Quotenmeter.de vor Ort: Im Studio der Talkshow «Britt»

Seit über neun Jahren präsentiert Britt Hagedorn ihre tägliche Talkshow um Fremdgeher, Vaterschaften und Lügendetektoren. Christian Richter war bei einer Aufzeichnung der Show dabei und erlebte den dortigen Zickenkrieg hautnah.

Es ist 16.00 Uhr in Hamburg-Tonndorf. Während im Gebäude M des Studio Hamburg die letzten Vorbereitungen für eine neuen Ausgabe der Sat.1-Talkshow «Britt» getroffen werden, wartet das Publikum im Besucher-Pavillon auf den Einlass. Bei den Zuschauern handelt es sich fast ausschließlich um junge Mädchen, von denen nur die wenigstens schon wahlberechtigt zu sein scheinen. Sie alle sind, wie es die Produktion in den Einladungen erbeten hatte, in farbenfrohe Kleidung gehüllt. Dabei sehen sie das Talkshow-Studio offensichtlich als ihre eigene Bühne an, denn sämtliche dieser Mädchen sind derart überschminkt und durchgestylt als würden sie selbst die Sendung moderieren wollen. Letztendlich geht es jedoch nur um ein paar Sekunden, die sie vielleicht von den Kameras gezeigt werden. Ins Fernsehen kommt aber nur, wer direkt im Umfeld von Britt platziert wird und damit vom Team als telegen eingestuft wird. Also beginnt bereits im Voraus ein allgemeines Mustern der feindlichen Konkurrentinnen, das allzu gern in den kleinen Zweier- oder Dreiergruppen mit abfälligen Blicken und Kommentaren komplettiert wird. Man hat als Betrachter dieser Eifersuchtsszenen fast das Gefühl auf einem Schulhof zu stehen oder sich schon in der Aufzeichnung zu befinden. Fünf Euro hat jedes der Mädchen für das Duell gezahlt.



Als sie kurz vor 17.00 Uhr in das Studio gelassen werden, müssen die leicht bekleideten Mädchen über den kalten Parkplatz ins Nebengebäude. Dort werden sie von drei Crewmitgliedern platziert. Hier fällt die Entscheidung über Sieg und Niederlage beim stillen Zickenkrieg. Die wenigen älteren Zuschauer werden dabei dezent an den Rand hinter dem großen Monitor gesetzt. Nach nur wenigen Minuten wird es still in der kleinen Kulisse. Aus den Lautsprechern dröhnt die helle Stimme von Warm-Upper Christian Oberfuchshuber, der auch nach über 6.000 Einsätzen in sämtlichen Shows der Nation (Quotenmeter.de berichtete) immer noch mit dem gleichen Gag sein Programm eröffnet. Er kündigt die Moderatorin an, erscheint dann jedoch selbst und beschwert sich über den kümmerlichen Applaus, der während der Aufzeichnung viel kraftvoller werden muss. Dabei zeichnen die Kameras bereits einige Schnittbilder für die Show auf. Hinter den Kulissen werden derweil die Gäste vorbereitet. Sie erhalten ihre Mikrofone und letzte Anweisungen. Der erste wird noch während des Warm-Upps bereits auf die Bühne gesetzt. Der zweite wird hinter einer Schwingtür in Stellung gebracht. Wenn gleich die Sendung beginnt soll alles ohne Unterbrechung durchgespielt werden. Nicht einmal für die Werbepausen wird die Aufzeichnung unterbrochen. Kurz bevor die Sendung dann letztendlich startet, weist Oberfuchshuber nochmals darauf hin, dass alle Gäste freundlich vom Publikum empfangen werden sollen, um so deren Nervosität abzubauen.

Dann erscheint erstmals die Moderatorin Britt Hagedorn im Studio. Auch sie richtet noch ein paar Worte an das Publikum und wirkt dabei sehr freundlich und natürlich. Sie scheint keinen Schalter umzulegen, sobald die Kamera läuft. Wer im Vergleich dazu einmal Oliver Geissen vor den Aufzeichnungen seiner Talkshow erlebt hat, merkt hier deutlich den Unterschied.

Was während der Aufzeichnung passierte, lesen Sie auf der nächsten Seite.



Während sich die Moderatorin in Stellung bringt und noch letzte Korrekturen an ihrem Outfit, das ihr offensichtlich selbst nicht gefällt, vornehmen lässt, schwört Oberfuchshuber die Zuschauer nochmals darauf ein, dass sie sich an der Sendung beteiligen sollen. Jeder könne eine Frage stellen oder seine Meinung sagen. Auch Britt selbst weist darauf noch einmal deutlich hin, doch die Blicke im Publikum verraten, dass die wenigstens dieses Forum später nutzen wollen. Schön aussehen im Fernsehen ja, aber bitte nicht ansprechen. Um die Mädchen doch noch zu motivieren, werden dem ersten Freiwilligen sogar Freikarten für eine weitere Show angeboten. Helfen wird dies nicht, soviel sei schon mal vorab verraten.

Dann beginnt endlich die Aufzeichnung. Das Thema lautet: „Frontalangriff: Von Dir lasse ich mir nichts mehr sagen!“. Hier musste die Redaktion übrigens kurzfristig umdisponieren. Ursprünglich war der Titel: „Frontalangriff: Ich bin scharf auf deinen Freund!“ geplant. Auf der Bühne erscheinen insgesamt drei Konstellationen, deren Geschichten mehr oder weniger zum Thema passen. Es geht wie immer ums Fremdgehen, Betrügen und Lügen. Dabei zeigt sich die Routine der Moderatorin, die in fast 2.000 Ausgaben alles schon einmal erlebt hat und damit kaum aus der Ruhe zu bringen ist.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist die Show bereits im Kasten, da die Sendung mit einem Clip aus einer älteren Aufzeichnung aufgefüllt wird. Kaum sind die Kameras ausgeschaltet, verschwindet Britt wortlos aus dem Studio. Ihr bleiben nur wenige Minuten fürs Umziehen, denn dann wird die nächste Sendung direkt im Anschluss aufgenommen. Auch das Publikum wird dafür nicht gewechselt. Man spart sich sogar die Mühe, wie sonst bei Doppelaufzeichnungen üblich, die Zuschauer umzuplatzieren. Alles muss eben schnell gehen. Nach nur rund fünf Minuten Pause stehen bereits die neuen Gäste auf der Bühne und Britt mit einem neuen Oberteil auf ihrem festen Platz. Diesmal heißt das Thema: „Durchgangsverkehr: Mit wem warst du noch im Bett?“. Ein großer Unterschied zur vorhergehenden Sendung ist jedoch kaum zu erkennen. Im Laufe der zwei Sendungen tauchen die bekannten Elemente der Show auf: Das Rolltor, der Vaterschaftstests und auch der Lügendetektor. Hierbei passiert der Technik jedoch ein kleines Missgeschick im sonst reibungslosen Ablauf. Bei der Auflösung der Fragen, drückt der Verantwortliche versehentlich den falschen Knopf und macht so aus einer wahren Antwort eine Lüge. Doch der Fehler ist schnell entdeckt. Dieser Teil wird später einfach heraus geschnitten. Britt entschuldigt sich mehrfach bei ihren Gästen und Zuschauern und gibt dabei am Rande zu, dass dies schon mehrfach passiert sei.



Eine echte Panne ergibt sich jedoch bei den Gästen Christian und Sandra. Diese wollen ihre jahrelange Freundschaft wieder aufleben lassen. Im Laufe des Gesprächs stellt sich dabei heraus, dass der endgültige Bruch der Freundschaft vor rund einem Jahr nach einem ersten Besuch in der Talkshow erfolgt ist. Dass die beiden schon einmal zu Gast waren, überraschte die Gastgeberin und offensichtlich auch das Team, sonst hätte man hier Ausschnitte aus der alten Show eingebaut. Offensichtlich hat hier der zuständige Redakteur geschlafen. Doch die Show muss weitergehen. Zeit für eine Unterbrechung und neue Anmoderation bleibt nicht. Also versucht Britt so charmant wie möglich über die schlechte Vorbereitung hinwegzutäuschen.

Nach dem Ende der zweiten Aufzeichnung verkündet die Moderatorin noch schnell die Ausstrahlungstermine der beiden Shows und verschwindet dann eilig aus dem Studio, denn in ein paar Minuten beginnt die dritte Aufzeichnung des Tages. Diese wird jedoch mit einem neuen Publikum produziert, das bereits im Pavillon wartet.

Es ist mittlerweile nach 19.00 Uhr als die Mädchen das Studio verlassen können. Ein leichter Nieselregen legt sich über das dunkle Hamburg. Für viele der Zuschauerinnen war es nicht der erste Besuch bei der Talkshow. Die meisten wollen wiederkommen. Den Anreiz mit der Freikarte brauchen sie dafür offensichtlich nicht, denn in beiden Aufzeichnungen hatte sich nicht ein Zuschauer zu Wort gemeldet.
13.10.2009 10:22 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/37800