Serienlexikon: «Parker Lewis - Der Coole von der Schule»

In der Serie spielt Corin Nemec die Hauptrolle. Alle Fakten zum Format liefert Quotenmeter.de.

Wir schreiben das Jahr 1990. Im Zeitalter erfolgreicher US-Sitcoms wie «Roseanne» oder «Eine schrecklich nette Familie» erblickte auch eine etwas andere Comedyserie das Licht der Welt, die sich ziemlich deutlich von den herkömmlichen Serien unterschied. «Parker Lewis - Der Coole von der Schule» (Originaltitel: «Parker Lewis Can't Lose») war einer der ersten Erfolge des damals noch jungen US-Networks FOX, und erreichte im Jahr 1993 auch die deutschen Zuschauer. ProSieben strahlte die Sendung werktags im Vorabendprogramm als Teil des damals noch existierenden Sitcom-Blocks aus. Die Serie wurde sowohl in Deutschland als auch in den USA zum Kult, und diverse Zitate wurden zu geflügelten Worten auf den Schulhöfen.

«Parker Lewis» erzählt die Geschichte der drei besten Freunde Parker Lewis (Corin Nemec), Mikey Randall (Billy Jayne) und Jerry Steiner (Troy Slaten) und den Turbulenzen, die sie in und außerhalb der Santo Domingo High School erleben. Es geht um die typischen Probleme von Teenagern, wie die Schule, die Clique und die Liebe. Die Serie lebt von ihren sympathischen Darstellern, den abwechslungsreichen Stories und ihrem einmaligen Charme und Witz. In den einzelnen Folgen geht es um Themen wie Schulsprecherwahl, Schulpartys, Piraten-Radiosender, Videospielsucht, etc.

Parker, der Anführer des Trios, gilt als Inbegriff des coolen Schultypen der frühen neunziger Jahre. Er ist selbstbewusst, trägt gerne Hawaiihemden, ist immer gut frisiert und hat stets einen lockeren Spruch auf den Lippen. Er erscheint regelmäßig zu spät in der Schule, doch mit Hilfe von absurden Ausreden, oft in Form von eingespielten gefälschten Fernsehberichten, kommt er meistens um eine Bestrafung herum. Seine Mitschüler sind für Parker "Kunden", die er mit Konzertkarten, CDs, T-Shirts, etc. versorgt. Parkers Freund Mikey ist dagegen der typische Frauentyp, trägt lässige Hemden und Jeans, spielt E-Gitarre und träumt davon, einmal ein großer Rockstar zu werden. Er besucht mit Parker die Mittelstufe der High School und verkörpert in der Serie desöfteren einen Rebellen, der sich nicht an die vorgegebenen Regeln des Schul- und Gesellschaftssystems halten möchte. Jerry, der Dritte im Bunde, ist noch in der Unterstufe und ist das, was man heutzutage als Nerd bezeichnen würde. Er trägt eine Nickelbrille und kennt sich bestens mit Computern und technischen Geräten aus, hat dafür allerdings wenig Erfahrungen mit Mädchen. Jerry erachtet seine Freundschaft zu Parker und Mikey als Ehre und verhält sich stets unterwürfig. Er spricht sie auch nicht mit ihren Vornamen an, sondern mit "Mr. Lewis" und "Mr. Randall" oder schlicht "Sirs". Jerrys Herzstück ist sein grauer Mantel, aus dem er wie von Geisterhand alles mögliche hervorzaubern kann: Faxgerät, Shredder, Eisbecher oder eine Ausredenkartei. In heiklen Situationen stößt er ein mausartiges "Eek!" aus und versteckt sich in einem Spind. Legendär ist der Uhrenvergleich ("Synchronise swatches!"), den Parker, Mikey und Jerry in fast jeder Folge vollführen, wenn sie einen neuen Plan ausgeheckt haben.

Die größten Gegenspieler des Trios sind die unglaublich strenge und tyrannische Schuldirektorin Ms. Grace Musso (Melanie Chartoff) sowie ihr Assistent und devoter Sklave Frank Lammer (Taj Johnson), der selbst noch Schüler der High School ist. Grace Musso sieht ihre Aufgabe darin, ihre Schüler zu erziehen und zu disziplinieren. Ihre harten Strafen sind dabei eine allseits gefürchtete Maßnahme. Charakteristisch ist das Aufwerfen ihrer Bürotür, wenn sie einen Schüler zu sich bestellt. Dabei zerbricht die Scheibe der Tür in jeder Folge auf eine neue Art und Weise. Frank Lammer trägt stets schwarze Kleidung und hat seine Haare zu einem Zopf nach hinten gebunden. Er ist der unterwürfige Diener der Rektorin, der auch heimlich in sie verliebt ist. In manchen Folgen wird angedeutet, dass er evtl. ein Vampir sein könnte. Darüberhinaus unternimmt auch Parkers kleine Schwester Shelly (Maia Brewton), die neidisch auf ihren beliebten Bruder ist, allerhand, um ihm eins auszuwischen. Sie war allerdings auch mal in Mikey verliebt und im Verlauf der Serie entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen Jerry und Shelly. Als neutrale Person gilt Schwergewicht und Langzeitsitzenbleiber Larry Kubiac (Abraham Benrubi), der übermenschliche Kräfte und einen niemals stillbaren Appetit besitzt. Ein Running Gag der Serie ist, wenn er "Essen - jetzt!" sagt und daraufhin Riesensandwiches, Spanferkel oder kleine Fische im Rekordtempo verputzt. Wenn Larry den Schulflur entlangläuft, bebt die Erde, so als ob es sich um Godzilla handeln würde. In einigen Folgen hilft der etwas unterbelichtete "Big Guy" dem Trio, in anderen Folgen ist er ein Konkurrent.

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In der Serie spielt Corin Nemec die Hauptrolle. Alle Fakten zum Format liefert Quotenmeter.de.

«Parker Lewis» ist die etwas andere Pennäler-Posse - ein überzogener, im Kern jedoch von der Zielgruppe unbedingt nachvollziehbarer Blick auf die Probleme des Teenager-Alltags. Dies kam durch die Überspitzung von Typenklischees und einer bisher nie dagewesenen audiovisuellen Konzeption sehr gut an. Das besonderes Kennzeichen dieser Comedyserie ist seine jugendlich-schrille Produktionsart: Schnelle Kamerafahrten, schnelle Schnitte und ein grelles Design. Hinzu kommen Parkers lakonische Off-Kommentare, die die Geschichten begleiten. Charakteristisch für die Serie ist der surreale comicartige Witz. Übertriebene Sound- und Grafikeffekte führen dazu, dass man zeitweise denkt, man befinde sich in einem Cartoon. Die Serie hat kein richtiges Intro, dafür gibt es zu Beginn jeder Folge einen kurzen Gag, der am Schluss nach dem eigentlichen Ende der Folge nochmal aufgegriffen wird. Die Serie wird dabei überwiegend von lockerer Reggaemusik begleitet. Es gibt zahlreiche Anspielungen auf Filme und andere Serien, wie «Ferris Bueller» (der indirekte Vorläufer von «Parker Lewis»), «Star Trek» oder «Die Simpsons». Außerdem treten massenhaft Gaststars wie Milla Jovovich, David Faustino, Ozzy Osbourne und viele andere auf.

In der dritten Staffel wurde der Fokus der Serie zum Leidwesen vieler Fans deutlich verändert: So verlagerte sich die Handlung aus der Schule in das Privatleben der Hauptcharaktere, manche Figuren verschwanden und einige neue kamen hinzu. Die Veränderungen wurden eher schlecht aufgenommen, da auch viele beliebte Elemente wie die Konflikte mit Ms. Musso gestrichen wurden. Sie spielte in der Serie zwar noch mit, hatte aber nicht mehr den Charakter der gefürchteten Rektorin. Ihr Lakai Frank Lammer war überhaupt nicht mehr dabei, und die Santo Domingo High School spielte insgesamt fast keine Rolle mehr. Außerdem hatte Parker nun eine feste Freundin namens Annie, die zur Stammbesetzung hinzukam. Ebenso kam der comicartige Charme und Witz abhanden. Jerry trug plötzlich seinen Hightech-Mantel nicht mehr und auch sonst gab es keine großartigen audiovisuellen Effekte mehr. Die Serie wurde zu ernst und zu einer Light-Version von Serien wie «Beverly Hills, 90210» oder «Melrose Place». Das Einzigartige ging verloren und somit wurde die dritte Staffel auch die letzte und «Parker Lewis» erreichte letztendlich eine beachtliche Anzahl von 73 Folgen. Die Serie profitierte davon, dass die Quotenerwartungen von FOX Anfang der 90er Jahre noch nicht so hoch waren, so dass sie trotz vergleichsweise geringen Einschaltquoten für zwei weitere Staffeln fortgesetzt wurde. Auch darauf gibt es einige Anspielungen innerhalb der Serie. So ist in Folge 44 ein Plakat mit der Aufschrift "Thank you for not watching «Eerie, Indiana»" zu sehen. Diese Serie lief in direkter Konkurrenz zu «Parker Lewis» auf NBC.

Ausführender Produzent der Serie war Clyde Phillips, der momentan mit der morbiden Krimiserie «Dexter» (Foto) große Erfolge feiert. Über drei Jahre lang begleitete er die schulischen und privaten Abenteuer des aufgeweckten Titelhelden Parker Lewis, in dessen Rolle Corin Nemec zu einem versprechenden Jungstar wurde. Mitte der Neunziger wurden allerdings gute Rollen leider rar und Nemec verabschiedete sich aufs Glatteis der B-Movies, wo er seither sein Dasein in Filmen wie «Mosquito Man» oder «RoboDoc» fristet. Abraham Benrubi alias Larry Kubiac wirkte später als Jerry Markovic in über 140 Folgen der erfolgreichen US-Krankenhausserie «Emergency Room» mit. «Parker Lewis» erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit und viele Junggebliebene erinnern sich gerne an die Serie ihrer Jugend, auch wenn sie unverständlicherweise schon ewig nicht mehr im Free-TV wiederholt wurde. Mit ihrem surrealen Humor ebnete die Sendung den Weg für Folgeformate wie «Malcom mittendrin» oder «Scrubs - Die Anfänger». Die ersten beiden Staffeln sind inzwischen nach langem Warten endlich auch in Deutschland auf DVD erschienen, die dritte Staffel soll im Sommer folgen, so dass die Serie hoffentlich noch einige neue Fans hinzugewinnen kann.
13.03.2010 10:15 Uhr  •  Glenn Riedmeier Kurz-URL: qmde.de/40702