Die Kritiker: «Schatten»

Inhalt:
Der Allgemeinmediziner Dr. Thomas Kugler wird von seiner Sprechstundenhilfe Frau Menge tot in der eigenen Praxis aufgefunden. Die Hauptkommissare Schmücke und Schneider sehen sich einem recht simplen Fall gegenüber: Kugler, der aus Nächstenliebe unversicherte und mittellose Patienten behandelte, scheint Opfer eines Junkies gewesen zu sein, der Medikamente entwendet hat. Einen Verdächtigen gibt es mit Leonid Tscherkassow auch; dieser ist auf der Flucht in einen Autounfall verwickelt worden und liegt nun ohne Bewusstsein im Krankenhaus.

Als jedoch eine weitere Leiche in der Saale auftaucht und sich unterschiedliche Personen immer verdächtiger verhalten, wird den beiden Ermittlern bewusst, dass die bisher anvisierte Lösung zu einfach ist, um der Wahrheit zu entsprechen.

Darsteller:
Jaecki Schwarz («Bürgerschaft für ein Jahr») ist KHK Herbert Schmücke
Wolfgang Winkler («Das Kaninchen bin ich») ist KHK Herbert Schneider
Michael Schenk («Krupp – Eine deutsche Familie») ist Robert Menge
Floriane Daniel («Zwei Weihnachtsmänner») ist Marion Menge
Sandra Speichert («Andersrum») ist Dr. Doris Kugler
Markus Knüfken («Verhexte Hochzeit») ist Dr. Lothar Winter
Leon Palamarciuc («Ein starkes Team») ist Leonid Tscherkassow
Marie Gruber («Go Trabi Go») ist Rosamunde Weigand

Kritik:
Hans-Werner Honert, der im Jahre 1983 mit “Selbstbetrug” sein Debut im Rahmen des «Polizeiruf 110» feierte, hat in Zusammenarbeit mit Renate Ziemer ein raffiniertes, durchgehend unterhaltsames Drehbuch verfasst. Regie bei “Schatten” führte Jorgo Papavassiliou («Sturmflut»). Entstanden ist eine charakterfeste Episode mit dem großartig aufgelegten und dynamischen Ermittlerduo Schmücke und Schneider.

Zu Beginn scheint es dem Publikum, ebenso wie den Kommisaren selbst, ein unfassbar unkomplizierter Sachverhalt zu sein: Leonid, der auf illegaler Basis sein Dasein in Deutschland fristet, ist zur Tatzeit aus der Praxis des betreffenden Arztes geflohen und wird dabei auch von mehreren Autofahrern registriert. Die Sprechstundenhilfe Marion Menge weiß zwar von Dr. Kuglers wohltätiger Seite, behauptet allerdings, Leonid noch nie gesehen zu haben. Ob es sich um den Mann handelt, der sie kurz vor dem Eintreffen in den Räumlichkeiten fast umrannte, kann sie ebensowenig mit Sicherheit sagen. Kuglers Frau Doris, die ebenfalls in der Praxis tätig ist, zeigt sich indes erschüttert von den Ereignissen.

Talentierte Darsteller und mehrfache Wendungen machen diesen Krimi zu einem wahrem Genuss: Der bisher eher unbekannte Leon Palamarciuc verkörpert den hilflosen Leonid, der lediglich seiner Freundin die notwendigen Medikamente beschaffen wollte – ihm folgt der Zuschauer von Anfang an und stört sich keine Sekunde an seiner Leistung. Schwarz und Winkler sind inzwischen ein eingespieltes Team, das sich gegenseitig genügend Raum lässt, um die unbeschwerten und doch ernsthaften Porträts ihrer Figuren zu erweitern. Besonders heraus sticht Michael Schenk als Robert Menge, der unaufrichtige Ehemann Marions, welcher illegale Einwanderer in seinen Firmen beschäftigt, die ihm seine Frau durch ihren Job vermittelt. Es ist eine wahre Freude seine Wutausbrüche und Lügengespinste zu verfolgen; ohne Zweifel bildet seine Charakterisierung der Rolle das Highlight der Folge. Auch Floriane Daniel sowie Marie Gruber wissen zu überzeugen. Letztere nimmt dabei selbstverständlich die Figur der Rosamunde Weigand wieder auf.

Story-Kurven wie das Auffinden der Leiche in der Strömung der Saale sowie der geklauten Medikamente, gestalten “Schatten” äußerst spannend und interessant. Wie es die Regel ist, bildet das Privatleben der Kommisare eine winzige Nebenhandlung nebst den Ermittlungen – eine Tatsache, die den Fluss der Erzählung umso realitätsnaher und fesselnder macht. Weiteres soll an dieser Stelle nicht verraten werden, obgleich die Auflösung zwar nicht besonders überraschend, jedoch überaus gelungen inszeniert ist.

Das Erste zeigt «Polizeiruf 110: Schatten» am Sonntag, den 7. März 2010 um 20:15 Uhr.
04.03.2010 15:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/40530