Die Kino-Kritiker: «Green Zone»

In ihrer neusten Zusammenarbeit suchen Matt Damon und der Regisseur von «Die Bourne Verschwörung» im Irak nach Massenvernichtungswaffen. Was sie finden ist ein Netz aus Lügen.

Matt Damon spielt die Hauptrolle in einem actionreichen Verschwörungsthriller von Paul Greengrass. Das weckt unweigerlich sofort Erinnerungen an «Die Bourne Verschwörung» und «Das Bourne Ultimatum». In «Green Zone» verkörpert der beliebte Schauspieler allerdings keinen einsam kämpfenden Agenten mit Amnesie, der das Geheimnis seiner Identität lüften möchte, sondern den im Irakkrieg dienenden, idealistischen US-Army-Offizier Roy Miller, der den Sinn seines Einsatzes hinterfragt. Mehrfach leitete er seine Mannschaft zu vermeintlichen Verstecken von Massenvernichtungswaffen, nur um festzustellen, dass er eine Niete gezogen hat. Die Entdeckung seiner letzten, lebensbedrohenden Mission: Eine längst verlassende Toilettenfabrik. Von solchen sinnlosen Aktionen hat Miller genug, weshalb er es bei einer Besprechung wagt, die streng vertraulichen Informationen, denen das Militär nachgeht, zu kritisieren. Dies macht den erfahrenen CIA-Mann Martin Brown (Brendan Gleeson) und die Journalistin Lawrie Daune (Amy Ryan) auf ihn aufmerksam, die ebenfalls nach weiteren Informationen hinter dem wirren Kriegstreiben suchen. Millers Suche nach einem Sinn nimmt an Fahrt auf, als der irakische Zivilist Freddy (Khalid Abdalla) ihm einen wertvollen Tipp gibt, wo sich die gesuchten Hintermänner Saddam Husseins aufhalten. Stück für Stück deckt Miller ein politisches Komplott auf, das den gesamten Einsatz im Irak in ein anderes Licht stellt.

Noch 2003 pfiff die versammelte Hollywood-Elite Dokumentarfilmer Michael Moore aus, weil er sich während der Oscar-Verleihung kritisch über den Irakkrieg äußerte. Vor wenigen Wochen wurde mit «Tödliches Kommando - The Hurt Locker» ein nicht gerade schonungsloser Film über exakt diesen Krieg mit sechs Oscars ausgezeichnet. Und in «Green Zone» verpackt Paul Greengrass kritische Äußerungen an der US-Politik in einem Popcorn tauglichem Action-Thriller. Zu harte Kritik äußert Greengrass allerdings nicht, und von einer ansatzweise realistischen Zeichnung der US-amerikanischen Machenschaften ist «Green Zone» recht weit entfernt. Die Lüge über vermeintliche Massenvernichtungswaffen ist in diesem Film das geistige Kind eines einzigen, schleimigen Intriganten des Pentagons, und selbstverständlich ist es niemand geringeres als ein US-Soldat, der dieser ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur kommt. Dennoch kommt «Green Zone» ohne den typischen Hollywoodpathos aus, der wohl gerade bei dieser Thematik unwillkommener denn je sein dürfte. An Stelle des Pathos tritt ein bereits aus der «Bourne»-Trilogie bekannter, mit wackelnden Handkameras kreierter, rauer und unübersichtlicher Realismus. Anders als in den «Bourne»-Filmen wirkt Greengrass’ visueller Stil jedoch aufgesetzt und fruchtlos bemüht. Vor allem aber distanziert er mehr vom Leinwandgeschehen, als das Publikum wie beabsichtigt in die Lage des Protagonisten zu versetzen.

Viel mehr ist es Hauptdarsteller Matt Damon, der die Aufmerksamkeit des Publikums aufrecht hält. Der makellose Charakter seiner Rolle gibt Damon wenig, mit dem er etwas anfangen kann, dennoch gelingt es ihm, Roy Miller interessant und ansprechend anzulegen. Die Wandlung des überzeugten Soldaten zum grübelnden Zweifler und letztlich zum heroischen Kämpfer für die Wahrheit, wird durch Matt Damons Können glaubwürdig und flüssig wiedergegeben. Somit fiebert man als Zuschauer trotz der Figuren vom Reißbrett und dem nach Standard abgehandelten Verschwörungsplot bis zum übereilten, unbefriedigenden Schluss mit.

Fazit: «Green Zone» ist ein vergleichsweise ehrlicher, jedoch noch immer stark simplifizierender US-Politthriller vor dem Hintergrund des Irakkriegs, der solide gespielt und unübersichtlich inszeniert ist.

«Green Zone» ist seit dem 18. März 2010 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
19.03.2010 12:30 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/40856