Sonntagsfragen an Alexander Ollig

Er soll der Retter in der Not sein: Alexander Ollig, erst vor einem Monat vom ZDF zur Bavaria-Film gekommen und eigentlich Produzent der «Rosenheim Cops», soll die quotenschwache ARD-Daily «Eine für alle» auf Vordermann bringen. Was er bei der Produktion verändern will, verriet er im Gespräch mit Quotenmeter.de.

Herr Ollig, Sie sind vom ZDF zur Bavaria Film gewechselt, um dort eigentlich als Produzent der «Rosenheim Cops» tätig zu sein. Nun kam auch noch der Produzentenposten bei «Eine für alle» hinzu. Wie lange mussten Sie überlegen, ehe Sie sich für die Aufgabe entschieden haben?
Es war keine spontane Entscheidung. Es ist für mich eine spannende Herausforderung, eine so große, wichtige Produktion weiterzuführen.

Keine spontane Entscheidung? Wie lang haben Sie das Angebot denn schon?
Eine genaue Anzahl an Tagen kann ich Ihnen nicht nennen – es sind jedenfalls inzwischen schon Wochen. Ich habe inzwischen alle Folgen im Fernsehen gesehen, mir weitere DVDs geholt, um die Geschichte noch weiter zu verfolgen und natürlich auch schon Bücher gelesen, die noch gar nicht gedreht sind.

Die Quoten liegen bisher vermutlich auch unter Ihren Erwartungen? Wie weit liegen sie denn drunter?
Natürlich liegen sie unterhalb der Erwartungen. Wir wollten eine ganz neue Farbe ausprobieren, haben uns deshalb entschieden, in der täglichen Serie das Thema Wirtschaft in den Vordergrund zu stellen. Unser Unternehmen «Eine für alle» wurde jetzt auf deutliche Art und Weise von der Weltwirtschaftskrise überrollt. Man könnte sagen, dass wir den Heuschrecken vorweg gelaufen sind. Die ARD hat die Serie im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben, als von der Finanzkrise noch keine Rede war. Heute sind wir mit eben diesen Themen aber zu nah an der Realität dran. Die Bürger wollen die Geschichten nicht sehen, weil sie sich im echten Leben damit herumschlagen müssen. Hinzu kommt natürlich der schwierige Sendeplatz, auf dem zuletzt fast alles floppte.

Man muss Ihnen zu Gute halten: Das Konkurrenzprogramm ist nicht ohne…
Richtig: Die Privaten zeigen ebenfalls Dailys, im ZDF laufen die «heute»-Nachrichten.

Herr Ollig, Sie kommen auch jetzt gerade aus Besprechungen – wo wollen Sie denn zuerst ansetzen, um das Format aus dem Quotentief zu holen?
Wir müssen mehr die Geschichten der Menschen erzählen – das Thema Wirtschaft wird also etwas mehr in den Hintergrund rücken. Wir werden beispielsweise näher an der Familie Lemke, der Familie Dubois und dem privaten Umfeld der beiden anderen Frauen des Kleeblatts dran sein. Eines ist aber sicher: Die Schauspieler, das Team, das vor Ort arbeitet, sind wirklich klasse und haben so viel Potential, dass ich mir darum keine Sorgen machen muss.

Sie haben nur ein Problem, Herr Ollig: All das, was Sie jetzt verändern, ist erst in zwei bis drei Monaten auf dem Bildschirm zu sehen. Ist da nicht schon alles zu spät?
Es gibt Elemente, in die man recht schnell eingreifen kann: Motive, Kostüme, Schauspielerführung. Sie haben aber recht, dass das bei den Büchern nicht funktioniert – das braucht eine gewisse Zeit. Es ist aber nichts ungewöhnliches, dass man bei Dailys nachjustiert und dann eben in Kauf nimmt, dass der große Tanker zunächst einmal auf der ursprünglich vorgegebenen Route weiterfährt.

Eine letzte Frage noch: Ist «Eine für alle» eigentlich männerfeindlich?
(lacht) Sie sprechen den Titelzusatz „Frauen können’s besser“ an. Überhaupt nicht – wenn Männer darunter leiden, na dann gute Nacht starkes Geschlecht.

Vielen Dank für das Interview.
10.05.2009 09:18 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/34814