Forenecho: Wie soll es mit Sat.1 weiter gehen?

Über die Zukunft von Sat.1 machten sich die Quotenmeter.de-Forumteilnehmer Gedanken. Bald stehen wieder Veränderungen an.

Der neue Chef bei Sat.1 Guido Bolten wollte seinem Bällchensender ein neues Gesicht geben. Oliver Pocher und Johannes B. Kerner sollte es zum Beispiel richten. Beide erhielten eigene Sendungen. Bolten baute auch den Vorabend auf Sat.1 um: Statt der Crime-Serie «Lenßen & Partner» kam mit «Eine wie keine» eine Soap ins Programm und wurde der bereits erfolgreichen Telenovela «Anna und die Liebe«» zur Seite gestellt. Doch das Vorhaben von Guido Bolten ging bislang nicht auf: Die «Oliver Pocher Show» und auch das Magazin «Kerner live» übertrumpfen sich allein mit schwachen Quoten. Auch die neue Daily-Soap brachte nicht auf Anhieb den gewünschten Erfolg. Politsendungen, der Jahresrückblick, eigenproduzierte Magazin und nicht zuletzt der berüchtigte «Fun Freitag» erwiesen sich als Flops. Noch im alten Jahr wurde bekannt, dass Sat.1 am Vorabend ein wenig an der Uhr dreht und mit leicht veränderten Anfangszeiten seiner Soaps an den Start geht. «Genial Daneben» wurde unterdessen verlängert. Doch ob das hilft? Gibt es für Sat.1 einen Weg aus der Quoten-Krise? Diese Fragen beschäftigen die Quotenmeter.de-Forumsteilnehmer, die dies in den vergangenen Tagen ausführlich diskutierten.

„Man sollte mehr US-Serien ins Programm nehmen und den Primetime-Trash wie «Wendler-Clan» rauswerfen“, forderte 0815boy. „Ziel muss es sein, Sat.1 über kurz oder lang wieder zu alter Stärke zurückzuführen“, dies sei nicht einfach, betonte der Forumsuser. Die Umprogrammierung am Vorabend sei aus seiner Sicht aber ein guter Anfang. „Der Zug für Sat.1 ist abgefahren. Der Sender wird nie mehr aus diesem Tal herauskommen. Das ist auch der Grund warum man ausgelaugte Formate wie «Genial Daneben» verlängert oder warum man am Fun Freitag festhält“, meint indes vicaddict. Doch das länge nicht an den Formaten selbst, sondern vielmehr am Image des Senders: „Selbst markante Gesichter wie Pocher oder Kerner versagen in ihren Formaten. Das nicht etwa, weil die Formate schlecht sind, sondern weil der Zuschauer dem Sender nicht mehr zubilligt gutes TV zu machen“, gibt vicaddict zu verstehen. „Sat.1 wird eher früher als später endgültig von ProSieben als Nummer Eins in der Senderfamilie“, sagt er weiter. Selbst kabel eins habe ein klar definiertes Programm, was Sat.1 fehle. „Quotenmäßig ist ProSieben doch schon seit Ewigkeiten die Nummer Eins in der Sendergruppe, zumindest in der Zielgruppe“, wirft Philipp ein. „ProSieben und Sat.1 sind ‚auf einer Stufe’, wenn man das so sagen kann. Das liegt einfach daran, dass beide Sender nicht miteinander konkurrieren und jeweils ein vollkommen anderes Publikum ansprechen. Sat.1 ist für die breite Masse (14- bis 59-Jährige) zuständig und ProSieben konzentriert sich hauptsächlich auf die 14- bis 29-jährigen Zuschauer. Einen Konkurrenzkampf gibt es nur, wenn es um die Aufteilung von amerikanischen Spielfilmen und Serien geht“, stellt scoob klar.

„Bei Sat.1 klammert man sich doch nur an den Fußball, der überall laufen könnte, an frühere Erfolgsformate wie «Genial Daneben» und den einen oder anderen Film. Allein dass Kerner und Pocher so dermaßen wenig Beachtung finden, zeigt deutlich, dass Sat.1 beim Gesamtpublikum gar keine Rolle mehr spielt. Pocher spricht die Jungen nicht an, Kerner die Älteren nicht“, begründet vicaddict seine Meinung weiter. „Von daher bleibe ich dabei, wenn ich sage, dass Sat.1 tot ist“, zieht der Quotenmeter.de-Forumuser ein hartes Fazit. „Vor fünf Jahren hatte Sat.1 noch mit «Verliebt in Berlin», «Schillerstraße» und «Genial daneben» geschafft neue Formate zu etablieren. All diese Formate waren Pioniere“, gibt Familie Tschiep zu Bedenken. „Ich halte eine Umbenennung für sinnvoll. Denn im Moment ist es doch wirklich so, dass alles was man anfasst, floppt“, sagt TV-Fan. „Im Prinzip muss man eben wie gehabt weitermachen. Alternativen gibt es meines Erachtens nicht, da der Sender schon vor vielen Jahren durch die drastischen Sparmaßnahmen der Eigentümer den Anschluss verloren hat, diesen wiederherzustellen ist, wenn überhaupt, nur auf lange Sicht möglich“, findet Berlin-Abschnitt 40.

„Sat.1 hat sich über die Jahre erfolgreich zu einem ‚Trash-Unterschichten-Sender’ gespart. Davon konnte man soweit auch brauchbar leben, der Sender macht Gewinn. Aber das Image ist halt nicht so schön. Jetzt kommt Bolten und will weg von dem Image, weg vom Trash. Er nimmt den Unterschichten ihre Sendungen weg“, erklärt Nostradamus, dass das nicht so einfach ginge, da die Zuschauer dann zu anderen Sendern abwandern, wo es ihre Sendungen zu sehen gibt. „Daher sehe ich nur eine Lösung: Sat.1 muss sich auf seine alten Stärken konzentrieren und die Unterschichten-Zuschauer bedienen, wo es nur geht. Vielleicht sogar krasser, billiger und trashiger als vorher“, macht Nostradamus weiter klar. „Aber ich fände eine Rückbesinnung schlecht, denn ich finde man sollte sich als Sender auch mal über die Qualität Gedanken machen, auch wenn Quoten Geld bringen“, wirft Fabel ein. „Sat.1 hat eine Nischen-Gruppe gehabt. Quotentechnisch war der Vorabend vor seinem Umbau erfolgreich“, kontert Nostradamus. „Alle anderen Privatsender machen ein ebenso trashiges Programm am Nachmittag und haben auch kein schlechteres Image als Sat.1“, kommentiert Berlin-Abschnitt 40. „Das Problem bei Sat.1 ist jedoch, dass durch die Erfolglosigkeit nahezu aller Formate in der Primetime sich der Fokus auf diese im Nachmittagsprogramm sehr erfolgreichen Formate verschoben hat“, erläutert der Forumsteilnehmer.



„Ich glaube, Sat.1 fehlt das richtige Personal an der Moderatoren-Front“, stellt Neuling alteingesessene Gesichter wie Kai Pflaume und Hugo Egon Balder in Frage. „Natürlich muss ein Moderator mit seinem Image und seiner Persönlichkeit zu einem Format passen, aber er kann kein schlechtes Format auch retten“, sagt Familie Tschiep. Mit Hugo Egon Balder, Johannes B. Kerner, Kai Pflaume und Oliver Pocher habe Sat.1 aber genügend Fernsehgesichter, die dem Sender ein Image verleihen könnten, meint scoob. Er sieht Sat.1 zudem als Familiensender und bekräftigt durch die Vielfalt im Programm mache sich eine Ausrichtung des Bällchensenders in diese Richtung erkennbar.
03.01.2010 18:08 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/39368