'Entscheidungen hatten zu wenig mit dem Kunden zu tun'

Seit einem Monat ist Pay-TV-Veteran Wolfram Winter neuer Konzernsprecher von Sky. Quotenmeter.de gab er sein erstes Interview in diesem Amt und gewährte einen Einblick in die selbst gesteckten Ziele.

Herr Winter, seit Anfang Dezember leiten Sie die Kommunikationsabteilung von Sky. Welche Aufgaben liegen unmittelbar vor Ihnen?
Meine unmittelbare und mittelbare Aufgabe ist es, die Programm- und Produktqualitäten von Sky in den Vordergrund zu rücken. Viele ihrer Kollegen haben eine starke Sehnsucht sich über unsere Finanzkennziffern den Kopf zu zerbrechen - dabei macht es viel mehr Spaß unsere Sender und Programme zu genießen und zu beschreiben.

Wie meinen Sie das?
Wenn wir darüber sprechen was Sky im Portfolio hat, fällt mir auf, dass es eine Menge an Themen gibt, die Sky attraktiv machen, die aber nicht so im Fokus stehen wie es sein könnte. Ob es das unterbrecherwerbefreie Spielfilmangebot ist, insbesondere in HD, welches einfach keine Wünsche offen lässt, oder die Erstausstrahlungen amerikanischer Serien auf Fox oder TNT Serie, oder die Dokumentationen von Spiegel Geschichte....Sie merken, dass ich noch eine ganze Weile schwärmen könnte ohne den Eindruck zu haben, dass man damit jemanden langweilen würde, oder dass diese Geschichten schon zu oft erzählt worden wären.

Wie beurteilen sie die Lage im deutschen Pay-TV?
Es war dieses Jahr teilweise fast schon schick daran zu zweifeln, ob Pay-TV hierzulande funktioniert. Dabei wurde gerne übersehen, dass der Markt wächst, und dass heute mehr denn je Player sich in diesem Markt tummeln. Ob man für ein Produkt zahlt oder nicht hängt von einer Menge Faktoren ab, aber keiner hat etwas mit der Logik zu tun, dass wir Deutsche für Fernsehen nicht zahlen wollen, weil es soviel Free-TV gibt. Unsere Kunden sagen uns täglich wie sehr ihnen unser HD-Angebot gefällt, und unsere Sky+ Abonnenten erleben Fernsehen auf eine persönliche und bequeme Art und Weise so dass der antiquierte VHS-Recorder einem wirklich so vorkommt als ob er aus einem früheren Jahrhundert stammt. Unsere Kunden sind unser höchstes Gut. Wenn wir das anbieten was ihnen gefällt, ist Pay-TV ein echter Spaß und das dann nicht nur für unsere Kunden.

War das zuvor also nicht der Fall?
Entscheidungen hatten in der Vergangenheit zu wenig mit dem Kunden zu tun , dafür aber mit dem Unternehmen. Ich erinnere mich beispielsweise als D-Box-Geprüfter, dass man einen Rückkanal anbieten wollte und vieles mehr und dies auch regelmäßig angekündigte. Aber es kam nie. Kunden etwas zu versprechen und dann nicht zu halten kommt nicht gut an, das gilt für jedes Geschäftsmodell.

Einwand, Herr Winter: Das gleiche erleben Kabelkunden aktuell mit Sky+…
Nein, das tun sie nicht. Wir haben nicht verkündet, dass alle Kabelkunden Sky+ jetzt einsetzen können. Wir arbeiten daran dies zu ändern, denn es ist unser Ziel alle unsere Produkte überall anbieten zu können wo unsere Kunden es wollen. Es ist aber auch ein Fakt, dass Kabelnetzbetreiber unterschiedliche Strategien verfolgen. An unseren Vereinbarungen mit Kabel BW, mit NetCologne, oder Tele Columbus sieht man aber sehr deutlich, dass wir mit allen Verträge schließen wollen um Sky umfassend anbieten zu können.

Sie haben vor zwei Jahren in einem Interview betont, dass das Problem im Pay-TV oftmals in der Kommunikation liege. Diese würde hinterher hinken. Galt das jüngst auch für Sky?
Wir sind auf der richtigen Spur. Jetzt muss mehr und mehr Sky als Innovator und Motor des deutschen Pay-TV beschrieben werden, dann leistet die Kommunikation den richtigen Beitrag zum Erfolg von Sky.

Die Bundesliga haben Sie noch bis 2013…
Das ist richtig. Und es ist auch richtig, dass die Bundesliga mit Sky die Kanäle hat, die ihre Produktqualität am besten abbilden - in HD, in 3D, in den Sportsbars, in Hotels, in der Konferenz und das mit Kommentatoren und Moderatoren, die wissen wovon sie sprechen. Und davon werden wir nicht lassen unabhängig davon in welchem Jahr wir uns befinden.

Im Herbst erklärte Brian Sullivan, derzeit an 40 verschiedenen neuen Projekten zu arbeiten. Die ersten müssten doch jetzt spruchreif sein…
Ich habe sie nicht gezählt, aber richtig ist, dass wir mit Hochdruck und einer Menge Energie unsere inzwischen preisgekrönten Applikationen für das i-Pad und das i-Phone entwickelt haben und unsere Kunden das Angebot täglich nutzen. Unser HD-Angebot haben wir nahezu verdoppelt, und jedem unserer Kunden, egal was für ein Paket er abonniert hat, dadurch echte HD-Sender zur Auswahl stehen. Den ersten 3D-Sender haben wir im Oktober gelauncht, und somit erstmals überhaupt in der Geschichte des Fernsehens den Ryder Cup in 3D gezeigt. Die Bundesliga produziert ab der Rückrunde jeden Sonntag ein Spiel in 3D. Unsere Sky-Abonnenten werden damit viel Freude haben. Durch 3D wird Livesport noch einmal eine ganz andere Rolle spielen. Darüber hinaus werden wir Sportbars 3D-tauglich machen und ab Januar werden sie dann jede Menge Menschen mit schicken schwarzen Brillen vor den Bildschirmen sitzen sehen und keiner wird sich das Spiel mehr auf 2D ansehen wollen. Mit unseren Eigenproduktionen «sky 90» und «Samstag Live!» hat Sky eine Note bekommen, die unsere Kompetenz in Sachen Sport und Entertainment unterstreicht, mit Uli Potofski im neuen Format «Mein Stadion» ab 13. Januar setzen wir das konsequent fort. Und wenn sie wollen, kann ich hier gerne noch seitenweise weiter aufführen was Sky in 2011 alles bieten wird.

Es wurden kürzlich Sendelizenzen für Sky Sport HD3 und einen Sender namens „Sky C“ vergeben. Wann startet der dritte HD-Sportsender und was verbirgt sich hinter „Sky C“ genau?
Wir haben im Herbst davon profitiert, dass wir noch eine Lizenz frei hatten und konnten deshalb Sky 3D schnell starten. Für „Sky C“ haben wir Pläne, die wir rechtzeitig verkünden werden und die uns, das kann ich ihnen jetzt schon versprechen, viel Spaß machen werden. Und dass unser HD-Angebot ausgebaut werden soll, ist keine Frage ob, sondern wann.
02.01.2011 10:16 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/46725