Die Kritiker: «Die Draufgänger»

Story
Die beiden LKA-Beamten Carl Lorenz und Markus Luther könnten unterschiedlicher nicht sein: Während der Familienvater Markus aus Rücksicht auf seine Angehörigen äußerst sicherheitsbewusst ist, zeichnet sich Carl durch Mut und extrem hohe Risikobereitschaft aus, was die Polizeipsychologin Verena Winter auf den Plan ruft. Doch Markus und Carl sind trotz ihrer gegensätzlichen Charaktere nicht nur gute Partner, sondern auch beste Freunde. Carl ist sogar zum festen Bestandteil von Markus Familie geworden.

Doch plötzlich wird Carl zur Zielscheibe eines offenbar verrückten Bombenlegers, der nach und nach einige Menschen gezielt ermordet. Dabei fällt auf, dass alle, die ihm zum Opfer gefallen sind, zum Zeitpunkt der großen Flut von 2002 wichtige Positionen im Katastrophenschutz innehatten. Schon bald merkt Carl, dass er den Mörder kennt - und dachte, dass er tot wäre.

Darsteller
Jörg Schüttauf («Tatort») ist Markus Luther
Dominic Boeer («SOKO Wismaer») ist Carl Berger
Nadeshda Brennicke («Tattoo») ist Verena Winter
Tobias Licht («Mogadischu») ist Stumpf
Fabian Hinrichs («Sophie Scholl - Die letzten Tage») ist Weber

Kritik
Erst vor kurzem hat sich Jörg Schüttauf nach achtjähriger «Tatort»-Karriere als Fritz Dellwo verabschiedet, um in Zukunft auch in anderen Genres zu spielen. In seiner ersten Rolle nach Karriereende als Fernsehkommissar tritt er allerdings ironischerweise in alte Fußstapfen: Als besonnener Ermittler Markus Maiwald verkörpert er erneut einen Polizisten, der mit dem öffentlich-rechtlichen Dellwo allerdings nichts gemein hat. An der Seite von Dominc Boeer als Mick Brisgau-Verschnitt Carl Berger ist er auf der Jagd nach einem Bombenleger, der seinen Freund und Kollegen im Visier hat.

Ohne Rücksicht auf realistische Polizeiarbeit oder glaubwürdige Nebenhandlungen zelebriert RTL in seinem Serienpiloten «Die Draufgänger» ein Actionfeuerwerk erster Güte, das nur bei den Senderkollegen von Cobra 11 noch besser aussieht. Oftmals bewegt sich der Krimi an der Grenze zum Klamauk, die Charaktere sind recht stereotyp gezeichnet und die temporär aufkommende Ernsthaftigkeit hält auch nie lange vor. Der eigentliche Kriminalfall ist aber erstaunlicherweise durchdacht und spannend: Ein Bombenleger bringt nach und nach Personen um, die an der Flut des Jahres 2002 wesentliche Schuld trugen. Darunter befindet sich auch Carl Berger, der gemeinsam mit Markus Maiwald herauszufinden vermag, wer der Todesschütze ist und warum gerade er auf seiner Liste steht. Erfreulich ist, dass der Spielfilm nicht mit der Verhaftung des Täters beendet und der Fall gelöst ist, sondern trotz offensichtlicher Aufklärung weitere Probleme auf die Ermittler warten.

Insgesamt ist der Serienpilot von RTL gut produziert und beeindruckt durch tolle Städteaufnahmen. Selbstredend, das Konzept des ungleichen Ermittlerpaars ist nicht neu und nach zahllosen Adaptionen in Hollywood-Filmen, Krimis und Serien zur Genüge ausgereizt, dennoch verspricht das Konzept Spaß. Und genau den hat der Zuschauer, denn «Die Draufgänger» ist ein witziger und kurzweiliger Zeitvertreib für alle, die über das teils abstruse Geschehen und die altbackene sowie obligatorische Liebesnebenhandlung mit einem Augenzwinkern und einem Lachen hinwegsehen können. Dem ernsthaften Krimifan sei von diesem teils parodistisch anmutenden Narrenstück allerdings abzuraten.

RTL zeigt «Die Draufgänger» am Donnerstag, den 23.12.2010, um 20:15 Uhr.
22.12.2010 10:38 Uhr  •  Jakob Bokelmann Kurz-URL: qmde.de/46610