Der Fernsehfriedhof: «Das kann ja mal passieren»

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 40: Die Ur-Version von «TV Total».

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir eines Meilensteins der deutschen Fernsehgeschichte, von dem kaum einer weiß, dass es ihn gab.

«Das kann ja mal passieren» wurde im Jahr 1997 geboren und entstand zu einer Zeit als Stefan Raab beim Musiksender VIVA seinen Höhepunkt erreicht hatte. Seine Personality-Show «Vivasion» erfreute sich großer Beliebtheit und auch seine Songs „Böörti Böörti Vogts“ und „Hier kommt die Maus“ waren deutschlandweite Hits. Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann der ehemaliger Metzger nach einer größeren Plattform für seine Späße suchte.

Daher produzierte er eine Show, die er den verschiedensten Sendern anbieten wollte. Dabei handelte es sich um ein Comedyformat, dass eine Weiterentwicklung von «Vivasion» bzw. später «Vivasion plus» darstellte. Auch in seiner neuen Sendung begrüßte er prominente Gäste, (u.a. Karl Dall, Rudolph Mosshammer und Verona Feldbusch) mit denen er lustige Interviews führte. Sein altes Keyboard, mit dem er bei «Vivasion» kurze Jingles in den Sendeablauf einspielen konnte, wurde durch kleine Köpfe ersetzt, die im neuen Schreibtisch eingebaut waren und auf denen nun kurze Fernsehausschnitt lagen. Musikalisch unterstützt wurde er durch eine Liveband, die neben einer Treppe stand. Zudem sorgte Raab mit kurzen Filmen wie «Raab in Gefahr» für weitere Lacher und ließ zusammengesetzte Melodien erraten.

Dem findigen Leser werden hier die Ähnlichkeiten zu Raabs späterer Sendung «TV Total» auffallen. Dies ist nicht verwunderlich, da die heutige ProSieben-Show eine Weiterentwicklung von «Das kann ja mal passieren» ist. Viele Elemente wurden dafür übernommen. Weggefallen ist unter anderem der Einsatz des Publikums, das bei bestimmten Situationen geschlossen den Titel der Show rief. Das Melodienspiel wurde später im Rahmen von «Schlag den Raab» aufgegriffen.

Obwohl es sich bei der Show eigentlich nur um einen Piloten handelte, wurde sie bei Raabs altem Heimatsender VIVA anlässlich einer Sonderprogrammierung einmal ausgestrahlt und noch am selben Abend einmal wiederholt. Danach verschwand sie im Archiv. Für die zweite «TV Total»-Best-Of-DVD wurde sie wieder hervorgeholt und ist dieser als Bonusmaterial beigefügt worden.

«Das kann ja mal passieren» wurde im Jahr 1997 beerdigt und erreichte ein Alter von einer Folge. Das Format hinterließ den Entertainer Stefan Raab, der das Konzept ab 1999 als anfangs wöchentliche Fernsehshow «TV Total» weiterführte. Heute gilt Raab und seine Sendung als kreativer Ausgangspunkt für zahlreiche Events und den internationalen Erfolg «Schlag den Raab».

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs widmet sich der teuersten Comedyserie aller Zeiten.
11.06.2009 10:15 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/35470