360 Grad: Die Hoffnung für Oslo

Lena Meyer-Landrut ist die deutsche Hoffnung beim Eurovision Song Contest. Julian Miller über ihre Chancen.

Sie ist der Silberstreif am Himmel der jahrelangen Grand-Prix-Blamagen Deutschlands: Lena Meyer-Landrut ist zwar erst achtzehn Jahre alt, aber sie weiß, wie sie eine gute Show aufzieht und wenn sie auf der Bühne steht, wirkt es, als hätte sie nie etwas Anderes gemacht. Im Moment belegt sie drei Topplätze in den deutschen Charts und ihr Name ist in aller Munde. Gleichzeitig haften an ihr geradezu Dickens-hafte große Erwartungen, denn sie soll Deutschland aus der Eurovision-Krise holen und endlich wieder etwas Zählbares einfahren.

Bei Stefan Raab ist sie dabei in guten Händen. Denn er ist eigentlich im Moment der Einzige, dem man einen Erfolg beim europäischen Gesangscontest noch zutrauen kann. Mit “Guildo hat euch lieb”, “Wadde hadde dudde da” und nicht zuletzt Max Mutzkes Herzschmerz-Ode konnte er die einzigen deutschen Erfolge der letzten Jahre vorweisen.Und auch Lena Meyer-Landrut selbst bringt einiges an Potential mit. Sie ist unkonventionell und die Natürlichkeit in Reinform, da ihr Talent nicht von unaufhörlichem Gesangscoaching versaut wurde. Mit ihrem ganz eigenen Charme und ihrem charakteristischen britischen Akzent singt sie ihre teilweise etwas kitschige Nummer vollständig ungeniert und wurde dadurch bundesweit zum Star. An ihrem Song per se und ihrer Performance gibt es nicht wirklich großartig etwas zu mäkeln.

Ob das für einen Erfolg beim Eurovision Song Contest reichen wird, ist damit allerdings nicht gesagt. Es geht hier nicht mehr nur darum, mit einem guten Kandidaten und einer guten Nummer zu punkten. Diese Dinge reichen heute nicht mehr aus. Was man ebenfalls noch brauch, ist eine zündende Bühnenshow und nicht zuletzt jede Menge finanziellen Aufwands, um die Leute mitzureißen. Russland und Griechenland waren hier die Vorreiter in den letzten Jahren und fuhren dadurch hohe Punktzahlen ein. Mal sehen, was die ARD so willens ist, für Lena Meyer-Landruts Erfolg auszugeben. Nur dann kann die “nationale Aufgabe” gelingen.

Die nächste Ausgabe von 360 Grad erscheint am 09. April 2010 nur bei Quotenmeter.de
26.03.2010 00:00 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/40972