Öffentlicher Druck: ProSieben verschiebt «50 pro Semester»

Neben Kirchenvertretern hatten sich auch Politiker kritisch zu einer neuen geschriebenen Reality-Show bei ProSieben geäußert.

Am Donnerstag wurde der mediale Druck offenbar zu groß: Nachdem schon Anfang der Woche von mancher Seite die Nase gerümpft wurde, als bekannt wurde, welches Format ProSieben Mitte Januar nachmittags um 16.00 Uhr testen möchte, mehrten sich nun die kritischen Stimmen. Diese kamen nicht nur von CSU-Poltikern, sondern auch von Vertretern der Kirche. "Ich protestiere gegen die Erniedrigung und den Missbrauch menschlicher Gefühle in dieser TV-Show. Hier verkommen Liebe und Sex zu pubertären machohaften Spielchen“, sagte beispielsweise Hamburgs Weihbischof Hans-Jochen Jaschke den „Lübecker Nachrichten.“

ProSieben verteidigte das Format, dessen Produktion in dieser Woche begann. Jugendschutzauflagen würden nicht verletzt, hieß es aus Unterföhring – und dennoch wird man nun den Schwanz einziehen. Am Donnerstag entschied die Chefetage des Unternehmens «50 pro Semester» nicht wie geplant ab dem 18. Januar 2010 auszustrahlen.

ProSieben-Sprecher Körfer äußerte sich dazu wie folgt: „Auch wenn der Titel «50 pro Semester» und die Grundzüge der Geschichte einen anderen Eindruck vermitteln könnten, wir reden hier von einer Soap mit jungen Menschen, welche Spaß am Leben, an der Liebe und selbstverständlich auch am Sex haben. Selbstredend dürfen diese positiven menschlichen Bedürfnisse auch am Nachmittag thematisiert werden. Darüber hinaus betreut und berät die Abteilung "Jugendschutz und Programmberatung" dieses Projekt umfänglich. Hierbei finden alle jugendschutzrelevanten Aspekte Beachtung und somit ist auch gewährleistet, dass sowohl medienrechtliche Vorschriften als auch Ethik und Moral sich hier wiederspiegeln.“

«50 pro Semester» soll nun wegen der öffentlichen Diskussion erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt werden, erklärte Körfer gegenüber Quotenmeter.de. Und darum geht es in der nun verschobenen Sendung, die im Übrigen von Tresor TV («Popstars», «Germany’s Next Topmodel») hergestellt wird: „Wir erzählen - wie gesagt - eine Soap, die vor dem Hintergrund einer TV-Wette passiert. Was folgt: 2 von 5 Jungs verlieben sich richtig, einer macht überhaupt nur mit, um seine krampfhafte Schüchternheit gegenüber Frauen zu überwinden, einer hat nachts noch Alpträume, weil er über die Trennung von seiner Freundin nicht hinwegkommt. Sein bester Kumpel will ihn ablenken - ist aber blöderweise in die Ex selber sehr verliebt...“, so Christoph Körfer.
10.12.2009 18:16 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/38977