«X Factor» eine Woche vor dem Finale

In der kommenden Woche wird bei «X Factor» auf VOX schon der Sieger gekürt. Doch wie steht es derzeit um das Format?

Aus Quotensicht kann «X Factor» nicht mit den anderen großen Castingshows mithalten. «Deutschland sucht den Superstar» oder auch «Das Supertalent» erreichen Marktanteile von weit über 30 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Das von Jochen Schropp moderierte Format musste sich in den letzten Wochen dagegen eher mit einstelligen Marktanteilen zufrieden geben. Inhaltlich geht die Sendung derzeit ihrem Höhepunkt entgegen, in dieser Woche musste Mati Gavriel die Show verlassen. Beim Finale in der kommenden Woche stehen sich damit die Gruppe Big Soul und der letzte verbliebene Act der über 25-Jährigen, Edita Abdieski, gegenüber.

Für die letzte große Live-Show gibt es bei VOX bzw. dem Produzenten Grundy aber noch einiges zu tun. Auffällig im Halbfinale: Wieder machte die Technik Probleme. Als Moderator Jochen Schropp nach dem ersten Gesangsdurchlauf den US-Rapper Flo Rida ankündigte, fiel in dessen Einspieler der komplette Ton aus. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, so zog sich ein schriller Piep-Ton durch weite Teile des Einspielers. Dies konnten geneigte «X Factor»-Zuschauer schon während einer der letzten Live-Shows erleben.

Aus technischer Sicht gibt es nichts Weiteres zu kritisieren. Perfekt lief die Show dennoch nicht. Manchmal hatte man das Gefühl, die Sendung könne etwa 30 Minuten eher enden. Doch Sarah Connor, Till Brönner und George Glueck betonten nach jedem Auftritt, die Zuschauer müssen nun zum Telefon greifen. Denn nur sie entschieden im Halbfinale, welche zwei Acts im Finale gegeneinander antreten werden. Das unendliche Animieren zum Anrufen strapazierte die Nerven auf Dauer gewaltig.

Auch die Ankündigung der Kandidaten geriet mal wieder deutlich zu lang. Während Zuschauer des UK-Originals «The X Factor» deutlich knackigere Ansager von den Mentoren gewohnt sind, so füllen Sarah Connor, Till Brönner und George Glueck auch hier in Summe Minuten an Sendezeit. Vor allem George Glueck sticht wieder heraus. Dieser holt auch in seinen Bewertungen viel zu weit aus. Als er etwas zum ersten Auftritt von Edita Abdieski sagen soll, redet er gefühlte zehn Minuten über seinen ungarischen Freund, der an dem von ihr vorgeführten Lied, "Blame it on the Boogie" von den Jackson Five, mitgewirkt hat.

Letztendlich lobt Glueck die Sängerin in seinem Statement und denkt, dass sie eine gute Musicaldarstellerin werden kann. Der Blick der 25-Jährigen verrät aber, dass ihr diese Idee etwas abwegig erscheint. Nach den Urteilen der Jury-Mitglieder kommt Jochen Schropp auf die Bühne und erklärt, dass er den Auftritt ganz toll fand und die Aussagen von Sarah Connor und George Glueck nicht nachvollziehen kann. Wohlgemerkt: Glueck hat Edita gelobt, nur Sarah Connor hatte etwas zu kritisieren. Auch an der Kommunikation kann also noch gearbeitet werden.

Einige Dinge muss man aber auch lobend erwähnen. So gab es nach dem Aus von Mati Gavriel noch einmal seine besten Szenen bei «X Factor» zu sehen. Schade, dass dieser kleine Rückblick noch nicht viel früher eingeführt wurde. Außerdem durfte der ausgeschiedene Kandidat noch einmal einen Abschiedssong performen. Highlight des Abends war aber der Auftritt der drei Halbfinalisten. Zusammen mit den Juroren gaben sie das Lied "Over the Rainbow" von Israel Kamakawiwo’ole zum Besten. Durch diese simple Performace wurde die Show noch einmal aufgewertet, der Zuschauer konnte sich dadurch sehr gut unterhalten fühlen. Generell sind solche Auftritte mit allen Kandidaten nie verkehrt und können problemlos zum Beispiel an den Anfang der Show gesetzt werden.

In der kommenden Woche stehen sich nun also Edita Abdieski und die vier Frauen von Big Soul gegenüber. Wer der erste deutsche «X Factor»-Gewinner werden wird, entscheiden allein die Zuschauer per Telefon-Voting. Nachdem die letzte Folge der Castingsshow über die Bildschirme geflimmert ist, wird auch Quotenmeter.de noch einmal umfangeich zurückblicken. Was hat VOX gut gemacht? Was weniger? Was könnte man noch verbessern und wie sieht es überhaupt mit einer zweiten Staffel aus? Natürlich wird es auch einen detaillierten Quotencheck zur Show geben.
03.11.2010 00:36 Uhr  •  Timo Niemeier Kurz-URL: qmde.de/45569