Neu im Kino: Kalenderwoche 1

Tom Gerhardts «Superbullen» und ein «Auftragslover» eröffnen das Kinojahr 2011.

«Burlesque»
Regisseur Steve Antin, der in der Vergangenheit als Stunt Man («Beat Street», 1984), Darsteller («Die Goonies», 1985), Autor («Chasing Papi», 2003) und Produzent («The Pussycat Dolls Present: The Search for the Next Doll», 2007) gearbeitet hat, versammelte für seinen ersten groß beworbenen Kinofilm ein wahres Star-Ensemble: vor der Kamera stehen Cher und Christina Aguilera sowie Eric Dane («Grey's Anatomy»), Cam Gigandet («Twilight»), Peter Gallagher («O.C. California»), Kristen Bell («Veronica Mars»), Stanley Tucci («In meinem Himmel») und Julianne Hough. Doch auch die Riege der Produktion ist mit Screenplay-Autorin Diablo Cody («Juno», «Jennifer's Body») und Produzent Donald De Line («Der Mann, der niemals lebte») eine prominente. Abgerundet wird das Ganze durch die Musik, die in Musicalfilm «Burlesque» ja einen hohen Stellenwert einnimmt. Der Soundtrack umfasst zehn Songs, acht davon stammen von Aguilera, zwei von Cher. Das alles spricht für einen sehens- und hörenswerten Film – die meisten Kritiker ließen an «Burlesque» aber kaum ein gutes Haar. Diese Meinung steht dem Konsens der Zuschauer gegenüber, die aktuellen Umfragen zufolge durchaus zufrieden waren.

Über das Budget von 55 Millionen Dollar ist man allerdings noch nicht hinaus, erst circa 40 Millionen wurden wieder eingespielt. Ein Problem für Vermarkter Screen Gems, das sich sonst vornehmlich auf günstigere Produktionen konzentriert und nur bei der «Resident Evil»-Reihe mehr Geld springen lässt – was sich ja immerhin auch ausgezahlt hat. Zum Inhalt von «Burlesque»: Aguilera spielt Alice Rose, die ihren Job als Kellnerin aufgibt, um in Los Angeles ihren Traum von der Gesangs-Karriere zu verwirklichen. Dort angekommen, erhält sie auch promt eine Anstellung in der Burlesque-Bar: wiederum als Kellnerin. Erst nachdem ihr Talent auch der Besitzern Tess (Cher) auffällt, bekommt Alice die Chance, sich zu beweisen. Für Aguilera ist es die erste Arbeit in Sachen Film, für Cher einerseits die Rückkehr zur Branche (2003 absolvierte sie einen Cameo in «Unzertrennlich») und andererseits auch ihr erster Musical-Film.

OT: «Burlesque» von Steve Antin; mit Cher, Christina Aguilera, Eric Dane, Cam Gigandet, Kristen Bell, Stanley Tucci und Alan Cumming.

«Howl – Das Geheul»
James Franco ist überall. Seit der 32-jährige Darsteller aus dem Schatten des «Spider-Man»-Franchises unter Ridley Scott getreten ist, wird seine Person zunehmend bekannter und beliebter in Hollywood. So nutzt Franco nicht nur Soap Opera-Auftritte («General Hospital»), um die eigenen Gemälde „in-character“ zu vermarkten, sondern bahnt sich auch seinen Weg von kleineren Independent-Filmen zu großen Hochglanz-Produktionen, die aber nie eine Botschaft missen lassen («Milk», «127 Hours»). Darüberhinaus wird der Schauspieler in diesem Jahr auch die Veranstaltung der 83. Academy Awards präsentierten – und zwar an der Seite von Anne Hathaway. Bei «Howl», der hierzulande etwa drei Monate nach dem US-Start in den Kinos anläuft, handelt es sich allerdings eher noch um einen Geheimtipp: der von Kritikern hochgelobte Film dreht sich um Allen Ginsberg (1926 bis 1997), einen prominenten Dichter der sogenannten Beat Generation, die in den letzten Jahren der 50er Fuß fasste. Ihre Verfechter kämpften mithilfe freizügigem Experimentalismus gegen die immer prüder werdende Gesellschaft. Stichwort: Drogen.

In einem experimentellen Gewand zeigt sich auch «Howl» selbst, der mit Schwarz-Weiß-Sequenzen, eingearbeiteten Original-Fotografien und auch Animationen arbeitet, um Ginsbergs Zeitgeist getreu festzuhalten. Regie bei diesem Ära-Schnappschuss führten Rob Epstein und Jeffrey Friedman. Zwei Männer, die bereits seit Ende der 80er gemeinsam hinter der Kamera stehen, bislag aber vornehmlich für Dokumentationen. Diese wurden eigentlich ohne Ausnahme begeistert aufgenommen und brachten den beiden auch diverse Emmys sowie viele weitere Preise ein. In «Howl» spielen an Francos Seite unter anderem Aaron Tveit («Ghost Town»), Jon Hamm («Mad Men») und Mary-Louise Parker («Weeds»). Zentrum der Erzählung ist das „Obszönitäts-Gerichtsverfahren“, das gegen Lawrence Ferlinghetti, den Verleger Ginsbergs, geführt wurde. Grund dafür: das Gedicht 'Howl', das keinen Halt vor Themen wie Drogen-Exzessen und Homosexualität machte.

OT: «Howl» von Rob Epstein und Jeffrey Friedman; mit James Franco, Jon Hamm, Aaron Tveit, David Strathairn und Mary-Louise Parker.

Auf der nächsten Seite: Der neue Film mit Tom Gerhardt und ein Auftragslover.

Tom Gerhardts «Superbullen» und ein «Auftragslover» eröffnen das Kinojahr 2011.

«Die Superbullen – Immer Freund und Helfer»
13 ist und bleibt eben doch eine Unglückszahl. Nach eben so vielen Jahren melden sich Tom Gerhardt und Hilmi Sözer nun nämlich mit ihren Kultrollen Tommy und Mario zurück in den deutschen Kinosälen – es heißt wieder „voll die Seuche, ey!“. Gerne erinnert man sich an die beiden Komödien «Voll normaaal» (1994) und «Ballerman 6» (1997), in denen die beiden Einfaltspinsel sowohl in ihrer Heimatstadt Köln als auch im Urlaubsparadis Mallorca kein Fettnäpfchen ausließen. In der Fortsetzung «Die Superbullen» kehren die beiden zurück auf die Straßen Köln-Kalks - und das als waschechte Polizisten. Wirklich Zeit sich zu fragen, wie es das Chaotenpärchen überhaupt zu diesen Stellen gebracht hat, bleibt dem Zuschauer nicht – immerhin müssen Tommy und Mario schon bald wieder um ihren geliebten Job fürchten und unternehmen deshalb alles, um die nahende Katastrophe abzuwenden. Wichtig ist, nicht mit der falschen Erwartungshaltung das Ticket zu lösen: «Die Superbullen» bietet deutschen Proll-Klamauk vom Feinsten, eine durchdachte und subtile Komödie darf man allerdings nicht erwarten. Fazit: Nicht jedermanns Sache. Am besten den Trailer sichten, der einen guten Eindruck verschafft, und dann eine Entscheidung treffen. Auch dass der Filmstart von September auf Anfang Januar verschoben wurde, spricht nicht gerade für «Die Superbullen».

Für «Voll normaaal» und «Ballermann 6», deren Stil und Charaktere als Vorbild für die Serie «Hausmeister Krause» dienten, zeichnete nicht etwa derselbe Regisseur verantwortlich. Ersterer Film wurde noch von Ralf Huettner («Vincent will Meer») in Szene gesetzt, während für «Ballermann 6» Gernot Roll in Zusammenarbeit mit Tom Gerhardt selbst die Regie übernahm. Der eigentliche Kameramann feierte mit diesem Film quasi sein Debut als Regisseur und übernahm diese Rolle in Zukunft auch immer öfter. So hat er in den letzten Jahren beispielsweise «Räuber Hotzenplotz» (2006) und «Männersache» (2009) auf die Leinwand gebracht. Für «Die Superbullen» kehrt Roll nun zurück zu seinen Wurzeln. Neben Gerhardt und Sözer spielt auch Axel Stein -bekannt als Tommie aus «Hausmeister Krause»- einen Gesetzeshüter.

OT: «Die Superbullen – Immer Freund und Helfer» von Gernot Roll; mit Tom Gerhardt, Hilmi Sözer, Axel Stein, Thomas Heinze und Götz Otto.

«Der Auftragslover»
Liebe macht blind. Diese Binsenweisheit hat Alex sich und seinen Angestellten, ihres Zeichens Alex' Schwester und deren Gatte, als ewiges Mantra auferlegt. Und mit diesem Hintergedanken gehen die drei tagtäglich an ihre Arbeit als professionelle Auftragslovers. Bei ihren Klienten handelt es sich um verzweifelte Eltern, Geschwister und Freunde, die das Unglück ihrer Töchter, Schwestern oder Bekanntinnen schlicht nicht länger mitansehen können. Sobald das Geld auf dem Konto eintrifft, lässt Alex seinen Charme spielen und wickelt die jeweilige Dame geschickt um den Finger, so dass ihr eigentlicher Lover nur noch die zweite Geige spielt. Das scheinheilige Liebesglück zerbricht und ein zutiefst zufriedener Alex verschwindet wieder. Die bevorstehende Hochzeit der tatsächlich überglücklichen Juliette im Auftrag deren Vater zu verhindern, fiele Alex demnach im Traume nicht ein. Nur die Realität sieht anders aus: Alex braucht das Geld, immerhin wird er von diversen serbischen Gesellen verfolgt, die ihm ans Leder wollen. Mit annähernd vier Millionen Zuschauern war «Der Auftragslover» (internationaler Titel «Heartbreaker») in seiner Heimat Frankreich ein unglaublicher Erfolg.

Verkörpert wird Alex von Romain Duris, bekannt aus «L'auberge espagnole» (2002) an der Seite von Audrey Tautou, «So ist Paris» (2008) und «Afterwards» (2008). Die Darstellerin der Juliette ist Vanessa Paradis, die nicht unbedingt in ihrer Tätigkeit als Model oder Sängerin, sondern eher Johnny Depps Lebenspartnerin geläufig sein dürfte. Regisseur des Filmes ist Pascal Chaumeil, der bislang eher in der Fernseh-Branche tätig war und mit «Der Auftragslover» sein Kinodebut feierte. Von dessen Qualität kann sich das deutsche Publikum ab Donnerstag einen Eindruck verschaffen – die Kritiken sind größtenteils recht positiv.

OT: «L'Arnacœur» von Pascal Chaumeil; mit Romain Duris, Vanessa Paradis, Julie Ferrier, Andrew Lincoln und Helena Noguerra.
05.01.2011 15:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/46847