Der Fernsehfriedhof: 7 Greise, 7 Scherze

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 68: Alte Männer und flache Witze.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines wahren Comedyklassikers der vergangenen Jahre.

«7 Tage, 7 Köpfe» wurde am 23. Februar 1996 beim Sender RTL geboren und war für fast zehn Jahre ein fester Bestandteil seines Programms. Moderator Jochen Busse blickte mit seinen sechs Gästen in jeder Ausgabe satirisch auf das Gesehen der vergangenen Woche zurück. Unter ihnen waren als Stammbesetzung Gaby Köster, Mike Krüger und Rudi Carrell, der die Show erfand und produzierte. Ab 1997 kamen als Dauergäste auch Kalle Pohl und Bernd Stelter hinzu. Im Anfangsjahr der Show tauchte neben Bärbel Schäfer, Milena Preradovic und Hellmuth Karasek auch Karl Dall regelmäßig auf. Als sich dieser jedoch mit Rudi Carrell gestritten hatte, verließ er die Show angeblich mit den Worten: „Lieber einen guten Freund verlieren als einen guten Witz.“ Komplettiert wurde die Runde mit wechselnden Prominenten. Ingesamt nahmen über 70 weitere Gäste am halbrunden Tisch Platz. Die Liste reichte von Michael Mittermeier, Ingo Appelt, Mario Barth, Willy Astor, Ingo Oschmann, Atze Schröder, Piet Klocke, Jürgen von der Lippe bis hinzu Campino von den Toten Hosen, Gregor Gysi und Jürgen Möllemann.

Die meisten Scherze waren jedoch keine kabarettistischen Pointen, sondern flache Witze, die in Form von abgelesenen Dialogen zwischen den Köpfen präsentiert wurden. Zahlreiche Gags bezogen sich zudem vor allem in den späteren Jahren überhaupt nicht mehr auf das Wochengeschehen, sondern wurden lediglich auf Kosten der anwesenden Comedians gemacht. Die Themen dieser müden Kalauer waren Mike Krügers große Nase, Kalle Pohls geringe Körpergröße oder Rudi Carrells holländische Herkunft. Im Finale einer jeden Ausgabe rächte sich Rudi dafür mit einer kleinen Überraschung an Mike, die meist damit endete, dass Krüger mit Wasser beschüttet wurde.

Nach sieben Jahren verließ Rudi Carrell Ende 2002 aus gesundheitlichen Gründen die Sendung. Er blieb ihr jedoch als Produzent und durch zahlreiche Gastauftritte erhalten. Es wurde seine letzte regelmäßige Show.

RTL zeigte die 60-minütigen Ausgaben immer freitags um 22.15 Uhr. Zusätzlich gab es in jedem Jahr eine zweistündige Silvesterausgabe, die auf die Highlights der vergangenen Monate zurückblickte. Mit bis zu sieben Millionen Zuschauern wurde die Show zu einer der erfolgreichsten Sendungen ihrer Zeit. Aufgrund des hohen Alters der meisten Protagonisten und des angestaubten Humors liefen dem Format im Laufe seiner Geschichte immer mehr junge Zuschauer davon. Gegen Ende waren teilweise nur einstellige Werte drin. Selbst das Engagement von Oliver Welke, der zu einer Verjüngung beitragen sollte, konnte diesen Trend nicht stoppen, sodass sich RTL schließlich entschied, die Sendung einzustellen. Zum Finale besuchten Hans Meiser und Harald Schmidt, der sich oft über das Format belustigte, die siebenköpfige Runde

«7 Tage, 7 Köpfe» wurde am 30. Dezember 2005 beerdigt und erreichte ein Alter von 300 Folgen. Die Sendung hinterließ neben Rudi Carrell fünf weitere Dauerköpfe, die allesamt noch während der Show andere Sendungen bei RTL bekamen. Jochen Busse erhielt mit «Das Amt» als erstes Mitglied seine eigene Comedyserie. Ihm folgten Gaby Köster («Ritas Welt»), Bernd Stelter («Bernds Hexe») und Kalle Pohl («Kalle kocht»). Mike Krüger durfte die im Umfeld von «Deutschland sucht den Superstar» sehr erfolgreiche Clipshow «Krüger sieht alles» moderieren.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einer dreisten «TV Total»-Kopie.
31.12.2009 10:05 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/39317