Der Pay-TV-Test: History

Im nächsten Teil der Testreihe über Deutschlands Pay-TV-Sender wird das Programm History beleuchtet, das Dokumentationen und Reportagen aus aller Welt zeigt.

History, auch bekannt unter dem früheren Namen „History Channel“, ist einer der bekanntesten Pay-TV-Kanäle weltweit und wird in über 140 Ländern ausgestrahlt. Das US-Original startete am 01. Januar 1995, wenige Monate später auch in Großbritannien. In Deutschland konnten Pay-TV-Abonnenten den Sender erst ab dem 15. November 2004 empfangen; seitdem wurde er sukzessive in die diversen Bezahlfernseh-Bouqets der diversen Anbieter übernommen. History zeigt Dokumentationen und Reportagen über die Weltgeschichte, verfügt aber auch über ein breites Angebot an Reality-Reihen wie «Ice Road Truckers», die mit geschichtlichen Bezügen nichts mehr zu tun haben.

Erstausstrahlungen: Fast das komplette Programm besteht aus eigenproduzierter Ware, die beim US-Vorbild entstanden ist. History kann daher regelmäßig Erstausstrahlungen seiner Reality-Serien und Dokus zeigen. Programmplatz dieser neuen Episoden ist meist jener um 20.00 Uhr – der Sender beginnt seine Primetime eine Viertelstunde früher als die meisten anderen Sender. In Erstausstrahlung wird beispielsweise aktuell donnerstags die vierte Staffel der sehr beliebten Serie «Ice Road Truckers» ausgestrahlt, in der ein Team von Truckern bestimmte eisige Straßen und Pässe quer durch die USA überwinden muss, um seine Ware ans Ziel zu liefern. Mittwochs ist aktuell die zweite Staffel der Serie «Zukunft ohne Menschen» zu sehen – hier wird simuliert, was passieren würde, wenn von einer Sekunde auf die nächste die Menschheit von der Erde verschwinden würde. Kürzlich zu Ende gegangen ist die Erstausstrahlung der Doku-Reihe «Die Geschichte Amerikas», welche in zwölf Teilen die Entstehung der USA in allen wichtigen Facetten und historischen Ereignissen beleuchtete. In den USA selbst war das Programm eines der erfolgreichsten in der Geschichte des Senders; die erste Folge wurde mit einer Rede von Präsident Barack Obama eröffnet.

History zeigt interessante und unkonventionelle Doku- und Reportage-Reihen, die zum Teil mit dem Sendertitel nichts mehr gemeinsam haben: Denn um Geschichte dreht es sich bei einigen der Serien nicht mehr. Dies könnte man monieren, doch History steht als Marke schon seit langem nicht mehr nur für einen Geschichtssender, sondern insbesondere für kreative Programme wie «Ice Road Truckers» oder «Die drei vom Pfandhaus». Letzteres ist ein hervorragendes Beispiel für die Verbindung geschichtlicher Bezüge mit aktueller Reality: In dem Format wird der Alltag der Besitzer eines Pfandhauses in Las Vegas dokumentiert, die Tag für Tag besondere Gegenstände amerikanischer oder ausländischer Geschichte anleihen oder kaufen.

Programm: Der Schwerpunkt der interessanten Sendungen liegt ohne Zweifel in der Primetime um 20 und 21 Uhr, wo alle Erstausstrahlungen zu sehen sind. Die Abendstrecke zwischen 20 und 24 Uhr wird am Folgetag von 8 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr noch einmal komplett wiederholt – ein Ärgernis für jene, die sowieso am Abend einschalten oder ihr Programm aufnehmen können, eine Freude für jene, die in der Primetime andere Formate vorziehen und History lieber am Vor- oder Nachmittag schauen. Dennoch ist eine zweimalige Wiederholung des Abend-Programmblocks unnötig und wertet den Gesamteindruck deutlich ab, zumal sich History auf die Wiederholungen der Formate zwischen 20 und 22 Uhr beschränken sollte, da hier das attraktivste Programm geboten wird. Zwischen 18 und 20 Uhr ergänzen Wiederholungen älterer Doku-Reihen den Sendeplan; montags wird beispielsweise die ZDF-Sendung «Terra X» gezeigt, dienstags und mittwochs auf «Monsterquest», das sich auf die Spurensuche nach gefährlichen Tieren begibt.

In der Primetime erscheint das Programm aktuell aufgeräumt und durchdacht: Dienstags wird beispielsweise mit den Shows «UFO Files», «UFO Hunters» und «Geheimnisse des Universums» ein kohärenter Themenabend geschaffen. Mittwochs zeigt man mit «Der Nostradamus Effekt» und «Zukunft ohne Menschen» ebenfalls zwei halbwegs ähnliche Formate. In Doppelfolgen setzt History donnerstags auf die «Ice Road Truckers» und sonntags auf «Die Geschichte Amerikas» sowie «Unter den Metropolen». Am Samstag zeigt der Sender um 20 Uhr «Die drei vom Pfandhaus» sowie anschließend eine wechselnde, 90-minütige Dokumentation zu einem geschichtlichen Thema. Freie Abende gibt es am Montag und Freitag, wo keine fortlaufende Serie ausgestrahlt wird. Montags gibt es um 20 Uhr jeweils eine 90-minütige Dokumentation zu einem wechselnden Thema, anschließend widmet man sich den «Meilensteinen der Luftfahrt».

Die meisten der Programme sind interessant und unterhaltsam, auch wenn man als Zuschauer keine wissenschaftliche Abhandlung erwarten sollte. Mystery-Sendungen wie «Der Nostradamus Effekt» oder «Monsterquest» sind zwar zumeist unterhaltsam, entbehren aber jedes wissenschaftlichen Bezuges und sind oft dilettantisch kommentiert, um künstlich Spannung aufzubauen – der Zuschauer fühlt sich hier an «Galileo Mystery» oder ähnliche Formate erinnert. Dies sollte jedem History-Zuschauer klar sein: Der Sender bietet mehr Unterhaltung denn Information – einen anderen Anspruch hat er aber auch nicht an sich selbst. Einige herausragende Programme wie «Die Geschichte Amerikas», die teuer produziert sind, bestätigen aber, dass es auch qualitativ äußerst hochwertige Ware geben kann.

Gesamteindruck: History bietet ein sehr unterhaltsames, semi-informatives Pay-TV-Programm, das hauptsächlich in der Primetime bis 22 Uhr sowie am Vorabend punkten kann. Nahmen vor einigen Jahren Geschichtsdokumentationen noch fast alle Sendeplätze am Abend ein, hat sich der Schwerpunkt mittlerweile auf eigenproduzierte Serien wie «Ice Road Truckers» oder «Der Nostradamus Effekt» verlagert, die zumeist gute Unterhaltung abseits des Massengeschmacks bieten. Der Informationsgehalt der meisten Sendungen wird überschätzt, dennoch kann der Zuschauer bei jedem einzelnen Programm von History etwas lernen. Schade ist, dass das gesamte Tagesprogramm fast ausschließlich aus Primetime-Wiederholungen des Vortags besteht. Mit dieser Kritik hängt ein weiterer Aspekt zusammen, der zu bemängeln ist: Die vielen hervorragenden Eigenproduktionen des US-Originals kommen nur schleppend nach Deutschland, manche schaffen es gar nicht zum deutschen Ableger. Gäbe es eine schnellere Lokalisierung, würde das Programm weiter aufgewertet und der Großteil des Sendeplans müsste nicht mit Wiederholungen des Vortags gefüllt werden, da das Archiv schneller wächst. Eindeutiger Makel ist zudem die Primetime-Anfangszeit von 20.00 Uhr – hier sollte sich History den deutschen Gegebenheiten anpassen und erst eine Viertelstunde später beginnen. Insgesamt aber bleibt ein positiver Eindruck des Senders, der vornehmlich durch die besonderen und kreative Eigenproduktionen sowie die generelle Qualität der ausgestrahlten Programme punktet, die teils deutlich über der Qualität anderer Dokumentationssender im deutschen Fernsehen anzusiedeln ist.

Verfügbarkeit:
Satellit: Der Sender ist bei Sky im Paket „Sky Welt Extra“ zu empfangen, ausschließlich Satellitenkunden für 16,90 Euro im Monat kostenfrei zum Grundpaket „Sky Welt“ erwerben können (37 Sender).
Kabel: Unitymedia verfügt in NRW und Hessen über das Paket „Digital TV Highlights“ zum Preis von 7,00 Euro im Monat (17 Sender), in welchem das Programm enthalten ist. Andere Bundesländer greifen auf „Kabel Digital Home“ zurück, das für 12,90 Euro ohne und 15,90 Euro mit Empfangsgerät gebucht werden kann (35 Sender). Kabel BW speist das Programm im Paket „Mein TV – Doku & Lifestyle“ zum Preis von 4,99 Euro pro Monat ein (13 Sender).
IPTV: Über Internetfernsehen ist der Sender bei Telekom Entertain und Alice empfangbar. Bei Entertain kostet das zubuchbare „Big TV Doku“ 2,95 im Monat (8 Sender). Alice verlangt für sein Pay-TV-Paket „Big Entertainment“ 14,95 Euro pro Monat (37 Sender).

Das Programm ist auch jeweils in den Pay-TV-Komplettpaketen der Anbieter enthalten.

HD: In High Definition wird History exklusiv über Sky verbreitet. Bei einem Abonnement des Grundpaketes „Sky Welt“ (16,90 Euro pro Monat) wird ohne Aufpreis History HD als einer von vier hochauflösenden Sendern freigeschaltet. Der Sender ist damit über Satellit sowie alle Kabelnetzbetreiber außer über Unitymedia empfangbar: In NRW und Hessen speist das Unternehmen aktuell nur einen Sky-HD-Sender (Sky Sport 1) ein.

History HD unterscheidet sich inhaltlich vom hier getesteten Sender History, da das Programm eigens auf HD-Material abgestimmt ist und somit über einen anderen Sendeplan verfügt, der sich größtenteils aus nativem HD-Material zusammensetzt.
09.11.2010 09:31 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/45692