Enke-Doku: ‚Wir wollen aufklären‘

Sky sendet am Mittwoch erstmals eine Doku zum Thema Depression im Profifußball. Wir sprachen mit Michael Leopold, einem der Autoren.

Eigenproduzierte Dokumentationen sind bei Sky eine Seltenheit: Gibt es sie aber, dann sind sie in den meisten Fällen äußerst sehenswert – so auch in diesem. Die Sportjournalisten Michael Leopold, Marc Hindelang und Matthias Pethes arbeiteten gemeinsam mit der freien Autorin Julia Richter in den vergangenen Monaten erneut an einem schweren Thema. „Das war tatsächlich eine sehr sensible Angelegenheit“, sagte Michael Leopold im Interview mit Quotenmeter.de. Nachdem die drei im vergangenen Jahr für eine Dokumentation über den viel zu früh verstorbenen Eishockey-Torhüter Robert Müller ausgezeichnet wurden, kam die Anfrage für einen ähnlichen Film. „Unser Sportvorstand Carsten Schmidt fragte damals, ob wir uns einen Film über das Thema Depression im Profifußball ein Jahr nach dem Tod von Robert Enke vorstellen können. Das konnten wir – auch wenn wir wussten, dass dies erneut ein sehr schweres Thema sein wird,“ erinnert sich Leopold zurück.

Am ersten Todestag Enkes feiert der Film nun seine Premiere – im Anschluss an ein Ligaspiel aus England sendet Sky die Dokumentation ab 23.00 Uhr. Weitere Wiederholungen folgen am Wochenende. „Unser Film fokussiert sich auf den Bereich der psychischen Erkrankung im Profifußball“, erklärt Leopold. Der Journalist kam während seiner Recherchearbeit zur Erkenntnis, dass sich im Umgang mit Depressionen durchaus etwas geändert habe. „Man ist definitiv sensibler geworden“, so Leopold. Dennoch sagte er, dass man sich nach wie vor „im Stadium der Aufklärung“ befinde. Zu dieser Einschätzung kam auch Theresa Enke. Sie sagte zu Sky: „"Ich denke schon, dass sich (der Umgang mit der Krankheit) in der breiten Öffentlichkeit etwas geändert hat, aber deswegen gibt es ja auch die Robert-Enke-Stiftung, um darauf hinzuarbeiten, dass sich im großen Rahmen etwas ändert, dass es überhaupt kein Tabuthema mehr sein wird. Das ist zwar schwer zu realisieren, aber deswegen sitzen wir hier."

Zu Wort kommen in dem 45-minütigen Film neben dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes DFB, Dr. Theo Zwanziger, auch der ehemalige Mannschaftskollege Hanno Balitsch und Martin Kind, der Präsident des Bundesligisten Hannover 96. Weitere Gesprächspartner, die sich im Rahmen des Films äußern, sind der Fußball-Profi Andreas Biermann, Matthias Sammer, Mirko Slomka, Professor Ulrich Hegerl und Professor Hans-Dieter Hermann sowie Journalist Alfred Draxler. Theresa Enke äußerte sich darüberhinaus exklusiv beim Bezahlsender. „Unsere Kollegin Julia Richter hat sich sehr, sehr sorgsam auf dieses Gespräch vorbereitet“, erinnert sich Leopold (Foto) zurück. Wichtig sei es Theresa Enke gewesen, dass der Film aufklären und sensibilisieren soll, was auch der Arbeit Ihrer Stiftung nahe kommt – es geht um den Umgang mit der Krankheit Depression.

Michael Leopold sagt heute, dass er „viel über dieses Thema gelernt habe“ ‚W. Im Zuge der Recherche-Gespräche und Interviews wurden viele Dinge klarer. Wichtig ist den Autoren nun vor allem: „Wir wollen aufklären: Es stimmt nicht, dass Leistungsdruck per se Depressionen auslöst. Aber Leistungsdruck oder Stress können Depressionen begünstigen. Fußballer sind generell nicht anfälliger als andere Menschen. Aber der Umgang mit der Krankheit, ist im Profisport sicherlich schwierig ”, sagt Michael Leopold zu Quotenmeter.de. Sein Dank gilt nicht nur Theresa Enke, sondern auch Jan Bassler, dem Geschäfsführer der Robert Enke Stiftung für die Unterstützung bei der Produktion.

Nachdem die Doku nun fertig ist, kann Leopold etwas durchatmen. Vorausgegangen waren teilweise schlaflose Nächte und dennoch hat er die Lust an solchen Projekten nicht verloren. „Dokus mache ich immer gerne, weil sie eine sehr intensive Erfahrung sind. Zugegeben: Auf solch schwere Themen werde ich nun aber eine Zeit lang verzichten“, sagte er.

10.11.2010 10:10 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/45728