Der Fall Doris J. Heinze

Mit der Kündigung seiner Fernsehfilmchefin Doris J. Heinze hat der NDR erste Schritte zur Aufklärung der Drehbuchaffäre eingeleitet.

Für Aufruhr in der Medienbranche sorgte in den letzten Wochen die wegen Betrugsvorwürfen suspendierte NDR-Fernsehfilmchefin Doris J. Heinze. Als einflussreiche Persönlichkeit beim Norddeutschen Rundfunk hatte Heinze über acht Jahre lang Drehbücher ihres Ehemannes Claus Strobel eingekauft und verfilmt, die dieser unter dem Pseudonym Niklas Becker geschrieben und über zwei Produktionsfirmen vermittelt hatte. Auch Heinze selbst verkaufte unter falschem Namen insgesamt zwei Drehbücher und ein Treatment an ihren eigenen Sender und fügte dem NDR damit einen noch nicht bezifferten finanziellen Schaden zu, da freie Drehbuchautoren ein deutlich höheres Honorar als beim Sender angestellte Autoren bekommen.

Aufgedeckt wurde der Skandal durch Nachforschungen der Süddeutschen Zeitung, die eine sofortige Suspendierung Heinzes durch den NDR zur Folge hatten. In der vergangenen Woche wurde der ehemaligen Filmchefin nun offiziell gekündigt und damit die Basis für eine Aufklärung des Sachverhalts gelegt. Gleichzeitig wurde auch bekannt, dass Strobel nicht nur eigene Werke, sondern auch Romane ohne Erlaubnis zu Drehbüchern umgeschrieben hat. Gänzlich unbekannt waren die Vorgänge aber offenbar nicht: So heißt es aus Kollegenkreisen, dass Heinzes Vorgehen durchaus kein Geheimnis war, man aus Sorge um Aufträge allerdings keine Auseinandersetzung riskierte.



Neben Heinze wurden auch zwei Mitarbeiter der Produktionsfirma Allmedia Pictures entlassen, über die Geschäfte mit der Filmchefin abgewickelt wurden. Die Ermittlungen in den nächsten Wochen und Monaten werden zeigen, ob Heinzes Machenschaften im NDR-Stab noch weitere Kündigungen nach sich ziehen wird.
12.09.2009 12:29 Uhr  •  Jakob Bokelmann Kurz-URL: qmde.de/37216