Die Kritiker: «Doctor’s Diary» (3x01)

Story:
Dr. Gretchen Haase hat gerade "Ja" zu Millionär Alexis von Buren gesagt, als in der Kirche ein Virus ausbricht. Statt Hochzeitsreise heißt es nun: Quarantäne im Elisabethkrankenhaus. Ausgerechnet Gynäkologe Dr. Kaan ist der Pandemiebeauftragte und scheint nicht alles im Griff zu haben. Dafür findet Pathologe Dr. Gummersbach einen Hinweis auf den möglichen Wirt. Gretchen setzt sich gegen Dr. Marc Meier durch und recherchiert auf eigene Faust. Schließlich will sie mit Marc nicht noch die zweite Hochzeitsnacht in einem 6-Bett-Zimmer verbringen. Oder vielleicht doch? Knistern tut es noch gewaltig zwischen den beiden. Bis Mitzi Knechtelsdorfer ihren Bruder Maurice besucht und als Tochter einer Alt-68erin kein Problem damit hat, sich von Dr. Meier angraben zu lassen.

Darsteller:
Diana Amft («Teufelskicker») ist Dr. Gretchen Haase
Florian David Fitz («Vincent will Meer») ist Dr. Marc Meier
Kai Schumann («Klimawechsel») ist Dr. Kaan
Ursula Monn («Türkisch für Anfänger») ist Bärbel Haase
Peter Prager («Maria, ihm schmeckt’s nicht») ist Prof. Dr. Haase
Laura Osswald («Verliebt in Berlin») ist Schwester Gabi
Steffen Groth («Weissensee») ist Alexis von Buren
Elyas M´Barek («Zweiohrküken») ist Maurice Knechtelsdorfer


Kritik:
Eineinhalb Jahre mussten Fans von Dr. Gretchen Haase und Dr. Marc Meier auf eine neue Staffel «Doctor’s Diary» warten. Headautor und Serienschöpfer Bora Dagtekin, der auch schon für «Türkisch für Anfänger» verantwortlich war, erklärte durch die Blume auch, warum es etwas länger dauerte als sonst. Es sollte ja gut werden, sagte er im Quotenmeter.de-Interview und erklärte immer wieder, dass dritte Staffeln einer Serie alles andere als einfach sind. „Das Format ist etabliert. Zuschauer erwarten ihre altbekannte Marke, aber vieles ist schon erzählt. Man muss aufpassen, dass man sich nicht wiederholt, was Neues präsentiert und trotzdem dem Format treu bleibt“, so der Chefautor der RTL-Serie.

Stellen musste er sich einer schweren Aufgabe, die er sich allerdings selbst aufgebürdet hatte. Im Finale der zweiten Staffel heiratete Protagonistin Gretchen den Betrüger Alexis von Buren – die Trauung endete allerdings anders als geplant. Gretchens Vater fiel plötzlich um, ein Virus schien sich in die heile Welt von «Doctor’s Diary» eingeschlichen zu haben. Eine Pandemie – ein Thema, wie gemacht für eine Krankenhausserie. Serienfans dachten zunächst an dramatische Ereignisse, wie sie etwa die Soap «Geliebte Schwestern» einsetzte um damals die katastrophalen Quoten zum Steigen zu bringen.

Im Staffelauftakt der dritten Runde wird das Krankenhaus also zur Quarantänestation – und ausgerechnet Dr. Kaan, von Berufswegen her Gynakologe, zum Pandemiebeauftragten. Dass «Doctor’s Diary» das Thema ganz anders angeht, wird schon an den übergroßen und einfach nur blöd aussehen Schutzanzügen sichtbar. Der zweistündige Pilotfilm, den RTL am Mittwoch zeigt, bietet unglaublich viele Lacher und lässt die Hoffnung zu, dass es der Serie gelingt, sich erneut zu steigern. Es könnte in der Tat die bis dato beste Staffel bevorstehen.

Eigentlich lässt sich der Pilot in drei Teile unterteilen. In den ersten 35 bis 40 Minuten dreht sich wirklich alles um die Pandemie und die damit verbundenen Probleme. Danach hat die Serie ihren einzigen kleinen Hänger. In den letzten 25 bis 30 Minuten bereitet Bora Dagtekin dann die Geschichten für den weiteren Verlauf der Staffel vor. Auch in der neuen Runde bedient er sich dabei an ganz typischen Motiven, die in Telenovelas und Drama-Serien stets möglichst trocken und ernst erzählt werden.

Allein die Tatsache, dass Gretchen inzwischen mehr oder weniger zwischen drei Männern steht, ist bezeichnend für die trefflichen Überspitzungen Dagtekins. Die neue Staffel hält dann auch gleich einen neuen Mann bereit: Dr. Gümmersbach, der von Marc Ben Puch gespielt wird. Für Puch, der zuletzt in der Sat.1-Actionserie «GSG 9» zu sehen war, ist diese Rolle sicherlich eine willkommene Abwechslung gewesen. Im Pilotfilm selbst ist vom möglicherweise Künftigen von Schwester Gabi aber zu wenig zu sehen. Etwas mehr Screentime und etwas mehr Plätz für diese Geschichte wäre sinnvoll gewesen.

Immerhin: Einen gelungenen Einstand hatte die neue Figur – sie tauchte aus den Kühlschränken der Pathologie auf – und ist dennoch alles andere als eine Totgeburt. Der unglaublich gute Dialogwitz, die herrlich verrückten Charaktere und glänzende Nebenrollen schaffen es dann auch in der Tat etwas zu vertuschen, dass die erzählten Geschichten so ganz neu nicht sind. Beispiel? In der Hochzeitsnacht verfasst Gretchen folgende SMS: „Lieber Marc, ich weiß, es ist meine Hochzeitsnacht, trotzdem denke ich nur an dich und mache mir große Sorgen. Das heißt aber nicht, dass mir etwas an dir liegt. Also melde dich, wenn du in Gefahr bist.“

Natürlich: Das gab es auch in Staffel eins und zwei schon – der weibliche Körper von Dr. Haase war schließlich noch nie genau zu durchblicken. Auch sonst gibt es wieder Ähnlichkeiten zu bereits gezeigten Episoden: Schwester Gabi schnappt auch in Staffel drei durch eine Aneinanderreihung von Zufällen ein Geheimnis auf, das sie zu ihrem Vorteil ausschlachten möchte, während Marc Meier erneut Frauenherzen bricht.

Diesmal bekommt es der Doc, um dessen wahres Gefühlsleben sich die dritte Staffel drehen wird, mit Mitzi Knechtelsdörfer zu tun, der Schwester des Ösi-Exports Maurice Knechtelsdorfer. Die Knechtelsdorfers sind nicht nur begnadete Rollen, sondern werden von ihren Darstellern auch exzellent verkörpert. Elyas M’Barek war schon in Staffel zwei neben Annett Strasser (Schwester Sabine) der heimliche Star des Formats und bekommt nun Unterstützung von Nora Tschirner.

Alles in allem hätte die dritte Staffel von «Doctor’s Diary» kaum besser starten können. Die etwas längere Pause hat sich definitiv gelohnt, ein vielleicht befürchteter Qualitätseinbruch ist nicht eingetreten. Im Gegenteil: «Doctor’s Diary» 2011 ist vielleicht das beste, das es jemals gab.

RTL zeigt den zweistündigen Auftakt zur neuen Staffel von «Doctor’s Diary» am Mittwoch, 5. Januar 2011 um 20.15 Uhr. Sechs weitere Episoden folgen jeweils mittwochs ab 21.15 Uhr.
04.01.2011 13:00 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/46801