsten auseinanderzusetzen, sie machen auch älteren Zuschauern sehr viel Spaß und regen wieder die Fantasie an. Bleibt nur noch die Frage, was del Toros «Pinocchio» für Bryan Fuller bedeutet. Der «Pushing Daisies»-Macher wollte den hölzernen Bub’ nämlich ebenfalls wieder ins Kino bringen…
21.02.2011 00:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/47870