Die Kritiker: «Auf Doktor komm raus»

Inhalt:
Das Leben des jungen Arztes Jan Büchner scheint sich auf der Zielgerade einzufinden: Der Vater seiner hübschen, erfolgreichen Verlobten fasst das Vorhaben, ihn für die Position des Chefarztes in einem Berliner Klinikum zu ernennen. Dieser Handlung steht prinzipiell nichts entgegen; während die Freundin Kristin kurzfristig für ihren Vorgesetzten einspringen muss, macht sich Jan bereits auf den Weg nach Rügen, um dort endlich das neue Amt offiziell zu erhalten. Da er sich entschließt, einen Stau zu umfahren, landet er schließlich in Marienhagen, dessen Bewohner sich in einer Notlage befinden. Ein Investor bekundet Interesse an biologischem Anbau, fordert allerdings einen Mediziner. Doch seit der Arzt Marienhagens in einen tödlichen Autounfall mit dem Doktor des benachbarten Altendorf verwickelt wurde, suchen die konkurrierenden Bürgermeister vergeblich nach Ersatz.

Jan ist für sie demnach ein gefundenes Fressen. In dem Bestreben ihn von der Einkehr in die ländlichen Gefilde zu überzeugen, wird sein Vehikel und das Mobilfunknetz sabotiert. Doch allerhand Probleme machen den Verantwortlichen Striche durch die mutige Rechnung.

Darsteller:
Andreas Pietschmann («Die Patin») ist Dr. Jan Büchner
Henry Hübchen («Alles auf Zucker!») ist Hainz Strakow
Marie Gruber («Go Trabi Go») ist Hanna Galitzki
Mira Bartuschek («Es liegt mir auf der Zunge») ist Lizzy Galitzki
Suzan Anbeh («Die Tür») ist Kristin Petzold
Frank Auerbach («Nachbarinnen») ist Erich Kosmalla

Kritik:
Zwei Dörfer kämpfen um einen Arzt. Ohne Zweifel bildet dieses Konzept kein Pulverfass für unaufhaltsame Spannung und weitreichende Dramatik – doch obwohl der Handlungsbogen zu jeder Sekunde überschaubar und vor allem vorhersehbar bleibt, ist es den Drehbuchautoren Xao Seffcheque und Jürgen Starbatty sowie Regisseur Matthias Keilich gelungen, eine facettenreiche und liebenswerte Komödie zu produzieren, deren Funke zwar nicht gänzlich überspringt, jedoch einen wahrhaft unterhaltsamen Abend für unterschiedliche Altersgruppen bietet.

Oftmals ist zu beobachten, dass komödiantische Schauspiele es nicht bewerkstelligen können, amüsante Ideen mit dem Story-Gerüst selbst in Einklang zu bringen. So hat man durchaus seine Freude an einer Erzählung, sieht sich aber gezwungen dieser nicht mehr als einen schönen Rahmen zuzusprechen. «Auf Doktor komm raus» hingegen gewinnt auf Grund wenig bedeutsamer Intermezzos zu Beginn des Filmes im Anschluss kräftig an Fahrt. Nachdem Jan beispielsweise einen Kollegen verabschiedet hat, verlässt er die Metropole Berlin mit einem erotischen Fetisch-Magazin und einem Rugby-Ball; erhaltene Gegenstände, deren reine Existenz nach dem Eintreffen in Marienhagen in einem großen Missverständnis und einem einfallsreichem Match zwischen den angrenzenden Dörfern mündet.

Für die dichte Atmosphäre sorgen die großartigen Darsteller, allen voran Henry Hübchen als eigensinniger, widerspenstiger Bürgermeister der Gemeinde, der einerseits unnahbar erscheint und andererseits lediglich sich und die anderen Bürger vor massivem Übel schützen möchte. Auch Andreas Pietschmann, der vor wenigen Jahren seinen Kollegen der «GSG 9» die Schau stahl, überzeugt als Jan bzw. Spielfigur in den dilletantischen Machenschaften der einfältigen Bewohner. Unter diesen sind unter anderem der Apotheker Walter, der eigentlich längst verschwunden sein wollte, der „schwache und korrupte“ Mechaniker Kosmalla und die stämmige Wirtin Britta, die dem Arzt mit Fesselspielchen an Marienhagen binden soll. Durch und durch sympathische Figuren, ohne die dieser Film definitiv hinter den Erwartugen zurück bleiben würde. Eben diese sollte man aber nicht zu hoch ansetzen: «Auf Doktor komm raus» wartet mit tollen Schnittfolgen und Charakteren auf, hat aber durchaus seine Längen und verfängt sich leider zuletzt in allzubekannten Mustern.

Denn selbstverständlich konnte auch diese Komödie nicht ohne eine Romanze bestehen. Während seine Verlobte in China der Karriere nachgeht, die ihr wichtiger ist, als ihre Beziehung, verliebt sich Jan in die Kräuterfee Lizzy, welche die Tochter der Bürgermeistern von Altendorf ist. Niemand stört sich an dieser so betitelten Nebensache des Lebens, doch merkwürdiger Weise erwartet man zu Ende fast eine unerwartete Wendung. Diese bleibt jedoch aus und so führte man den Film einer geruhsamen Finalszene entgegen. Es mag ambitioniertere und interessantere Geschichten geben, doch die liebvolle Inszenierung und das konstane Augenzwinkern mit dem alles vonstatten geht, sprechen in vollen Maße für «Auf Doktor komm raus».

Das ZDF zeigt «Auf Doktor komm raus» am Mittwoch, den 17. Februar 2010 um 20:15 Uhr.
16.02.2010 13:00 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/40216