«Garfield 2» vs. «Die letzte Legion»

Ein berühmter fettleibiger Kater oder Colin Firth mal anders? Welcher Blockbuster hat die Nase vorn?

«Garfield 2» (RTL)
RTL verlässt sich an diesem Sonntag ganz auf die Popularität einer berühmten Comicvorlage und bestreitet das Blockbuster Battle mit der Fortsetzung zur Realverfilmung von «Garfield». In der Komödie aus dem Jahr 2006 verschlägt es den faulen titelgebenden Kater nach England, wo er mit einem adeligen Exemplar seiner Spezies, das ihm erstaunlich ähnlich sieht, verwechselt wird. Zu Garfields Glück hat dieses gerade ein Schloss von seinem kürzlich aus dem Leben geschiedenen Frauchen geerbt. Doch das plötzliche Luxusleben hat nicht nur positive Seiten. So fühlt sich der jähzornige Lord Dargis (Billy Connolly), Neffe der Verstorbenen, übergangen und versucht nun um jeden Preis, Garfield zu beseitigen.

Da Hollywood ja ganz gerne mal auf populäre Vorlagen für Filmproduktionen zurückgreift, war es wohl nur eine Frage der Zeit bis auch Comickultfigur Garfield dran glauben musste. Der faule und fettleibige Kater, der spätestens mit den vorlagengetreuen Zeichentrickumsetzungen der 80er Jahre auch international größere Bekanntheit erlangte, war als unschön animiertes Fellknäuel in der ersten Realfilmumsetzung von Peter Hewitt («Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft») trotz äußerer Ähnlichkeit jedoch kaum wieder zu erkennen. An den Kinokassen konnte sich das auf Massenunterhaltung getrimmte Endprodukt am Ende aber gut durchsetzen, weshalb den wenig begeisterten Fans des Lasagne liebenden und Montage hassenden Stubentigers auch eine unter Verwendung der gleichen Zutaten entstandene Fortsetzung nicht erspart blieb. Regisseur war diesmal Tim Hill, der sich damit für die Inszenierung des ein Jahr später folgenden «Alvin und die Chipmunks»-Kinofilms empfahl, ebenfalls eine Kombination aus Live-Action- und Animationsfilm.

OT: «Garfield: A Tale of Two Kitties» (2006) von Tim Hill; mit Breckin Meyer, Jennifer Love Hewitt und Billy Connolly; dt. Sprecher: Oliver Kalkofe und Benjamin Völz.

«Die letzte Legion» (ProSieben)
ProSiebens Hoffnungen am kommenden Sonntagabend ruhen auf dem oscarnominierten Colin Firth in einer für ihn eher ungewöhnlichen Rolle. In dem abenteuerlichen Historienfilm «Die letzte Legion», dessen Handlung in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts angesiedelt ist, mimt er den römischen Feldherren Aurelius, der sich aufmacht, Romulus Augustus, den frisch gekrönten 12jährigen Kaiser zu retten, nachdem dieser von den barbarischen Goten entführt worden ist. Doch mit dem Erfolg der Befreiungsaktion fängt der erbitterte und aussichtslos scheinende Kampf um das von Goten besetzte Römische Reich gerade erst an.

Auch bei «Die letzte Legion» handelt es sich um keinen originären Stoff, basiert der Film doch auf dem gleichnamigen Roman des italienischen Schriftstellers Valerio Massimo Manfredi. Jedoch genießt dieser bei weitem nicht so eine Popularität wie die «Garfield»-Comicstrips. Entsprechend unerfolgreich wurde dann schließlich auch die dazugehörige Verfilmung. Von Kritikern verrissen, konnte «Die letzte Legion» an den Kinokassen am Ende nicht einmal ein Drittel der Produktionskosten wieder einspielen. Tragisch war dies sicher vor allem auch für Regisseur Doug Lefler, der zuvor vor allem für das Fernsehen inszenierte (u.a. Episoden von «JAG», «Babylon 5» und «Xena») und dessen bekannteste Regiearbeit wohl die unnötige Direct-to-DVD-Fortsetzung «Dragonheart - Ein neuer Anfang» (2000) war. Fünfzehn Jahre nach seinem ersten ernst zunehmenden Ausflug ins Kinogeschäft als Regieassistent bei Sam Raimis «Armee der Finsternis», dürfte seine erste komplett eigenhändige Inszenierung für die große Leinwand daher wahrscheinlich zugleich seine letzte gewesen sein.

OT: «The Last Legion» (2007) von Doug Lefler; mit Colin Firth, Ben Kingsley, Thomas Sangster, Aishwarya Rai und Peter Mullan.

Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Nachdem das Blockbuster Battle in der letzten Woche seit langem mal wieder recht hochkarätig besetzt war, lässt die Spielfilmauswahl von ProSieben und RTL dieses Mal erneut zu wünschen übrig. Sowohl «Garfield 2» als auch «Die letzte Legion» sind weit davon entfernt, große Kinounterhaltung oder gar „Must-See-Movies“ zu sein. Vor allem ersterer entpuppt sich (wie schon sein Vorgänger) als ziemlicher Schuss in den Ofen. So haben die Autoren aus der zynischen und schwarzhumorigen Kult-Vorlage einmal mehr eine harmlose, weil viel zu brave, und erstaunlich unlustige, weil viel zu alberne „Komödie“ gemacht, die sich leider zweifellos an ein jüngeres Publikum wendet. Doch selbst die Kleinen dürften angesichts der langweiligen Handlung und wenig überzeugender Animationen nur mäßig unterhalten werden. Der größte (oder vielmehr einzige) Coup des Films ist dabei wohl die erneute Verpflichtung von Bill Murray («Ghostbusters», «Lost in Translation»), der Garfield im Original bereits zum zweiten Mal seine Stimme leiht. Doch in den Genuss dieses einzigen Lichtblicks kommen die deutschen Fernsehzuschauer natürlich nicht. Immerhin wurde in der Synchronfassung aber Thomas Gottschalk (der den Kater im ersten Teil gesprochen hat) nun glücklicherweise von Komiker Oliver Kalkofe abgelöst.

Dennoch bleibt «Die letzte Legion» somit trotz zahlreicher historischer Unstimmigkeiten und einer wenig berauschenden Handlung die bessere Alternative. Schaltet man sein Gehirn für zwei Stunden ab, bietet der Möchtegern-Historienfilm sogar ganz passable und streckenweise auch recht selbstironische Unterhaltung ohne tieferen Anspruch oder Sinn. Und den erstklassigen Schauspielern Colin Firth («Bridget Jones», «A Single Man») und Ben Kingsley («Gandhi», «Schindlers Liste») zuzuschauen, macht selbst bei einem allenfalls mittelmäßigen Stück Kino noch immer ziemlich Spaß.

Der Sieg geht an «Die letzte Legion» um 20.15 Uhr auf ProSieben.
24.07.2010 08:50 Uhr  •  Markus Trutt Kurz-URL: qmde.de/43432