Der Fernsehfriedhof Spezial: Die Geburt der Klassiker

Quotenmeter.de erinnert anlässlich des 60. Geburtstags des deutschen Fernsehens an die Programmhighlights der sechziger Jahre.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir dem 60. Jahrestag der ersten deutschen Fernsehsendung nach dem Krieg. In sechs Spezialausgaben lassen wir daher die Programmhighlights der bisherigen deutschen Fernsehgeschichte Revue passieren. Heute: Die Höhepunkte der 60er Jahre.

«Die Firma Hesselbach»
(22. Januar 1960, Deutsches Fernsehen)

Seit 1949 strahlt der Hörfunk des Hessischen Rundfunks die Reihe von Autor und Hauptdarsteller Wolf Schmidt aus. Nach vier Kinofilmen wechselt das Format trotz des hessisch gefärbten Dialekts der Figuren im Jahr 1960 ins Gemeinschaftsprogramm der ARD und wird zur zweiten Familienserie im deutschen Fernsehen. Ihr folgt ab 1965 «Die Unverbesserlichen» mit Inge Meysel als "Mutter der Nation" folgen.

«Versteckte Kamera»
(18. Juli 1961, ARD 2)

Chris Howland präsentiert die deutsche Version der britischen «Candid Camera», bei der ahnungslose Passanten in witzige Situationen gebracht und heimlich gefilmt werden. Die spätere Neuauflage «Verstehen Sie Spaß?» wird ab 1980 mit oft über 20 Millionen Zuschauern zu einem größeren Erfolg und zeitweise zur erfolgreichsten Show der ARD. Das Mittel der versteckten Kamera wird zu einem festen Bestandteil im Fernsehen - auch in enthüllenden Beiträgen.

«Das Halstuch»
(03. Januar 1962, Deutsches Fernsehen)

Die sechsteilige Verfilmung des gleichnamigen Romans von Francis Durbridge erreicht mit über 90 Prozent der Fernsehzuschauer eine der höchsten Sehbeteiligungen aller Zeiten. Zwei Tage vor der Auflösung verrät der Kabarettist Wolfgang Neuss jedoch die Identität des Mörders, um mehr Zuschauer in seinen Kinofilm zu locken. Die späteren Durbridge-Filme «Tim Frazer» (1963) und «Melissa» (1966) wiederholen den Erfolg.

«Das aktuelle Sportstudio»
(24. August 1963, ZDF)

Bereits kurz nach dem Sendestart nimmt das ZDF eine eigene Sportsendung ins Programm, die sich bis heute im Programm hält. Die Moderatoren sind Wim Thoelke, Rainer Günzler und Harry Valerien. Im Jahr 1973 präsentiert mit Carmen Thomas erstmals eine Frau eine Sportsendung. Nach ihrem Versprecher "Schalke 05" wird sie bereits fünf Monate später wieder entlassen.

«Einer wird gewinnen»
(25. Januar 1964, Deutsches Fernsehen)

Im Zuge des zusammenwachsenden Europas produziert der HR die Spielshow, deren Abkürzung sich an der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) orientiert. Das Europa-Quiz macht Hans Joachim Kulenkampff zu einem der beliebtesten Fernsehgesichter, der seine Sendezeit regelmäßig massiv überzieht. Bis 1987 (inkl. einer Pause zwischen 1969 und 1979) gibt es 40 Folgen der Samstagabend-Show.

«Spiel ohne Grenzen»
(26. Mai 1965, Deutsches Fernsehen)

Neben dem «Grand Prix d' Eurovision» arbeiten europäische Fernsehanstalten für ein weiteres Ereignis zusammen. In nationalen Wettkämpfen treten einzelne Städte der Teilnehmerstaaten in aufwendigen Spielen gegeneinander an. Der Sieger kämpft in internationalen Ausgaben gegen die Vertretern aus anderen Ländern. Deutschland kann den Wettbewerb bis zum Ausstieg im Jahr 1980 sechs Mal gewinnen.

«Raumpatrouille Orion»
(17. September 1966, Deutsches Fernsehen)

Die erste deutsche Science-Fiction-Serie heißt eigentlich «Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion» und wird schnell zu einem Klassiker, der bis zum Ende des Jahrtausends rund 20 Mal wiederholt wird. Dietmar Schönherr, Eva Pflug und Wolfgang Völz spielen in den sieben Episoden die Hauptrolle, die fast zeitgleich mit dem US-Pendant «Raumschiff Enterprise» auf Sendung gehen.

«Aktenzeichen XY... ungelöst!»
(20. Oktober 1967, ZDF)

Eduard Zimmermann versucht mit Hilfe der Zuschauer ungeklärte Straftaten aufzulösen. Wer Hinweise zu den gezeigten Kriminalfällen hat, kann noch während der Sendung Kontakt mit der Redaktion aufnehmen. Die Zusammenarbeit zwischen dem ZDF, dem ORF und SF wird nach dem Ausstieg von Eduard Zimmermann zunächst von seiner Tochter und dann von Rudi Cerne fortgesetzt.

«Babeck»
(17. Dezember 1968, ZDF)

Das ZDF versucht mit dem Dreiteiler von Herbert Reinecker ein Gegenstück zu den erfolgreichen Durbridge-Filmen im Ersten zu etablieren. Schon im Jahr zuvor soll dies mit dem Dreiteiler «Der Tod läuft hinterher» vom selben Autor gelingen. Beide Reihen schaffen es im Weihnachtsprogramm an die Erfolge der Vorbilder anzuknüpfen.

«Die ZDF Hitparade»
(18. Januar 1969, ZDF)

Das Gegenstück zum populären «Beat-Club» (ab 1965) soll den klassischen Schlager aufwerten. In der Sendung von Dieter Thomas Heck treten daher vorrangig deutschsprachige Interpreten auf. Am Ende der Sendung können die Zuschauer abstimmen, wen sie in der nächsten Ausgabe wiedersehen wollen. Die monatlichen Ausgaben bleiben bis zum Jahr 2000 auf Sendung. Ab 1971 erweitert das ZDF sein Musikangebot um «Disco» mit Ilja Richter.

Mögen die beerdigten Sendungen in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann in einer weiteren Spezialausgabe den Programm-Highlights der 70er Jahre.

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Als das Fernsehen laufen lernte: Die Highlights der 50er Jahre
Es wird bunt: Die Highlights der 70er Jahre
Neue Trends und Rekorde: Die Highlights der 80er Jahre
Der Triumph des Privatfernsehens: Die Highlights der 90er Jahre
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22.07.2010 09:30 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/43385