WDR kritisiert Programmschema des Ersten

In einer Stellungnahme bedauerte der Rundfunkrat des WDR den Aufbau von fünf ähnlichen Polittalks, die Verkürzung der Dokuzeiten und die Nachwuchsförderung.

Mit dem Wechsel von Günther Jauch in die ARD wird Das Erste im Jahr 2011 im Zuge einer Programmreform, die auch eine Vereinheitlichung der Sendezeiten der «Tagesthemen» um 22.15 Uhr umfasst, das Angebot an Polittalks auf fünf pro Woche aufstocken. Nun äußerte der WDR-Rundfunkrat in einer Stellung nahme Kritik an den Beschlüssen der ARD-Intendanten und meldete vor allem Bedenken bezüglich der Programmvielfalt im Abendprogramm an und forderte, das jüngere Publikum nicht aus den Augen zu verlieren.

So bedauert der Rundfunkrat in seinem Schreiben bezüglich der künftig fünf Talkrunden "ausdrücklich, dass die bis Herbst nächsten Jahres vorhandene Zeit nicht dafür genutzt wurde, grundsätzlich und ergebnisoffen über die Programmstruktur im Ersten zu diskutieren". Es drohe eine Übersättigung, deshalb "scheint es angeraten, sich über Programminnovationen schon dann Gedanken zu machen, wenn es noch gut läuft und nicht erst dann, wenn die Akzeptanz einer Sendung sinkt". In diesem Kontext wird auch von der Notwendigkeit von "klare[n] und vor allem unterscheidbare[n] Profilen" gesprochen. Die Kommunikation in der Angelegenheit der Neuordnung der Polittalks hatte zuletzt bereits Talkerin Anne Will kritisiert.

Ein weiterer Punkt des Rundfunkrats liegt in der Beachtung der jüngeren Zielgruppe. So sei es "ein besonderes Anliegen, auch jüngere Protagonisten einzubeizehen, um so auch den Belangen und Sichtweisen einer jüngeren Zielgruppe [...] eine Plattform zu bieten". Auch, dass im Zuge der Programmreform kein weiterer Sendeplatz für Spielfilme geschaffen wurde, bedauert der Rundfunkrat "unter dem Gesichtspunkt der Programmverjüngung". Angefügt wird auch die Bitte, "verstärkt eigene Nachwuchsförderung [...] zu betreiben" statt nur noch auf die Verpflichtung von Gesichtern der Privatsender zu setzen.

Auch die vieldiskutierte Problematik, Dokumentationen künftig nur noch einen 45-minütigen Sendeplatz am Montag einzuräumen kommentiert der WDR kritisch. Zwar wird die Einrichtung eines "Info-Tages" begrüßt, der Rundfunkrat "bekräftigt jedoch seine Auffassung, dass auch zukünftig Platz im Ersten sein muss, für längere Dokumentationen". Die Zusage, weiterhin zwölf 90-minütige Dokumentationen im Jahr zu senden wird allerdings positiv bewertet.
21.12.2010 11:19 Uhr  •  Stefan Tewes Kurz-URL: qmde.de/46588