Die Kritiker: «37 Grad: Adrians großer Traum»

In der neuen Dokumentation "Adrians großer Traum" aus der Reihe «37 Grad» steht ein junger Tänzer im Mittelpunkt.

Inhalt
Schon als kleiner Junge sieht Adrian sein Ziel klar vor Augen: Er will Balletttänzer werden. Dabei hat in seiner Familie niemand auch nur das Geringste mit Tanz zu tun. Ganz im Gegenteil: Sein Vater ist Baggerfahrer aus Leidenschaft, liebt Motorräder und würde gerne mit seinem Sohn basteln und bauen.

Doch Adrian zieht sein Ding durch. Mit elf Jahren wird er an der Staatlichen Ballettschule Berlin aufgenommen. Von diesem Moment an begleitet der Filmemacher Manuel Fenn Adrian acht Jahre lang. Die Ausbildung ist hart. "Aber so ist es eben, das Tänzerleben", weiß Adrian und sagt es mit einem schweren Seufzer. Jedes Jahr müssen Kinder die Schule verlassen - weil sie nicht gut genug sind, oder weil ihr Körper den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist.

Adrian aber besteht alle wichtigen Prüfungen und absolviert seine Auftritte mit Bravour. Für ihn wird die Schule ein zweites Zuhause. Bereits in der fünften Klasse verbringt er dort bis zu zehn Stunden am Tag. Über die Jahre wächst Adrian in eine Welt hinein, die mit der seiner Eltern nichts gemein hat. Andreas, Adrians Vater, gibt unumwunden zu, dass er mit Ballett wenig anfangen kann - aber er sieht, welche Bedeutung das Tanzen für seinen Sohn hat. Aus diesem Grund versucht er, Adrian zu zeigen, dass auch er sich dafür interessiert: "Adrian zeigt mir öfter ein paar Schritte und sagt mir dann auch, wie die heißen. Aber ehrlich: Am nächsten Tag habe ich das alles schon wieder vergessen."

Andreas Leben und das seiner Frau Susanne verändert sich durch die Ballett-Ausbildung Adrians komplett. Trotz der Bereitschaft, für Adrian da zu sein, spitzt sich das Verhältnis von Vater und Sohn in der Pubertät des Jungen zu, und Andreas beginnt, auf seine Art um die Zuneigung seines Sohnes zu kämpfen. Zwei Jahre vor seinem Abschluss als staatlich geprüfter Bühnentänzer - Adrian ist jetzt 17 Jahre alt - muss er sich am Fuß operieren lassen. Durch die hohe körperliche Belastung hat sich ein Überbein gebildet, das entfernt werden muss.

Andreas arbeitet in dieser Zeit viel im Ausland auf Montage. Endlich wieder zu Hause, durchsteht er mit Adrian eine Zeit des Hoffens und Bangens. Ein Jahr nach der Operation hat Adrian immer noch Schmerzen im Fuß. Im Training kann er nicht alle Übungen mitmachen. Doch ein Auftritt im Schloss Bellevue unter Anwesenheit der Frau des Bundespräsidenten lässt alle Beteiligten hoffen, dass sich jetzt alles zum Guten wendet und Adrian seinen großen Traum wahr machen kann.

Kritik
Wie die Inhaltsangabe schon erkennen lässt, wurde der Stoff der neuen Ausgabe der ZDF-Dokumentationsreihe «37 Grad» hochgradig personalisiert. Er dreht sich allein um Adrian, seine Liebe zum Ballett und wie er seinen Traum, ein großer Tänzer zu werden, in Erfüllung zu bringen versucht. Dadurch bleibt man allerdings leider durchwegs nur an der Oberfläche und der Zuschauer erhält lediglich einen sehr subjektiven und eng begrenzten Einblick in das Leben und die Ausbildung eines Balletttänzers. Es werden durchaus interessante Aspekte und Episoden gezeigt, doch das Transportieren von Informationen scheint in dieser Dokumentation vollkommen sekundär zu sein.

Nicht gerade hilfreich ist es auch, dass man sich sehr stark auf zu viele Lappalien im Familienleben der Protagonisten einschießt, die nichts zur Sache tun. Dass Adrians Vater etwa ein begeisterter Vogelbesitzer ist, ist für das inhaltliche Konstrukt sicher ein vermeidbares Element. Leider wird der gesamte Film dadurch auch sehr weichgespült und ist von Anfang bis Ende ausschließlich trivialer Natur. Das Potential der Grundidee verschenkt «37 Grad: Adrians großer Traum» damit vollkommen.

Das ZDF strahlt «37 Grad: Adrians großer Traum» am Dienstag, den 23. November 2010, um 22.15 Uhr aus.
22.11.2010 11:49 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/45964