Die Experten: 21. September 2009
Heute mit Quoten vom Basketball und der finalen «Friends»-Folge sowie den Vorschriften der Werbung bei ARD/ZDF.
Stefan: Wieso kommt auf den öffentlich Rechtlichen Sendern an Sonn- und Feiertagen keine Werbung? Ist das irgendwo festgeschrieben?
Christian Richter: Das gesamte Thema der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist in mehreren Verträgen und Bestimmungen geregelt. (u.a. Rundfunkgebührenstaatsvertrag und der Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag) Für die einzelnen Vorschriften gibt es obendrein Richtlinien, die deren Ausführungen klären. Die zentrale Vorschrift ist dabei der Rundfunkstaatsvertrag, der unter anderem auch die Grundlage für die Ausstrahlung von Werbung bei ARD und ZDF bildet.
Der Paragraph 15 des Vertrages regelt zunächst allgemein, dass Werbung grundsätzlich in Gottesdiensten und Sendungen für Kinder nicht erlaubt ist. Zudem dürfen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nur Sendungen mit einer Dauer von mehr als 45 Minuten unterbrochen werden. Bei Übertragungen von Sportereignissen darf dies nur in den Pausen erfolgen.
Im §16 wird zunächst die Ausstrahlung von Werbung lediglich auf ARD und ZDF beschränkt. Werbung in den Dritten Programmen findet demnach nicht statt. Die Gesamtdauer der Werbung im Ersten und im ZDF darf im Jahresdurchschnitt nur höchstens 20 Minuten im werktäglichen Durchschnitt betragen, dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Dauer von Spotwerbung in einer Stunde nicht den Anteil von 20 Prozent übersteigen darf. Zusätzlich ist es laut diesem Paragraph verboten, Werbung nach 20.00 Uhr sowie – und hier wird es interessant! – an Sonntagen sowie an im ganzen Bundesgebiet anerkannten Feiertagen auszustrahlen.
Daraus ergibt sich dann auch das Werbefenster von ARD und ZDF zwischen 18.00 und 20.00 Uhr. Da nach 20.00 Uhr keine Werbung mehr gezeigt werden darf, ist der Vorabend die noch verbleibende Zeit des Tages, zu der die meisten Menschen Fernsehen schauen. Da jedoch nicht mehr als zwölf Minuten Werbung pro Stunde erlaubt sind und man 20 Minuten zur Verfügung hat, muss diese auf zwei Stunden verteilt werden, wodurch sich ein Beginn der werbefinanzierten Inhalte um 18.00 Uhr ergibt.
Die weiteren Richtlinien regeln dann unter anderem die eindeutige Trennung von Inhalt und Werbung und welche Mindestanforderungen an einen Werbetrenner gestellt werden. Zudem werden dort die Bedingungen für Split-Screen-Werbung und Gewinnspiele aufgeführt.
Marcel: Ich bin großer Fan der Sitcom «Die wilden 70er». Vor kurzem habe ich gelesen, dass kabel eins vorhat, die noch nicht ausgestrahlten Staffeln sieben und acht zu senden. Gibt es dazu nähere Informationen?
Christian Richter: Dies interessierte auch Dani. Dass kabel eins die finalen Staffeln der Serie noch ausstrahlen wolle, wussten Quotenmeter.de-Leser schon lang. Nun hat der Sender endlich einen passenden Sendetermin gefunden. Ab 12 Oktober sind werktäglich ab 13.40 Uhr die 47 neuen Episoden in Doppelfolgen zu sehen.
Patrick: Als Berliner (und falls man bei Arte reingeschaut hat) bekam man am 05. September «24h Berlin» zu sehen. Dabei frage ich mich, wie viele Zuschauer die Sendung hatte, immerhin war es wohl ein bisher einzigartiges Fernsehprojekt.
Christian Richter: In der Tat war dieses Vorhaben bisher einzigartig. Bereits vor rund einem Jahr filmten 80 Kamerateams einen kompletten Tag in der deutschen Hauptstadt und ließen so eine 24stündige Echtzeit-Doku entstehen, die sowohl vom RBB als auch von Arte am 05. September gezeigt wurde. Die Ausstrahlung wurde für beide Sender zu einem beachtlichen Erfolg, da überdurchschnittliche Marktanteile erzielt werden konnten. Diese kletterten auf bis zu zwei Prozent an und lagen damit deutlich über den jeweiligen Senderschnitten.
Während noch in der Nacht zwischen 03.00 und 08.00 Uhr die Reichweiten im RBB kaum im messbaren Bereich lagen, verfolgten bei Arte im selben Zeitrum durchschnittlich etwa 20.000 Menschen die Ereignisse. Am frühen Vormittag kletterten die Zuschauerzahlen beim RBB auf rund 150.000 Zusehern, bevor sie ab 14.00 Uhr rund 200.000 betrugen. Zwischen 10.00 und 12.00 Uhr sahen den Marathon bei Arte etwa 50.000 Menschen, bevor die Sehbeteiligung ab 14.00 Uhr auf rund 130.000 anstieg. Ab 18.00 Uhr kletterte sie sogar auf 150.000 an. Den größten Zuspruch fand das Projekt im RBB zwischen 20.00 und 21.00 Uhr. Zur Primetime waren rund 300.000 Menschen dabei. Ab 21.00 Uhr hielten sich die Quoten immerhin noch bei etwas mehr als 200.000 Zuschauen. Der Höhepunkt bei Arte befand sich zwischen 22.00 und 23.00 Uhr, denn mit rund 350.000 Zuschauern überragte der Kultursender sogar die Werte des RBB. Ab 0.00 Uhr sanken die Reichweiten bis zum Ende der Sendung um 3.00 Uhr konstant auf einen Endwert von je rund 20.000 Zusehern ab.
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Heute mit Quoten vom Basketball und der finalen «Friends»-Folge sowie den Vorschriften der Werbung bei ARD/ZDF.
Thomas: Wie waren die Basketball-Quoten mit deutscher Beteiligung beim DSF?
Christian Richter: Insgesamt gesehen kann das Deutsche Sportfernsehen mit den Reichweiten der Basketballübertragungen zufrieden sein. Im Schnitt kommt der Spartenkanal auf 0,9 Prozent Marktanteil bei allen und ein Prozent in der Zielgruppe. Die Basketballspiele liegen deutlich darüber. Zur Veranschaulichung hier die Werte eines Zwischenrundenspiels gegen Mazedonien: Am Sonntagnachmittag sahen knapp 400.000 Menschen zu, bei allen Zuschauern kam man auf 2,4 Prozent Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden 3,3 Prozent gemessen.
Michael: Ich war und bin ein großer Fan der Serie «Friends». Daher macht es mich sehr neugierig, wie viele Zuschauer die finale Episode auf ProSieben sahen?
Christian Richter: Am 11. Oktober 2005 zeigte ProSieben die letzte Folge der erfolgeichen Sitcom. Insgesamt sahen 2,10 Millionen Zuschauer, wie Ross und Rachel wieder zusammenfanden. Dies entsprach einem Marktanteil von 6,4 Prozent. In der Zielgruppe ließen sich das große Finale 1,83 Millionen werberelevante Zuschauer nicht entgehen. Der Marktanteil bei den Jungen lag bei guten 13,4 Prozent.
David: Wie konnte ProSieben «Sex and the City» im Sommer 2006 trotz der Altersfreigaben wochentags um 18 Uhr senden?
Christian Richter: Als die Serie für wenige Wochen im Vorabendprogramm ausgestrahlt wurde, entschärfte sie der Sender. ProSieben selbst bezeichnete die Kürzungen als "chirurgischen Schnitten in einigen Episoden“ um eine Jugendgefährdung zu vermeiden. Dabei wurden bei einigen Episoden explizite Dialoge (z.B. über Penisgrößen oder Oralverkehr) sowie allzu freizügige Szenen entfernt. Die Freiwillige Selbstkontrolle gab die Serie dadurch frei.
Moritz: Werden von der RTL-Sitcom «Alles Atze» eigentlich noch neue Folgen produziert? Oder vielleicht von «Frei Schnauze (XXL)»?
Christian Richter: «Alles Atze» wird sicherlich nicht fortgesetzt – dafür waren auch die Zuschauerzahlen der Wiederholungen am späten Freitagabend zu schlecht. Bei «Frei Schnauze» ist eine Wiederaufnahme der Produktion ebenfalls sehr unwahrscheinlich.
Tobias: Wird es eine weitere Staffel von «Let’s Dance» bei RTL geben?
Christian Richter: Das ist recht wahrscheinlich. RTL sucht verschiedenen Berichten zufolge eifrig nach einem neuen Moderator für das Format. Hape Kerkeling wird dafür nicht mehr zur Verfügung stehen. Angeblich ist Michelle Hunziker eine der Kandidatinnen für diesen Posten. So lange hier aber nichts feststeht, können die konkreten Planungen zu «Let’s Dance» aber natürlich nicht weitergehen.
Mark: Ich stelle mir oft die Frage, wieso die Fernsehsender in Deutschland und den USA so zögerlich sind, wenn es darum geht weitere Staffeln einer Serie zu entwickeln. Zum Beispiel «Doctor's Diary», wo man die Zuschauer lang zappeln ließ. Und sogar bei «Grey's Anatomy» ist es noch unklar, ob es nach der sechsten Staffeln weitergeht.
Christian Richter: Die Antwort ist eigentlich recht schlüssig. Setzt man eine Serie fort, ohne wirklich das Gefühl zu haben, dass man in das richtige Projekt investiert, hat man viel Geld in den Sand gesetzt. Gerade in den Zeiten der Wirtschaftskrise, die natürlich auch die TV-Sender tangiert, ist das eigentlich der Worst Case. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, ob die deutschen Zuschauer «Doctor’s Diary» wirklich auch im zweiten Jahr akzeptieren, wenngleich RTL schon 2008 erkennen ließ, dass eine dritte Staffel recht wahrscheinlich ist. Ähnlich sieht es in den USA aus. Hier muss immer bedacht werden, dass eine Serie je länger sie läuft auch immer teurer wird. Die Gagen erhöhen sich im Zwei-Jahres-Takt – und das meist um einiges. Deshalb pokern Schauspieler, Sender und Produktionsstudios gerne bis zur letzten Minute.
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