Die Kritiker: «Der Bergdoktor: Durch eisige Höhen»

Zum Auftakt der dritten Staffel erwartet den Zuschauer ein 90-Minüter. Inbegriffen sind Bergsprengungen, erste Liebe und medizinische Notfälle. Dr. Gruber ist zurück.

Story:
Bergdoktor Martin Gruber unterstützt seinen Bruder Hans in dem Vorhaben, ein Schneebrett mit Zündstoff zu sicherem Terrain zu gestalten, doch die realisierte Sprengung schlägt fehlt, weshalb die potentielle Gefahr einer Lawine noch größer und weitaus gefährlicher wird. Bei der Rückkehr ins Tal können die Brüder und ihr Kamerad der Bergwacht gerade noch feststellen, wie ein Junge ihr Automobil entwendet. In einer gewagten oder wahlweise selbstmörderischen Verfolgungstour setzt Martin dem Dieb nach, der letztlich in einen Unfall verwickelt wird, und geleitet ihn deshalb in seine Praxis.

Es stellt sich heraus, dass Lars, so der Name des Kriminellen, ohne Eltern aufgewachsen ist und in einem Erziehungsheim lebt. Der gutmütige Arzt ist gewillt dem heranwachsenden Rebell eine zweite Chance gewähren und übernimmt für wenige Tage das Sorgerecht, damit Lars den am Vehikel verursachten Schaden auf dem Hof der Familie abarbeiten kann – Eine Aktion, die bei Bruder und Mutter auf wenig Gegenliebe stößt. Nach kurzer Zeit fehlt von dem unerwünschten Gast allerdings jede Spur: Lars hat Elisabeths Kasse gestohlen und sich auf die Suche nach seiner Mutter gemacht. Es bleibt jedoch bei einer relativ kurzen Reise, denn der Knabe bricht zusammen und wacht erst im Krankenhaus wieder auf. Martin ist sichtlich verärgert, bis er die Diagnose erhält: Lars braucht innerhalb von zwei Wochen ein neues Herz oder er stirbt.

Darsteller:
Hans Sigl («SOKO Kitzbühel») ist Dr. Martin Gruber
Heiko Ruprecht («Abseits») ist Hans Gruber
Monika Baumgartner («Nicht ohne meinen Anwalt») ist Elisabeth Gruber
Mark Keller («Barfuss») ist Alexander Kahnweiler
Ronja Forscher («Für immer Afrika») ist Lilli Gruber
Patrick Mölleken («Alles was zählt») ist Lars Wiesdorf
Katja Weitzenböck («Mutterseelenallein») ist Dr. Fischer

Kritik:
Bei diversen Kritikern und insbesondere Anhängern der ursprünglichen Serie mit Gerhart Lippert als Dr. Thomas Burgner hatte die Neuauflage des «Bergdoktor» nie einen leichten Stand. In einer Rezension des deutschen Ärzteblattes wurde die Erzählung gar als unrealistisch und klischeehaft bezeichnet – Der Protagonist, verkörpert von Hans Sigl sei nicht die Art von Doktor, die erwünscht ist und enspricht den Mustern eines Arztes aus Heimatfilmen der Vergangenheit. Nun, von stereotypischen Vorgängen bleibt auch «Durch eisige Höhen» nicht bewahrt und das Ende tritt jeglichem Realismus innerhalb der Serienlandschaft und Medizin entgegen, aber dennoch weiß der Beginn der dritten Staffel zu unterhalten und Spannung aufzubauen.

Ohne Zweifel sind es die Schauspieler, die der Szenerie und Geschichte die notwendige Authentizität und Dramatik verleihen. Hans Sigl geht in der Rolle des wagemütigen Helden vollends auf und leistet Großartiges. Ein Gewinn für die Handlung der Episode war Patrick Mölleken als Lars Wiesdorf, der bereits in unterschiedlichen deutschen Produktionen wie «Pfarrer Braun» und «Das Traumschiff» eine Rolle inne hatte – Zeitweise mag es etwas an seiner Darstellung auszusetzen geben, doch insgesamt betrachtet hing an seinem Charakter der Aufstieg oder Fall des 90-Minüters, immerhin ist sein Schicksal das Hauptmotiv und soll den Zuschauer interessieren und bewegen.

Ein weiterer positiver Punkt ist die Gradwanderung mit genannten Klischees. Obgleich zahllose derartige auftauchen, werden sie lediglich wenige Male überstrapaziert und wissen zu überzeugen. Vor allem die Interaktion zwischen Lars und der Tocher Dr. Grubers Lilli wäre in einer differenzierten Serie oder Umgebung hochgradig zum Kitsch missbraucht worden – «Durch eisige Höhen» vollführt den Sprung zwischen Humor, Tragik, Spannung und Vorhersehbarkeit und gliedert diese Elemente meist mehr als gelungen in die durchaus unterhaltende Thematik ein. Dass es sich um ein unverkennbar klassisches Produkt handelt darf das Publikum allerdings nie vergessen: Die Charaktere werden den Betrachter nie enttäuschen, sie sind ein Symbol für eine Eigenschaft und füllen diese meist vollkommen aus.

Abgesehen von spärlichen erschöpfenden Szenen und dem verschmerzbarem Logikfehler, dass Lars auf der Liste für Herztransplantate ohne Umschweife ganz oben landet, enttäuscht das Ende umso mehr. Es entspricht womöglich dem Muster, doch im Gegensatz zum Rest der Episode scheint es aus dem Rahmen zu fallen und große Mengen der geschaffenen Atmosphäre zu zerstören. Es ist vergleichbar mit der ersten Folge der Sat.1 Serie «Klinik am Alex» und weist den exakt selben Faktor an Störung auf. Dennoch überzeugt «Der Bergdoktor: Durch eisige Höhen» und bietet durchgehend Unterhaltung.

Das ZDF zeigt «Der Bergdoktor: Durch eisige Höhen» am Mittwoch, den 6. Januar 2010 um 20:15 Uhr.
04.01.2010 11:15 Uhr  •  Marco Croner Kurz-URL: qmde.de/39379