Alle Augen auf Sat.1: Frier und Baum sollen’s richten

Was «R.I.S.», «GSG 9», «Dr. Molly» und vielen anderen nicht gelang, soll nun funktionieren: Zwei deutsche Serien wollen Quoten oberhalb des Sat.1-Senderschnitts holen.

Am Montagabend sind – so wünscht es sich Sat.1 – nicht nur die Augen der Fernsehbranche auf den Münchner Privatsender gerichtet, sondern auch viele andere Augen. Ganz hohe Reichweiten wird der Bällchensender mit seinen zwei neuen Serien «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski» vielleicht nicht erzielen, zufrieden stellend wäre aber letztlich schon alles, was oberhalb des Senderschnitts liegt. Die beiden neuen Serien mit Annette Frier und Henning Baum in den jeweiligen Hauptrollen sollen also das schaffen, was Sat.1-Serien zuletzt verwährt blieb. Weder «Dr. Molly» noch Krimis wie «GSG 9», «Deadline» oder «R.I.S.» waren ein Erfolg. Zuletzt stellte sich aber eine Erholung beim Genre der deutschen Serie ein.

RTL punktete beispielsweise mit «Lasko», «Countdown» oder auch mit «Doctor’s Diary». Die Gefahr, dass Sat.1 am Montag komplett untergeht, ist also nicht ganz so groß. Wegen dieses Punktes erhöht sich aber auch der Druck auf beide Formate. „Der Druck erscheint (…) größer, weil momentan in Sachen Deutsche Serie zu wenig ausprobiert wird. Jeder Flop wird deshalb wesentlich deutlicher wahrgenommen. Die beiden neuen Serien sind sowohl für uns als Firma, als auch für Sat.1 und andere Privatsender sehr wichtig“, erklärte Markus Brunnemann, Geschäftsführer der Firma Phoenix Film, die «Danni Lowinski» hergestellt hat, im Quotenmeter.de-Interview.

Er glaubt mit seiner Serie den Geschmack der Zuschauer getroffen zu haben. „Ich glaube, dass die Art, wie sich Danni Lowinski nach oben boxt, vielen Deutschen bekannt ist.“ Genau deshalb werde die Figur beim deutschen Publikum auch gut ankommen. Gleiches dürfte auch für Mick Brisgau gelten, der in «Der letzte Bulle» von Henning Baum gespielt wird. Die Krimiserie, die um 20.15 Uhr läuft, erzählt die Geschichte eines Straßencops, der nach einer schweren Verletzung 20 Jahre lang im Koma lag und nun mit der „neuen Welt“ erst zurecht kommen muss. Für Joachim Kosack, Fictionchef von ProSiebenSat.1 TV Deutschland, sind die beiden Serien ein perfektes Paar.

„Die beiden Serien passen nicht nur sehr gut zu Sat.1, sondern auch sehr gut zueinander. Unsere beiden Hauptdarsteller verkörpern heute leider selten gewordene Helden, die wir aber alle gerne wären. Beide haben ihren persönlichen Ehrenkodex und treten für Gerechtigkeit ein. Dafür kämpfen sie mit unkonventionellen Mitteln – jeder auf seine Art,“ erklärte er im Gespräch mit dem Medienmagazin Quotenmeter.de. Beide Hauptfiguren bezeichnete er als „liebenswert“, man müsse sie einfach ins Herz schließen.

Sowohl Annette Frier als auch Henning Baum seien zudem echte Sat.1-Gesichter. Frier wirkte vor vielen Jahren in der «Wochenshow» mit, trat dann regelmäßig in der Impro-Comedy «Schillerstraße» auf. Henning Baum (Foto) mimte von 2002 bis 2006 einen schwulen Kommissar in der Reihe «Mit Herz und Handschellen». „Mit beiden Serien versuchen wir jetzt zwar zum einen etwas Neues, kehren aber auch sehr stark zum Urkern von Sat.1 zurück: starke Figuren, die für ihre Sache kämpfen.“ Zum Urkern zurück – das zeigt auch der Sendeplatz.

Schon vor der Krise der deutschen Serie war es der Montag, an dem Krimis bei Sat.1 punkteten. Der Bällchensender zeigte dort beispielsweise lange Zeit erfolgreich das Format «SK Kölsch» - auch «Edel & Starck» punktete montags. Auch deshalb glaubt Kosack es mit Günther Jauchs «Wer wird Millionär?» und dem aufstrebenden «Vermisst» bei RTL aufnehmen zu können. „Durch unsere erfolgreichen frauenaffinen US-Filme ist der Montagabend bei uns sozusagen eher in Frauenhand. Da passen die beiden Serien perfekt," sagte er Quotenmeter.de und Phoenix-Film-Chef Markus Brunnemann verwies noch einmal auf die Vergangenheit, bestätigte aber auch, dass dies kein einfacher Sendeplatz sei.

Vom Ursprung her könnten die beiden neuen deutschen Serien übrigens kaum unterschiedlicher sein. «Der letzte Bulle» entstand im Studiengang Serienproduktion – Produzent Philipp Steffens war gerade einmal 27 Jahre alt, als er den Produktionsauftrag erhielt. «Danni Lowinski» hingegen stammt aus der Feder von Marc Terjung, der nicht nur «Edel & Starck» machte, sondern mit dem RTL-Format «Die Anwälte» auch schon eine sehr große Niederlage erlitt. „Beide Serien stammen aus der Schmiede erfahrener Produzenten“, erklärte Joachim Kosack gegenüber Quotenmeter.de. „«Danni Lowinski» von den Machern der erfolgreichen und vielfach ausgezeichneten Serie „Edel & Starck“, Produzent Markus Brunnemann und Headautor Marc Terjung. Und es ist richtig, dass die Idee zu «Der letzte Bulle» Produzent Philipp Steffens von greenskyfilms zusammen mit jungen Autoren der Filmakademie Ludwigsburg hatte – und das der Serie sicher auch den ganz eigenen Spirit mitgegeben hat.“

Diese haben das Team allerdings an den wichtigen Positionen ergänzt, wie Produzent Steffens im exklusiven Quotenmeter.de-Interview bestätigte: „Wir haben uns in den Schlüsselpositionen verstärkt, hier möchte ich vor allem unsere Producerin Gerda Müller erwähnen, ohne die das Format nicht das geworden wäre, was es jetzt ist,“ so Steffens. Markus Brunnemann, Jan Kromschröder, Marc Terjung, Philipp Steffens, Andreas Bartl, Joachim Kosack – erfahrene TV-Macher stehen hinter dem neuesten Versuch Sat.1 wieder serienfähig zu machen. Ob die Zuschauer mitspielen, wird am Dienstagmorgen feststehen.
12.04.2010 10:40 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/41247