Die Kritiker: «SOKO Wismar: Schusslinie» (8x01)

Inhalt
Auf dem Waldweg in der Nähe seines Schützenvereins findet ein Förster den toten Hans Ackermann. Der begeisterte Sportschütze wurde mit einem Schuss aus nächster Nähe getötet. Nachforschungen bei den anderen Vereinsmitgliedern ergeben, dass niemand einen Grund hatte, Hans Ackermann nach dem Leben zu trachten.

Als die Ermittler allerdings die Familie des Opfers benachrichtigen, fällt ihnen auf, dass sein Sohn Martin sehr gefasst und beinahe gefühlskalt auf den Tod seines Vaters reagiert. Der Junge verbrachte die letzten Jahre in einem Internat und ist nur zu Besuch bei seinen Eltern.

Reuter erinnert sich, dass es vor etwa vier Jahren einen Zwischenfall im Hause Ackermann gab, bei dem ein junges Mädchen tödlich verletzt wurde. Martin hatte seiner besten Freundin Steffi eine Waffe seines Vaters nur zeigen wollen, als sich ein Schuss löste. An dem Tag, an dem Hans Ackermann erschossen worden ist, wäre Steffi achtzehn Jahre geworden.

Darsteller
Udo Kroschwald («Diamantenhochzeit») ist Jan Reuter
Michael Härle («Bewegte Männer») ist Sven Herzog
Claudia Schmutzler («Für alle Fälle Stefanie») ist Katrin Börensen
Dominic Boeer («Fünf Sterne») ist Lars Pöhlmann
Li Hagman («Im Namen des Gesetzes») ist Leena Virtanen
Katharina Blaschke («Im Gehege») ist Dr. Helene Sturbeck
Julia Grimpe («Forsthaus Falkenau») ist Petra Ackermann
Kai-Peter Malina («Stromberg») ist Martin Ackermann
Katrin Heller («Hinter Gittern - Der Frauenknast») ist Maja Erb
Martin Ontrop («Eine Liebe in St. Petersburg») ist Frank Erb

Kritik
Die klassischen deutschen Krimiserien im öffentlich-rechtlichen Fernsehen haben häufig ein und dasselbe Problem. Sie hangeln sich immer und immer wieder an der Aufklärung eines Falles entlang. Mühevoll werden Zeugen befragt, Tatorte abgearbeitet und letztlich kommt es am Ende zu einer Verhaftung des Täters. Meist in 45 oder 90 Minuten hübsch verpackt, ein wenig Variation von Serie zu Serie, das war es dann aber auch schon. Die Ermittler sind lediglich Ausübungsgehilfen des Drehbuchautoren und des Produzenten/Regisseurs. Einblicke ins Seelen- oder Privatleben erhält man als einschaltender Zuschauer kaum oder gar nicht. Erst in jüngster Zeit wurde an dieser Eindimensionalität der Krimiserien gefeilt, «Lutter» oder «Flemming» waren gerade beim ZDF sehr positive Beispiele.

Leider ist diese Entwicklung beim «SOKO»-Franchise noch nicht angekommen. Zum Auftakt der achten Staffel von «SOKO: Wismar» bekommen wir es nämlich wieder mit einem routiniert inszenierten Mordfall zu tun, die Kommissare Jan Reuter, Sven Herzog und Katrin Börensen ermitteln und gehen am Ende – nach getaner Arbeit – wieder nach Hause. Was die Zuschauer aber zu sehen bekommen, beschränkt sich ausnahmslos auf die Verbrechensaufklärung. Private Wortwechsel sind die Ausnahme, Privates dringt eigentlich nie nach außen. Es müssen ja nicht gleich gefühls- oder problembeladene Psychospielchen aufgefahren werden, aber ein wenig „menscheln“ dürfen die Protagonisten gerne einmal. Was die jeweiligen SOKOs noch voneinander unterscheidet ist einzig und allein der eventuell vorhandene Dialekt und die – im aktuellen Fall – norddeutsche Unterkühlung der ermittelnden Charaktere. Der Rest ist und bleibt austauschbar.

Dabei waren die Voraussetzungen für den achten Staffelstart gar nicht mal so schlecht. Zwar wurde mit der Thematik des „Waffenbesitzes mit Todesfolge im familiären Umfeld“, eine recht harte für eine Vorabendserie ausgewählt, dennoch gelang es dem Autoren Matthias Herbert («Ein Fall für zwei») mit der Auswahl, ein immer noch topaktuelles, gesellschaftliches Thema ansprechend zu verpacken. Und auch dem Regisser Oren Schmuckler («Notruf Hafenkante») kann man wohl kaum einen Vorwurf machen. Die Gegebenheiten des «SOKO»-Franchises und der klassischen deutsch Krimiserie sind einfach zu festgefahren. Da kann man in der achten Staffel nicht plötzlich mit den Konventionen brechen. Für zukünftige Produktionen und Ideen sei aber ermahnend an mehr Mut und Innovationskraft erinnert.

So ist es im Endeffekt ein solides Stück Krimigeschichte am Vorabend. Mehr sollte und darf man einfach nicht erwarten.

Das ZDF zeigt die neuen Folgen von «SOKO: Wismar» ab Mittwoch, den 20. Oktober 2010, immer um 18:00 Uhr.
19.10.2010 11:00 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/45267