Der große Jahresrückblick: Das war 2010 – Teil II

In den Monaten April bis Juni gab es eine Menge Neuigkeiten in der TV-Welt. Günther Jauchs halber Wechsel zu den Öffentlich-Rechtlichen wurde bekannt und Lena Meyer-Landrut gewann für Deutschland den Song Contest. Und dann war da natürlich noch die Fußball-Weltmeisterschaft.

Gleich zu Anfang des Aprils konnte Das Erste einen echten Quotenkracher verbuchen. Der Scientology-Film «Bis nichts mehr bleibt» lockte im Schnitt 8,69 Millionen Menschen vor die TV-Geräte. Insgesamt wurden 27,1 Prozent Marktanteil gemessen, bei den 14- bis 49-Jährigen kam der Film auf 17,3 Prozent. Durch das starke Lead-In profitierte auch Frank Plasberg, der mit seinem Polit-Talk «hart aber fair» den besten Wert aller Zeiten einfuhr. 7,47 Millionen Zuschauer verzeichnete die 75-minütige Diskussionsrunde. Mit 28,3 Prozent Marktanteil konnte Plasberg die TV-Marktführerschaft locker für sich beanspruchen.

RTL II kündigte im April außerdem frische Folgen seiner «neuen Hitparade» an. Neben Aleksandra Bechtel sollte der ehemalige Modern Talking Sänger Thomas Anders durch die Sendung führen. Im Mai floppte die Show am Sonntagabend mit nur 3,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Seit dem 1. April gibt es bei Sky Deutschland einen neuen Chef. Dieser heißt Brian Sullivan und ersetzt Mark Williams, der den kriselnden Pay-TV-Sender seit Herbst 2008 leitete.

Einen neuen Namen erhielt die German Free TV Holding GmbH der ProSiebenSat.1 Media AG. Sie firmiert künftig unter dem Titel ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH. Vorstand Andreas Bartl erklärte zu der Umbenennung, er wolle seinem "Kind" einen naheliegenderen Namen als den bisherigen geben. Noch einmal für Schlagzeilen sorgte ProSieben am 10. April. In seiner Show «Schlag den Raab» stürzte Entertainer Stefan Raab mit dem Mountainbike und blieb benommen auf dem Boden liegen. Die Sendung wurde nach einer Werbeunterbrechung fortgesetzt, allerdings verlor Raab letztendlich und Kandidat Hans Martin konnte sich über zwei Millionen Euro freuen.

Des Weiteren wurde bekannt, dass «TV total» im Mai anlässlich des «Eurovision Song Contestes» eine Woche live aus Oslo gesendet wird. Zu Gast waren natürlich Lena Meyer-Landrut, der Vorjahressieger Alexander Rybak und andere prominente Gesichter. Bei RTL konnte man nicht immer derart positive Meldungen verbreiten. Nachdem bereits im Februar bekannt wurde, dass Felix Isenbügel die Kult-Soap «Gute Zeiten Schlechte Zeiten» verlassen wird, kündigte im April Alexander Becht seinen Ausstieg an.

In Sachen Quotenmeldungen gab es so einige positive Meldungen im vierten Monat des Jahres. So startete die RTL-II-«Test»-Reihe mit 8,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Einige Tage später konnte dann Mitbewerber RTL feiern. Das Finale von «Deutschland sucht den Superstar» bescherte den Kölnern 7,58 Millionen Zuschauer. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 39,2 Prozent Marktanteil gemessen. Die Entscheidung kam gegen Mitternacht schließlich auf über 50 Prozent. Kurios: Wegen der Aschewolke saß damals nicht Nina Eichinger auf der Jury-Bank. Sie kam nicht rechtzeitig nach Köln. Stattdessen konnte RTL kurzfristig Sylvie van der Vaart verpflichten.

Doch der größte Erfolg ist sicherlich Sat.1 zuzuschreiben. Der Privatsender startete am 12. April die beiden Serien «Danni Lowinski» und «Der letzte Bulle». Mit 15,8 und 13,2 Prozent Marktenteil beim jungen Publikum konnten beide Formate punkten. Im weiteren Verlauf der Staffel hielten sich die Quoten konstant auf dem hohen Niveau. Für Oliver Pocher verlief das Jahr 2010 nicht wirklich erfolgreich, seine Late-Night-Show am Freitagabend holt noch immer weit unterdurchschnittliche Werte. Diesen wollte der Entertainer im April mit einer außergewöhnlichen Aktion begegnen: Er verkündete, «DSDS»-Menowin trete bei ihm in der Sendung auf. Kurz herrschte reichlich Verwirrung. Wegen Verträgen dürfte der Kandidat eigentlich nicht beim RTL-Konkurrenzsender auftreten. Letztendlich war er dann doch bei RTL und «Let’s Dance» zu sehen.

Doch nicht nur die RTL-Castingshow sorgte für Schlagzeilen. Ende April kündigte ProSieben die neue Jury von «Popstars» an und wusste damit zu überraschen: Neben Detlef D! Soost und Marta Jandova wurde Thomas Stein vorgestellt. Stein war zuletzt Dauergast bei Oliver Geißens «ultimativer Chart Show». Bei «Germany’s Next Topmodel» wurde noch während der laufenden Staffel bekannt, dass Jury-Mitglied "Q" im neuen Jahr nicht mehr mit an Bord sein wird. Zu guter Letzt kündigte Sat.1-Chef Andreas Bartl an, den Samstag zum Serien-Tag umfunktionieren zu wollen. Ab Sommer setzte er zur Primetime auf «Navy CIS: Los Angeles» und «Criminal Minds». In den letzten Tagen des Monats wurde außerdem das Aus der Daily «Eine wie keine» bekannt, im Herbst lief die finale Folge.

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In den Monaten April bis Juni gab es eine Menge Neuigkeiten in der TV-Welt. Günther Jauchs halber Wechsel zu den Öffentlich-Rechtlichen wurde bekannt und Lena Meyer-Landrut gewann für Deutschland den Song Contest. Und dann war da natürlich noch die Fußball-Weltmeisterschaft.

Auch wenn Lena Meyer-Landrut erst Ende Mai den «Eurovision Song Contest» für Deutschland gewann. Diese Nacht in Oslo am 29. Mai wird in die Geschichtsbücher eingehen. Mit 246 Punkten gewann die «Unser Star für Oslo»-Siegerin den Wettbewerb. 14,69 Millionen Menschen sahen sich die Übertragung im Schnitt in der ARD an. Der Marktanteil lag bei 49,1 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden fantastische 61,6 Prozent gemessen.

Schon einen Monat vor dem offiziellen Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika warf diese ihre Schatten weit voraus. RTL, neben ARD und ZDF ebenfalls ausstrahlender Sender einiger Spiele, stellte den Ex-Fußballer Olaf Thon als Experten vor. Im Team des Kölner Senders fanden sich außerdem noch Jürgen Klopp, Günther Jauch, Florian König und Jürgen Klinsmann wieder. Später wurde RTL für seine Übertragungen mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Sat.1 hatte dagegen während der WM nur wenig zu lachen und kündigte etliche Film-Wiederholungen für die Sommerzeit an.

Schlechte Nachrichten bei Sky: Der Bezahlsender verkündete, dass die Abozahlen noch immer noch signifikant gesteigert werden konnten. Dazu passte im Mai auch die Meldung, dass Sky in Zukunft auch vielleicht auf eigenproduzierte Serien setzen will. Bis jetzt ist davon allerdings wenig zu sehen. Besser geht es da schon den Mitbewerbern von der Telekom. Deren Fußball-Angebot liga total! überschritt im Mai die Grenze von 100.000 Kunden.

Im Mai schickte die ProSiebenSat.1-Gruppe dann den viel beworbenen Sender sixx auf Sendung. Mit vielen Serien aus dem Archiv der Sendergruppe ging der Kanal auf Zuschauerfang und tut dies bis heute. Allerdings werden die gemessenen Quoten nicht veröffentlicht, was bei den Zuschauern und Branchenexperten zum Teil für Unmut sorgt. Und während die Privaten einen neuen Sender an den Start brachten, kündigte der NDR damals an, bis Ende 2012 etwa 50 Millionen Euro einsparen zu wollen.

Außerdem im Mai: Das ZDF gibt bekannt, das Peter Hahne ab dem Sommer eine eigene Talkshow bekommen wird. Am Sonntag, direkt im Anschluss an den Fernsehgarten, begrüßte der Moderator prominente Gesichter in seiner Sendung. Nicht mehr viel Hoffnung hatte unterdessen ProSieben mit der Serie «FlashForward». Diese startete noch richtig gut, lag zwischenzeitlich aber deutlich im einstelligen Quoten-Bereich. Daher überraschte die Meldung, der Sender wollte die Serie während der Fußball-WM zu Ende zeigen, nicht wirklich.

Mehr Grund zur Freude hatte da schon Sat.1. Wie bereits erwähnt, starteten «Danni Lowinski» und «Der letzte Bulle» mehr als gut. In der Fußball-Zeit pausierten beide Serien dann. Im Mai wurde außerdem bekannt, dass die zwei Erfolgsformate um eine weitere Staffel verlängert wurden. Verlängert wurde auch die US-Serie «Glee». Der Sender FOX zeigte sich in den Vereinigten Staaten mit der Performance der Serie mehr als zufrieden. Sie gilt derzeit als eines der erfolgreichsten Formate bei den jungen Zuschauern.

Schlechte Nachrichten folgten gab es dann aber auch noch reichlich: Bei dem Nachrichtensender N24 machten Entlassungsgerüchte die Runde und sorgten damit für keinen ruhigen Sommer. Bei einem ebenfalls kleinen Sender bestätigten sich dagegen schon die kursierenden Gerüchte. Dimitri Lesnewski verkaufte den Kanal Das Vierte an die Phoenix Medien GmbH und deren Chef Ulrich Ende. Dieser war bereits Verantwortlich für das Programm von N24. Im Oktober scheiterte der Verkauf dann allerdings doch noch. Lesnewski erklärte, er wolle den Sender in Eigenregie weiterführen.

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In den Monaten April bis Juni gab es eine Menge Neuigkeiten in der TV-Welt. Günther Jauchs halber Wechsel zu den Öffentlich-Rechtlichen wurde bekannt und Lena Meyer-Landrut gewann für Deutschland den Song Contest. Und dann war da natürlich noch die Fußball-Weltmeisterschaft.

Bei N24 wird im Juni die Lage immer dramatischer. Mitarbeiter des Nachrichtensenders wendeten sich daher mit einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin hieß es unter anderem: "Wir möchten Sie bitten, Ihren Einfluss zu nutzen, um einen unmittelbar bevorstehenden Kahlschlag […] zu verhindern. Wir bitten Sie, dem Vorstand und insbesondere den Eignern KKR und Permira in aller Eindringlichkeit deutlich zu machen, dass der Konzern seiner gesellschaftlichen und rundfunkstaatsvertraglichen Verantwortung gerecht wird und von seinen Kahlschlagplänen Abstand nimmt."

Am 10. Januar platzt dann die Nachrichten-Sensation in viele Redaktionen hinein. Günther Jauch wird ab Herbst 2011 einen Polittalk im Ersten moderieren. Sendeplatz ist der Sonntag direkt nach dem «Tatort». Anne Will muss dafür mit ihrer Sendung weichen. In den Wochen danach gibt es viele Spekulationen um die mögliche Anordnung der anderen Talk-Sendungen des Senders. Bei RTL wird Jauch zudem weiterhin «Wer wird Millionär?» moderieren. Für «Stern TV» muss sich der Kölner Sender allerdings einen anderen Moderator suchen.

Überraschung dann auch direkt vor der WM: Nicht das ZDF wird das Eröffnungskonzert des Fußball-Spektakels zeigen, sondern der kleine Ableger ZDFneo. Dort konnten zwar nicht die ganz großen Reichweiten eingefahren werden, mit 120.000 Zuschauern und 0,5 Prozent Marktanteil lief es für die Übertragung dennoch vergleichsweise gut. Eine Zusammenfassung im ZDF schaffte es dann noch auf 2,11 Millionen Zuseher sowie 13,2 Prozent Marktanteil.

Auch sonst stand der sechste Monat des Jahres voll im Zeichen der Fußball-WM in Südafrika. Das Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko verfolgten 8,68 Millionen Menschen – wohlgemerkt um 16 Uhr. Mit 55,5 bei allen und 57,7 Prozent Marktanteil bei den jungen Zuschauern konnte das Erste sehr zufrieden sein. Auch RTL feierte einen guten WM-Einstand. Die zweite Hälfte der Partie Uruguay gegen Frankreich erreichte am Abend mehr als zehn Millionen Zuseher.

Das erste Spiel mit deutscher Beteiligung wurde schließlich am 13. Juni vom ZDF übertragen. Gegen Australien reichte es für die DFB-Elf zu einem 4-0. Im Schnitt sahen 27,91 Millionen Menschen ab drei Jahren die überzeugende Leistung der deutschen Kicker. Beim Gesamtpublikum wurden 74,4 Prozent Marktanteil ermittelt. Bei den 14- bis 49-Jährigen konnte sich das ZDF über 79,9 Prozent freuen. Dennoch gab es Diskussionen um die Übertragung, besser gesagt um Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein. Im Zusammenhang mit einem Tor von Miroslav Klose sprach sie von einem "inneren Reichsparteitag".

Ganz und gar nicht erfreut zeigte sich unterdessen VOX-Chef Frank Hoffmann über die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Spartenkanals ZDFneo. Er forderte eine Einstellung des Senderbetriebes des noch jungen Kanals. Ende Juni wurden dann Einzelheiten zum kommenden «Eurovision Song Contest» in Deutschland bekannt. Wie der NDR damals mitteilte, soll das Finale im Jahr 2011 am 14. Mai über die Bühne gehen.

Spannendes Quoten-Duell dann am 24. Juni. Anlässlich des ersten Todestages von Michael Jackson veranstaltete ProSieben einem ihm gewidmeten Tag. Der Kinofilm «This is it» verzeichnete 2,09 Millionen Gesamtzuschauer. Gegen Fußballspiele bei ZDF und RTL reichte es immerhin für 13,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Auch nachfolgende Sendungen, die sich mit dem King of Pop beschäftigten, konnten das Quoten-Niveau bestätigen und legten teilweise sogar deutlich zu.

Für die Fußball-Weltmeisterschaft lief es unterdessen weiterhin prächtig. Vor allem die Deutschland-Spiele erwiesen sich großer Beliebtheit. Den Sieg über Ghana in der Gruppenphase verfolgten 29,19 Millionen Menschen in der Primetime. Der 4:1-Achtelfinal-Sieg der Deutschen gegen die Elf aus England begeisterte am Nachmittag 25,57 Millionen Menschen und kam auf sensationelle 87,2 Prozent Marktanteil.

Das Jahr 2010 - die Monate Juli bis Dezember. Demnächst bei Quotenmeter.de
02.01.2011 08:32 Uhr  •  Timo Niemeier Kurz-URL: qmde.de/46778