360 Grad: Ring, Ring, Why Don't You Give Me a Call?

9Live, Deutschlands erster Quizsender, muss 115.000 Euro Strafe zahlen. Ein richtiger Schritt, der leider viel zu spät kommt.

Wieder einmal hat es 9Live mit seinem fragwürdigen Geschäftsgebaren geschafft, in die Schlagzeilen zu kommen, woran jeder Mediensatiriker nur seine wahre Freude haben kann. 115.000 Euro werden die Tricksereien und der Bruch von selbst aufgestellten Regeln den Abzocksender nun kosten. Ein richtiger Schritt, der aber leider viel zu spät kommt. Denn jahrelang konnte Deutschlands erster Quizsender an sämtlichen Regularien und jeglicher Logik vorbei sein Unwesen in der deutschen Fernsehlandschaft treiben.

Dabei lebte der Sender aber nicht nur von bizarren Spielchen mit eigenwilligen und oft schlichtweg falschen Lösungen (“Er hat Schokokeks gekauft.”), sondern auch von jeder Menge Populismus, verbreitet durch pöbelnde Moderatoren wir Max Schradin. Der beschimpft schon einmal Konkurrenten als pädophil (gemeint hat er natürlich “adophil”, wie er später in einer Stellungnahme erklärte, was jedoch recht unglaubwürdig ist, da dieses Wort in der deutschen Sprache nicht existiert), während Kritiker seines TV-Formates von ihm gerne als “Hochverräter” und “Waisenzigeuner” deklariert werden. Spätestens hier hätte die Sendeleitung von 9Live eingreifen und den irren Hetzer von der Bildfläche nehmen müssen. Dadurch, dass dies unterlassen wurde, hat sich der Kanal jedoch selbst disqualifiziert. Und so ermuntert der ehemalige Warm-Upper weiterhin munter Rentnerinnen zum Mitmachen bei seinen wirren Spielchen, deren Auflösungen - wenn sie überhaupt einmal erklärt werden - sich meist fernab jeglicher Logik befinden.

Scheinbar raffinierter geht seine Kollegin Alida Kurras, die Dame, die uns mit «Das Geständnis» den ProSieben-Gammelnachmittag versüßt hat, an die Sache heran. Zumindest bis sie ihre Redakteure angewiesen hat, den Hot-Button noch nicht zuschlagen zu lassen und dabei leider nicht bemerkt hat, dass ihr Mikrophon noch an war und jeder Fernsehzuschauer alles mitgehört hat. Das war dann auch das Ende des Mysteriums um den Zufallsgenerator.

Dennoch lassen sich anscheinend immer noch genügend dumme Schäfchen finden, die die Tochterfirma der ProSiebenSat.1 Media AG durch ihre meist vergeblichen Anrufe zu einem rentablen Unternehmen machen. Und so lange dies der Fall ist, sind sämtliche Geldstrafen sowie Sanktionen, die sich auf ein Auf-die-Finger-Klopfen beschränken, nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Daher: Hörer wieder auf die Gabel und weiterzappen!

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26.02.2010 00:00 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/40423