Neu im Kino: Kalenderwoche 44

Das Erbe von «Hangover», die Rückkehr eines Dämons, ein deutsches Endzeitdrama und brutaler Actiontrash. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«Stichtag»

Im letzten Jahr sorgte Regisseur Todd Phillips («Road Trip», «Starsky & Hutch») mit der originellen Komödie «Hangover» für einen waschechten Überraschungshit. Bevor dieser voraussichtlich im Juni 2011 eine Fortsetzung spendiert bekommt, versucht Phillips nun zunächst mit einem anderen Stoff an seinen bislang erfolgreichsten Film anzuknüpfen. Ganz lösen kann er sich von diesem aber nicht, ist doch Comedian Zach Galifianakis («Love Vegas», «Dinner für Spinner») auch bei «Stichtag» in einer der Hauptrollen zu sehen. Die ersten Ausschnitte aus der Komödie legen gar die Vermutung nahe, dass seine Figur Ethan Tremblay dem schrulligen Alan aus «Hangover» in einigen Belangen doch recht ähnlich sein dürfte. Ethan ist angehender Schauspieler, der es einmal in Hollywood weit bringen möchte. Auf seinem Weg nach Los Angeles trifft er am Flughafen von Atlanta auf den Architekten Peter (Robert Downey Jr.), der unterwegs zu seiner Frau ist, um pünktlich bei der in fünf Tagen stattfindenden Geburt seines Sohnes anwesend zu sein. Aufgrund eines Missverständnisses, an dem Ethan nicht ganz unschuldig ist, bleibt Peter die Reise mit dem Flugzeug jedoch verwehrt. Als Wiedergutmachung bietet Ethan ihm an, ihn mit dem Auto mitzunehmen, haben die beiden ungleichen Männer doch das gleiche Reiseziel. Gezwungenermaßen nimmt Peter das Angebot an und sieht sich bald mit einer Reihe turbulenter Situationen konfrontiert, die seine Nerven gehörig auf die Probe stellen.

Für sein Roadmovie der etwas anderen Art konnte Regisseur Phillips eine recht namhafte Besetzung versammeln, die sich aus gleich mehreren Schauspielern zusammensetzt, die mit dem spätestens seit dem unterhaltsamen Comicblockbuster «Iron Man» in Hollywood wieder sehr gern gesehenen Robert Downey Jr. bereits zuvor gemeinsam vor der Kamera standen. So geben sich sowohl Michelle Monaghan («Kiss Kiss Bang Bang») und Juliette Lewis («Natural Born Killers») als auch Danny McBride («Tropic Thunder») und Oscarpreisträger Jamie Foxx («Der Solist») die Ehre. Der sympathische Cast dürfte ohnehin eine der Stärken der Komödie sein, deutet der Trailer doch auf eine eher unoriginelle, wenn auch mit witzigen Szenen gespickte Handlung hin. Die hohen Erwartungen, die nach dem großartigen «Hangover» an Todd Phillips’ neuestes Werk gestellt werden, wird dieses ohnehin kaum erfüllen können. Ob «Stichtag» in Sachen Humor dennoch punkten kann, zeigt sich ab Donnerstag in den deutschen Kinos - eine ausführliche Kritik dazu gibt es bei Quotenmeter.de am Freitag.

OT: «Due Date» von Todd Phillips; mit Robert Downey Jr., Zach Galifianakis, Michelle Monaghan, Juliette Lewis und Jamie Foxx.




«Paranormal Activity 2»
Auch das Horrorgenre brachte im Jahr 2009 einen unerwarteten Überraschungshit hervor. Die mit einem Budget von gerade einmal 15 000 US-Dollar bereits im Jahr 2007 realisierte Mockumentary «Paranormal Activity» avancierte (ähnlich wie zuvor schon Genrevertreter «Blair Witch Project») infolge einer klugen PR-Kampagne und eines regelrechten Internethypes zu einem der profitabelsten Filme aller Zeiten, stand den geringen Produktionskosten am Ende der Kinoauswertung doch ein weltweites Einspielergebnis von fast 200 Mio. US-Dollar entgegen. Somit war eine Fortsetzung natürlich schnell beschlossene Sache. Ebenso fest stand dabei aber auch, dass der unerfahrene Oren Peli, der den ersten Teil als Regisseur, Autor, Kameramann, Cutter und Koproduzent quasi allein aus dem Boden gestampft hatte, auf dem Regiestuhl ersetzt werden sollte. Nachdem die Wahl hierfür zunächst auf «Saw VI»-Regisseur Kevin Greutert fiel, wurde dieser unter Rückgriff auf eine Option in seinem Vertrag kurzerhand auch für die Inszenierung des fast zeitgleich zu «Paranormal Activity 2» gedrehten und veröffentlichten siebten und (voraussichtlich) letzten Teils der «Saw»-Reihe eingespannt. Dies geschah nicht ohne Grund, waren die «Saw»-Verantwortlichen bei der Produktionsfirma Lionsgate doch eher schlecht auf Paramounts «Paranormal Activity» zu sprechen, da die Mockumentary im Jahr 2009 «Saw VI» an den Kinokassen recht alt aussehen ließ.

Ersatz für Greutert fand man schließlich in Tod Williams, der zuvor vor allem mit dem einfühlsamen Drama «The Door in the Floor - Die Tür der Versuchung» (2004) auf sich aufmerksam machen konnte. Bereuen wird man diese Entscheidung inzwischen keineswegs. Im erneuten Duell gegen «Saw» schlägt sich «Paranormal Activity» auch in diesem Jahr erstaunlich gut, konnte der Film doch den bis dato erfolgreichsten US-Start eines Horrorfilms verzeichnen. Im Zentrum der Fortsetzung steht diesmal die Familie von Kristi Rey (Sprague Grayden), Schwester der Protagonisten des ersten Teils. Zu Beginn der Handlung, die einige Wochen vor der des Vorgängers angesiedelt ist, bekommen Kristi und ihr Mann Dan (Brian Bolad) Nachwuchs. Spätestens jetzt ist das glückliche Ehepaar mit ihrem Leben rundum zufrieden. Doch als es wenig später zu einigen merkwürdigen Geschehnissen im Hause Rey kommt, häufen sich die Anzeichen dafür, dass auch hier ein Dämon sein Unwesen treibt.

OT: «Paranormal Activity 2» von Tod Williams; mit Sprague Grayden, Brian Boland, Katie Featherston, Micah Sloat und Molly Ephraim.

Auf der nächsten Seite: Infos zu «Machete» und Lebendig begrabenen.

Das Erbe von «Hangover», die Rückkehr eines Dämons, ein deutsches Endzeitdrama und brutaler Actiontrash. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«Buried - Lebend begraben»
Obwohl er in seiner bisherigen Karriere vorwiegend durch Komödien auf sich aufmerksam machen konnte, hat sich der kanadische Schauspieler Ryan Reynolds in den letzten Jahren mehr und mehr auch als ernstzunehmender Darsteller etabliert. Hollywood empfahl er sich vor allem durch sein Mitwirken in der Sitcom «Ein Trio zum Anbeißen» (1998-2001). Sein Bekanntheitsgrad im Filmgeschäft stieg daraufhin mit der Hauptrolle in der Teeniekomödie «Party Animals - Wilder geht’s nicht!» (2002) und der Verpflichtung als Wesley Snipes’ Sidekick in «Blade: Trinity» (2004) merklich an. Doch erst sein starkes Auftreten im ansonsten eher mittelmäßigen Horrorremake «The Amityville Horror» (2005) ließ sein außerordentliches schauspielerisches Potential erahnen, das im überdrehten Actionthriller «Smokin’ Aces» (2007) und dem Drama «Zurück im Sommer» (2008) schließlich noch deutlicher in Erscheinung trat.

So hat sich Reynolds, der seit 2008 mit Kollegin Scarlett Johansson («Lost in Translation») verheiratet ist, inzwischen als vielseitiges Talent fest in Hollywood etabliert. Für Komödien (zuletzt z. B. sehr erfolgreich in «Selbst ist die Braut») wird er inzwischen genauso eingesetzt wie für große Comicblockbuster (nächstes Jahr in Martin Campbells «Green Lantern»). In dem an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos startenden Thriller «Buried - Lebend begraben» will er nun aber noch einmal sein ganzes darstellerisches Können in Form einer One-Man-Show unter Beweis stellen. In dem Film mimt er einen im Irak tätigen Lastwagenfahrer, der bei einem Überfall auf seinen Konvoi verschleppt wird und sich schließlich lebendig begraben in einem Sarg wiederfindet. Nur mit einem Feuerzeug und einem Handy ausgestattet, versucht er verzweifelt, einen Ausweg aus seiner beklemmenden Lage zu finden, bevor ihm der zunehmend knapper werdende Sauerstoff ausgeht. An den US-amerikanischen Kinokassen konnte «Buried» nicht einmal eine Mio. US-Dollar erwirtschaften. Weltweit spielte die vielversprechende und auch von der Kritik größtenteils wohlwollend aufgenommene, vorwiegend spanische Produktion sein recht geringes Budget inzwischen aber wieder ein. Wie viel Geld von deutscher Seite noch hinzukommt, wird sich nun in den nächsten Wochen zeigen.

OT: «Buried» von Rodrigo Cortés; mit Ryan Reynolds, Robert Paterson, José Luis García Pérez, Stephen Tobolowsky und Samantha Mathis.

«Die kommenden Tage»
Die über hundertjährige Filmgeschichte hat in ihrem Verlauf schon zahlreiche düstere Zukunftsvisionen für die große Leinwand hervorgebracht. Der diesbezügliche deutsche Beitrag lässt jedoch eher zu wünschen übrig, befinden sich unter den hiesigen Produktionen doch vergleichsweise wenig aufwändige Science-Fiction- oder Endzeitfilme. Und das obwohl mit Fritz Langs Klassiker «Metropolis» (1927) einer der ersten ernstzunehmenden und bekanntesten Vertreter dieser Art sogar aus Deutschland stammt. Das groß angelegte Drama «Die kommenden Tage» soll dem nun ein wenig entgegenwirken. Für die Regie zeichnet Lars Kraume verantwortlich, der neben eher unbekannten Kinofilmen wie «Viktor Vogel - Commercial Man» (2001) und «Keine Lieder über Liebe» (2005) bisher vor allem auch für das Fernsehen tätig war. So inszenierte er unter anderem zwei «Tatort»-Ausgaben sowie einige Folgen der Krimiserie «KDD - Kriminaldauerdienst». Für den Fernsehfilm «Guten Morgen, Herr Grothe» wurde er im Jahr 2007 gar mit dem Deutschen Fernsehpreis für die beste Regie ausgezeichnet. Mit diesem Erfolg im Rücken ist es ihm gelungen, sein neuestes Werk mit Unterstützung einer überaus prominenten Besetzung zu realisieren, zu der neben den zuletzt in Quentin Tarantinos «Inglourious Basterds» (2009) gemeinsam aufgetretenen Schauspielern Daniel Brühl («Good Bye, Lenin!») und August Diehl («23 - Nichts ist so wie es scheint») unter anderem auch Johanna Wokalek («Die Päpstin»), Susanne Lothar («Das weiße Band») und Jürgen Vogel («Die Welle») gehören.

Die Story von «Die kommenden Tage» ist in einer nahen Zukunft angesiedelt, in der die Welt von zahlreichen grundlegenden Veränderungen und zunehmender Unsicherheit geprägt ist. Der nächste Golfkrieg ist ausgebrochen und ein Kampf um die wertvollen asiatischen Ölfelder entbrennt. Dieser Krieg um Energie wird für viele bald ein Kampf ums Überleben. Inmitten dieser Zeit versucht auch die von inneren Spannungen erschütterte Familie Kruper mit den großen Umbrüchen in der Gesellschaft fertig zu werden. Während Cecilia (Wokalek) gemeinsam mit ihrem Freund (Diehl) in ihrem Tatendrang einer neuen terroristischen Untergrundorganisation beitritt, ist ihre Schwester Laura (Bernadette Heerwagen) darum bemüht, trotz der schweren Zeit ein glückliches Leben mit ihrer großen Liebe (Brühl) zu führen. Dabei muss Laura jedoch bald erfahren, dass es ihr aufgrund eines seltenen Gendefekts verwehrt bleibt, mit ihrem Freund Kinder zu bekommen. Derweil zieht der jüngere Bruder der beiden (Vincent Redetzki) aktiv in den oben erwähnten hoffnungslosen Krieg.

OT: «Die kommenden Tage» von Lars Kraume; mit Bernadette Heerwagen, Daniel Brühl, Johanna Wokalek, August Diehl und Susanne Lothar.

«Machete»
Vor etwa drei Jahren lieferte Regisseur Robert Rodriguez («From Dusk Till Dawn», «Sin City») gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Quentin Tarantino («Pulp Fiction», «Inglourious Basterds») eine passenderweise mit dem Titel «Grindhouse» versehene Hommage an die gleichnamigen schäbigen amerikanischen Kinos der 60er und 70er Jahre, die sich auf die Vorführung billiger B-Movies spezialisiert hatten. Am Ende blieb das ambitionierte, aus Tarantinos «Death Proof» und Rodriguez’ «Planet Terror» bestehende Double Feature jedoch hinter den finanziellen Erwartungen zurück, weshalb die einzelnen Filme in einigen Ländern Europas (wie z. B. Deutschland) separate Kinoauswertungen erfuhren. So kamen die Zuschauer hierzulande auch nicht in den Genuss der extra produzierten und in den USA zwischen den beiden Werken gezeigten Fake-Trailer. Die Ausnahme hierbei bildete jedoch die Vorschau zu einem Actionfilm namens «Machete», die auch in Deutschland vor «Planet Terror» gezeigt wurde. Schon kurze Zeit später äußerte Rodriguez seine Absicht, auf der Grundlage ebenjenes Trailers einen richtigen Spielfilm zu entwickeln. Auch wenn bis zu dessen Realisierung noch einige Zeit ins Land ziehen sollte, hat der vielbeschäftigte Filmemacher dieses Vorhaben bis zu seiner Vollendung tatsächlich weiter verfolgt, auch wenn er sich hierfür die Regie mit Ethan Maniquis teilte.

Wie schon in den ursprünglichen Pseudo-Filmausschnitten im Rahmen des «Grindhouse»-Projektes, übernahm der mexikanisch stämmige Schauspieler Danny Trejo auch in der Spielfilmversion von «Machete» nun die Titelrolle des ehemaligen mexikanischen Polizisten, der einen Mordversuch überlebt, fortan auf Rache an den Verantwortlichen sinnt und dabei so ziemlich alles zu Kleinholz verarbeitet, was ihm in die Quere kommt. Trejo, der in einem Großteil der Filme seines Cousins Rodriguez bereits in Nebenrollen zu sehen war (so z. B. auch in den «Spy Kids»-Filmen, in denen seine Figur ebenfalls den Namen Machete trug), absolvierte damit die erste Hauptrolle seiner Karriere. Ihm zur Seite gestellt wurde ein aberwitziger Cast, der so wohl nur in einem Film aus der Schmiede von Robert Rodriguez auftritt. So sind neben Robert De Niro und Jessica Alba unter anderem auch B-Movie-Ikone Steven Seagal und Skandalnudel Lindsay Lohan zu sehen. Eine vielschichtige Handlung wird dabei natürlich ganz bewusst nicht geboten. Für brutalen, anspielungsreichen und überaus unterhaltsamen Trashspaß dürfte aber auf jeden Fall gesorgt sein.

OT: «Machete» von Robert Rodriguez und Ethan Maniquis; mit Danny Trejo, Robert De Niro, Jessica Alba, Michelle Rodriguez und Steven Seagal.


03.11.2010 15:00 Uhr  •  Markus Trutt Kurz-URL: qmde.de/45588