Die Kritiker: «Irene Huss, Kripo Göteborg: Der tätowierte Torso»

Story
Eine Spaziergängerin findet am Fjordufer von Göteborg einen Plastiksack mit einem menschlichen Torso. Arme, Beine und Kopf wurden mit brachialer Gewalt abgetrennt. Außerdem hat der Täter die inneren Organe mit chirurgischer Präzision herausgeschnitten. Eine fernöstlich erscheinende Tätowierung an der Schulter des Opfers ist die einzige Spur. Sie führt Kommissarin Irene Huss nach Kopenhagen, wo zwei Jahre zuvor eine Prostituierte auf ähnliche Weise ermordet wurde. Irene nimmt die Gelegenheit wahr, um in Dänemark auch nach Isabell Lind zu suchen. Die Tochter ihrer Nachbarin folgte der Einladung einer Model-Agentur und hat sich laut Aussage ihrer besorgten Mutter seit einem halben Jahr nicht gemeldet.

Irene kontaktiert den mysteriösen Sexshop- Besitzer Tanaka, der mehr über die Tätowierung des Opfers zu wissen scheint, als er sagt. Dank seiner Verbindungen spürt sie überraschend die vermisste Isabell auf, die in einem Bordell arbeitet. Bevor Irene die junge Frau nach Hause zu ihrer Mutter schicken kann, wird auch Isabell ermordet und zerstückelt – die grausame Tat trägt dieselbe Handschrift wie die des von der Polizei in Göteborg gesuchten Mörders.

Irene wird klar, dass der Täter ihr wie ein Schatten folgt und in ihrem nächsten Umfeld zu suchen ist. Doch bevor sie zugreifen kann, erhält sie auf ihrem Handy eine Videobotschaft: Zu sehen ist, wie der Mörder eine weitere Zerstückelung vorbereitet. Das Opfer ist Irenes Tochter Jenny.

Darsteller
Angela Kovacs («Wallander») ist Irene Huss
Lars Bjarke («Anna Pihl») ist Danish raping Biker
Lars Brandeby («Dieselråttor och sjömansmöss») ist Sven Andersson
Eric Ericson («Der Kommissar und das Meer: Den du nicht siehst») ist Fredrik
Claus Gerving («Anna Pihl») ist Peter Möller
Fredrik Hammar («Van Veeteren - Borkmanns punk») ist Basta
Anders Heinrichsen («Crying for Love») ist Emil Bentzén
Bjarne Henriksen («The Killing») ist Jens Metz
Junix Inocian («Lewis: Counter Culture Blues») ist Tom Tanaka
Emil Klingvall («Guidance») ist Henning Oppdahl
Mikaela Knapp («Upp till kamp») ist Jenny Huss
Anki Lidén («Glowing Stars») ist Yvonne Stridner
Jenny Lindqvist ist Isabell
Evalena Ljung-Kjellberg («Kommissarie Winter») ist Monika Lind
Dag Malmberg («Wallander - Pyramiden») ist Jonny
Reuben Sallmander («Millenium: Part 1 - Men Who Hate Women») ist Krister Huss
Emma Swenninger ist Birgitta Moberg

Kritik
Bereits im vergangenen Jahr konnten die Filme mit der schwedischen Kommissarin Irene Huss im dortigen Fernsehen große Erfolge feiern. Sie basieren auf den Romanen der schwedischen Autorin Helene Tursten und diese erfreuen sich mittlerweile auch außerhalb ihrer literarischen Heimat großer Beliebtheit. In Deutschland kommen die Ermittlerin Irene Huss und ihr Team nun erstmals als Sommervertretung für die Talkshow von Anne Will ins Spiel.

Und der Auftakt hat es gleich ziemlich in sich. «Der tätowierte Torso» stellt nämlich zugleich den blutigsten aller bisherigen Verfilmungen dar. Er führt die Kommissarin nach einem abscheulichen Fund an einem schwedischen Fjord auch zu Ermittlungen nach Dänemark. Von da an geht es immer wieder zwischen den Ländern hin und her, so dass der Zuschauer sich manchmal schon fragen muss, wo sich die gezeigte Handlung denn nun gerade abspielt. Und dennoch weiß die Produktion zu überzeugen. Die Bilder sind – wie für so viele skandinavische Filme üblich – gewohnt kühl gehalten. Doch bei den Charakteren hat man sich dieses Mal an ein Novum gewagt. Denn Irene Huss kommt wesentlich lockerer, fröhlicher und nicht depressiv daher – sonst eher alles Eigenschaften der sonstigen literarischen Pendants aus dem europäischen Norden. Gemeinsam mit ihrem Team aus Hauptkommissar Andersson, den Polizisten Blum, Strich und Moberg sowie der Gerichtsmedizinerin Stridner bildet sie ein harmonisches, wenn auch teilweise sehr skurriles Gespann. Besonders Blum ist mit seiner unkonventionellen Art eine wahre Bereicherung.

Hauptdarstellerin Angela Kovács überzeugt vollends in ihrer Rolle. Ansonsten ist die schwedische Schauspielerin vor allem als Theaterstar und Trägerin des renommierten Ingmar Bergman-Preises bekannt. Sie verleiht ihrer Figur eine natürliche und sehr ansprechende Emotionalität und steht damit im Gegensatz so vieler anderer TV-Kommissare. Sie schafft es zudem, Arbeits- und Ehealltag - inklusive zweier pubertierender Zwillingsmädchen - in den Griff zu bekommen und scheint auf den ersten Blick eine sehr ausgeglichene Persönlichkeit zu sein.

Der Fall an sich ist sehr komplex und führt, wie oben schon erwähnt, zu grenzüberschreitenden Ermittlungen. Wirklich Innovative Ideen bietet das Drehbuch zwar nicht wirklich und die Masse an Verwicklungen und Ereignissen hat schon eine ziemlich hohe Schlagzahl – dennoch macht der Auftakt Lust auf mehr. Verpackt wird das Ganze dann noch in eine exzellente Kameraarbeit, die die Städte Göteborg und Kopenhagen anhand von realen Schauplätzen stimmungsvoll ins Bild zu setzen weiß. Eine zurückhaltende, aber passenden musikalische Untermalung weiß letztlich das Bild vollends abzurunden.

Freunde gepflegter Krimiunterhaltung sollten der sympathischen Ermittlerin unbedingt eine Chance geben. Verdient hat die Produktion es allemal.

Das Erste zeigt die Filme aus der Reihe «Irene Huss, Kripo Göteborg» ab dem 12. Juli 2009 immer sonntags um 21.45 Uhr. Den Auftakt bildet die Verfilmung «Der tätowierte Torso».
09.07.2009 13:09 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/36043