Die Experten: 25. Mai 2009
Mit Hintergründen zur Wahlwerbung, UK-Quoten, «ESC»-Ergebnissen und News zu «Psych» und Mario Barth.
Michael: Bald sind Bundestagswahlen und dann werden wieder Werbespots der Parteien laufen. Diesbezüglich würde mich interessieren, ob diese Wahlwerbespots gesondert gehandhabt werden? Haben die Parteien Einfluss darauf, wann ihre Spots zu sehen sind? Sind die Sender verpflichtet Wahlwerbespots zu senden?
Christian Richter: Zwischen dem 31. und dem vorletzten Tag vor der Wahl sind in der Regel alle privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunksender verpflichtet Sendezeiten anzubieten. Gehen die Parteien darauf nicht ein, gilt die Pflicht trotzdem als erfüllt. Einen Anspruch auf Sendezeit haben dabei alle Parteilen, die den Status eines "zugelassenen" Wahlvorschlags haben. Dabei ist es unerheblich, ob dieser für eine gesamte Liste oder nur für einen Wahlkreiskandidaten gilt. Die Sendezeit wird dann nach der Bedeutung der Parteien vergeben. Dabei sind die Ergebnisse vorangegangener Wahlen ein wichtiger Faktor. Es fließen jedoch auch die Dauer des Bestehens, die Mitgliederanzahl und Beteiligungen an der Regierung mit ein.
Wahlwerbesendungen von Parteien, die eine Fraktion im Bundestag stellen, müssen mindestens halb so lang sein wie die von sonstigen Parteien. Die Grünen, die CSU, die Linke und die FDP erhalten also mindestens die Hälfte der Sendezeiten von SPD oder CDU. Gleichzeitig dürfen aber auch die größten Parteien nicht mehr als viermal soviel Sendezeit bekommen wie die kleinsten.
Demnach erhielten bei der Bundestagswahl 2005 SPD und CDU jeweils 8 x 90 Sekunden (also 12 Minuten). Die übrigen im Bundestag vertretenen Parteien erhielten halb soviel, also 4 x 90 Sekunden (also 6 Minuten) und die kleinsten Parteien bekamen nur 2x90 Sekunden zugesprochen.
Grundsätzlich gilt für einen Spot dabei eine Läge von 90 Sekunden als Ideallänge. In regionalen Fensterprogrammen mit einer Länge von 30 Minuten kann dieser Wert auf 30 Sekunden herabgesetzt werden. Noch weiter unterschritten werden, soll er aber nicht.
Für die Platzierung der Spots gilt, dass diese in der Hauptsendezeit ausgestrahlt werden müssen. Beim Hörfunk geht man von einer täglichen Sendezeit zwischen 6.00 und 19.00 Uhr aus. Im Fernsehen bezieht sich dieses Fenster auf 17.00 bis 23.00 Uhr. Die genauen Sendezeiten müssen dann gleichwertig vergeben werden, wobei die Preiskategorien der kommerziellen Werbung die Grundlagen für einen Vergleich sind. Zudem dürfen die Wahlwerbespots nicht im Rahmen einer kommerziellen Werbeunterbrechung laufen.
Für die Inhalte sind die Parteien dabei selbst verantwortlich, was auch stets vor den jeweiligen Spots betont wird. Die Sender haben bei der Auswahl und Vergabe der Spots kein Mitspracherecht. Sie dürfen nur die Ausstrahlung eines Spots zurückweisen, wenn ein Straftatbestand erfüllt ist.
Die Kosten für einen solchen Werbespot sind für die Parteien verhältnismäßig gering, da sie nur die sogenannten „Selbstkosten“ des Senders tragen müssen – also die technische Grundkosten für den Sendebetrieb. Darunter fallen nicht die Kosten für Programm und Programmgestaltung. Dieser Betrag wurde festgesetzt auf lediglich 35 Prozent des normalen Sekundenpreises für kommerzielle Werbung. Daher stellt die Ausstrahlung von Wahlwerbespots für die Privatsender kein ertragreiches Geschäft dar.
Annemarie: Wie sehen eigentlich die Einschaltquoten von «Primeval» in Großbritannien aus?
Christian Richter: Die Serie gehört regelmäßig zu den erfolgreichsten Sendungen des Heimatsenders ITV. Die erste Staffel sahen im Durchschnitt 6,39 Millionen britische Zuschauer. Die sieben Episoden der zweiten Staffel waren mit einem Zuschauerschnitt von 6,28 Millionen Menschen genauso erfolgreich. Die aktuelle dritte Staffel lief zum einen teilweise gegen das erfolgreiche BBC-Format «Dr. Who» und wurde zudem verhältnismäßig spät im Jahr gezeigt, wodurch die allgemeine Fernsehnutzung aufgrund des guten Wetters sank. Daher konnte bisher nur ein Durchschnittswert von knapp fünf Millionen Zuschauern erreicht werden.
Daniel: Mich würde interessieren, wann RTL neue Folgen von «Psych» ausstrahlt.
Christian Richter: Dies interessierte auch Jan. Wann die dritte Staffel um den vermeintlichen Hellseher Shawn Spencer bei uns zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. RTL gab nun jedoch bekannt, die erste Staffel der Serie ab 07. Juli 2009 noch einmal auf dem gewohnten Sendeplatz wiederholen zu wollen. Die Ausstrahlung der neuen Folgen sei dann im Anschluss an die 15 Episoden denkbar oder ab Januar 2010, wenn der Sender seine Erfolgsserie «Monk» traditionell in die Winterpause schickt.
Mit Hintergründen zur Wahlwerbung, UK-Quoten, «ESC»-Ergebnissen und News zu «Psych» und Mario Barth.
Christian: Nachdem in der vergangenen Woche in den USA das dramatische Staffelfinale von «Grey’s Anatomy» lief, hätte ich gerne gewusst, ob es eine weitere Staffel geben wird und ob alle bisherigen Hauptdarsteller dabei bleiben werden?
Christian Richter: Da die Serie zu den zuschauerstärksten Programmen des amerikanischen Heimatsenders ABC gehört, stand eine Verlängerung der Produktion außer Frage. Daher war es keine Überraschung, dass bei den Upfronts eine sechste Staffel angekündigt wurde. Auch im Cast wird sich nicht allzu viel ändern, auch wenn zuweilen die Gerüchteküche im Vorfeld brodelte. Die Hauptdarsteller Ellen Pompeo, Katherine Heigl, T.R. Knight und Patrick Dempsey werden wohl auch in der sechsten Staffel dabei sein.
Christian: Wann gibt’s die Shows mit Oliver Pocher bei Sat. 1 zu sehen? Und wann wird die Show mit Günter Jauch und Oliver Pocher ausgestrahlt? Wird es auch was neues von Günter Jauch geben?
Christian Richter: Oliver Pochers Exklusivvertrag mit Sat.1 beginnt offiziell im Herbst 2009. Ab diesem Zeitpunkt ist auch mit seiner eigenen Late-Night-Show zu rechnen. Zuvor wird er jedoch für Sat.1 in der Show «Sportfreunde Pocher» Spieler für eine Benefizspiel gegen den FC Bayern casten. Die vierteilige Reihe wird bereits im Sommer zu sehen sein.
Von der gemeinsam Show von Oliver Pocher und Günther Jauch mit dem Titel «Fünf gegen Jauch» wurden bisher lediglich zwei Piloten aufgezeichnet, die jedoch sendefähig seien. Bisher hat noch kein Sender das Format endgültig gekauft. Interessiert wären aber RTL und Sat.1. Da jedoch Oliver Pocher ab Herbst exklusiv bei Sat.1 ist, müssten die Piloten noch vor Vertragsbeginn laufen, wenn diese nicht in Sat.1 gezeigt würden.
Für Günther Jauch sind keine neuen Sendungen geplant. Neben «Stern TV», «Wer wird Millionär?» und einigen Event-Shows wird er sich weiter hauptsächlich mit seiner Firma I&U um die Produktion bekannter Formate kümmern.
Falk: Ich würde gerne wissen, ob die Serie «Feuersturm und Asche» mal wieder irgendwo gezeigt wird.
Christian Richter: Das 12-teilige Monumental-Epos mit Jane Seymour («Dr. Quinn»), Sharon Stone («Basic Instinct»), Barry Bostwick («Chaos City») und John Rhys-Davies («Indiana Jones», «Herr der Ringe») gilt mit 110 Millionen Dollar Produktionskosten als teuerste Fernsehproduktion der 80er Jahre. Erstmals war die Miniserie über den zweiten Weltkrieg ab Anfang 1995 bei Kabel eins zu sehen. Der Sender wiederholte sie rund ein Jahr später noch einmal und zeigte sie damit zum letzten Mal im Free-TV. Ab 1999 wurde die Produktion immer wieder auf den verschiedensten Kanälen von Premiere gezeigt, zuletzt Ende 2004. Eine erneute Ausstrahlung ist in nächster Zeit leider nicht geplant.
Christian: Wird es bald wieder was von Mario Barth geben? Leider hört man nichts mehr von ihm.
Christian Richter: Nach seinem erfolgreichen Weltrekord und dem Kinodebüt gönnt sich der Comedian eine kleine Pause, bevor sein neues Programm „Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!“ am 09. September 2009 in der Berliner O2-World Weltpremiere feiern wird. Mit diesem wird er dann wieder durch die deutschen Hallen und Fernsehshows touren. Davor sind Preview-Auftritte geplant, von denen er jedoch einige aufgrund einer Stimmband-OP absagen musste.
Sue: Zum aktuellen Anlass, dem Song-Contest, hätte ich einige Fragen. Wie viele Punkte bekam Deutschland in den letzten Jahren (um mal einen Vergleich zu haben)? Waren die Punkte in diesem Jahr für Norwegen die Höchsten seit Grand-Prix-Start? War es der größte Abstand zwischen Platz 1 und 2 in der Grand-Prix-Geschichte?
Christian Richter: Ein Vergleich von früheren Zahlen ist beim «Eurovision Song Contest» schwierig, da sich im Laufe der Geschichte die Anzahl der teilnehmenden Nationen und damit auch die zu vergebenen Punkte immer wieder verändert haben. Mit insgesamt 387 Punkten stellte der diesjährige Gewinner Alexander Rybak tatsächlich den Rekord mit dem besten Finalergebnis aller Zeiten auf. Auch stellt sein Abstand zum zweitplatzierten den größten in der Geschichte des Wettbewerbs dar. Das bisher beste Ergebnis erzielte die serbische Sängerin Marija Šerifović im Halbfinale 2007 mit 298 Punkten. Den Titel für die höchste Punktzahl in einem Finale konnte bisher die finnische Gruppe Lordi mit 292 Punkte für sich beanspruchen.
Die deutsche «ESC»-Geschichte ist nicht mit so vielen Rekorden verbunden. Den einzigen Titel konnte bisher Nicole mit ihrem Lied „Ein bisschen Frieden“ gewinnen. Damals im Jahr 1982 reichten ihr 161 Punkte zum Sieg. Das zweitplatzierte Israel hatte am Ende des Abends nur 100 Punkte bekommen. 1994 wurde die deutsche Gruppe MeKaDo mit der Schauspielerin Dorkas Kiefer mit 128 Punkten dritter. Fünf Jahre später feierte Ralph Siegel seinen letzten Erfolg mit der deutsch-türkischen Gruppe Sürpriz. Der Titel „Reise nach Jerusalem“ gewann 140 Punkte und damit den dritten Platz. Die Gewinnerin der «Soundmix»-Show Bianca Shomburg erreichte 1997 nur 22 Punkte und damit Platz 18. Guildo Horn holte ein Jahr später schon 86 Punkte und war am Ende siebenter. Einen stolzen fünften Platz mit 96 Punkten konnte im Jahr 2000 Stefan Raab erobern. Sein Schützling Max Mutzke kam am Ende des Finales 2004 auf immerhin 93 Punkte und damit Platz 8. Unsere übrigen Teilnehmer waren: Michelle („Wer Liebe lebt“ 2001) mit 66 Punkten und Platz 8, Corinna May („I can’t live without music“, 2002) mit 17 Punkten und Platz 21, Lou („Let’s get happy“, 2003) mit 53 Punkten auf Platz 12, Gracia („Run & Hide“, 2005) mit 4 Punkten auf dem letzten Platz, Texas Lightning („No No Never“, 2006) mit 36 Punkten und Platz 15, Roger Cicero („Frauen regier’n die Welt“, 2007) mit 49 Punkten und Platz 19 und die No Angels („Disappear“, 2008) mit 14 Punkten auf dem letzten Platz.
Uschi: Wie viele Leute sehen eigentlich in einer Werbepause noch zu?
Christian Richter: Da die Einschaltquoten minutengenau gemessen werden, lässt sich dies für jede einzelne Sendung exakt feststellen. Im Durchschnitt beträgt der Verlust etwa 20 bis 30 Prozent.
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